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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eines Kerkers oder Verlieses – vermutlich war es eine Arrestzelle für betrunkene oder randalierende Soldaten. Es kam mir eigenartig vor, meinen Umhang und die Fäustlinge auszuziehen und zur Seite zu legen. Ich setzte mich auf die Bettkante und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
    Es kam ein Abendessen mit Brot und Fleisch und sogar einem Krug Ale. Der alte Mann schloß die Tür auf und gab mir das Tablett; und als er zurückkehrte, um es wieder zu holen, brachte er dafür zwei Decken. Ich dankte ihm, was ihn offenbar überraschte. Dann äußerte er zu meiner Bestürzung: »Du hast nicht nur deines Vaters Augen, sondern auch seine Stimme«, und bevor ich etwas sagen konnte, schlug er mir die Tür vor der Nase zu. Sonst redete niemand mit mir, und was ich an Gesprächen hörte, waren die Flüche und Redensarten eines Würfelspiels. Nach den Stimmen zu urteilen, befanden sich außer dem älteren Beschließer noch drei jüngere Männer in der Wachstube.
    Gegen Abend ließen die Wachen das Würfelspiel ruhen und unterhielten sich halblaut. Der Wind machte es mir unmöglich zu verstehen, was sie sagten; also erhob ich mich lautlos von meiner Pritsche und huschte auf Zehenspitzen zur Tür, um zu lauschen. Ein Blick durch das Guckfenster zeigte mir nicht weniger als drei Wachen. Der alte Mann schlief auf seiner Bettstatt in der Ecke, aber diese drei in Edels Farben nahmen ihre Pflichten ernst. Einer war ein bartloser Junge, bestimmt nicht älter als vierzehn Jahre, während die beiden anderen das Auftreten von Soldaten hatten. Das Gesicht des einen war schlimmer zernarbt als meins; ich schätzte ihn als notorischen Radaubruder ein. Der andere trug einen akkurat gestutzten Bart und war offensichtlich der Offizier vom Dienst. Der Zänker foppte den Jungen wegen irgend etwas, und der Junge quittierte die Sticheleien mit einer verdrossenen Miene. Diese beiden kamen offenbar alles andere als gut miteinander aus. Als der Rüpel den Jungen genug geärgert hatte, erging er sich in endlosen Beschwerden über Mondesauge. Der Schnaps war schlecht, es gab zu wenig Frauen, und die wenigen, die es gab, waren kalt wie der Winter selbst. Er wünschte sich, der König würde ihnen endlich den Marschbefehl geben; dann könnten sie den diebischen Halsabschneidern dieser Hure aus den Bergen zeigen, was eine Harke ist. Ha, sich einen Weg nach Jhaampe bahnen und diese Baumfestung einnehmen? Im Handumdrehen! Wozu diese Warterei? So ging es weiter und weiter. Die anderen nickten, wie zu einer Litanei, die sie auswendig kannten. Ich legte mich wieder hin, um nachzudenken.
    Hübscher Käfig.
    Wenigstens ist die Verpflegung gut.
    Nicht so gut wie hier draußen. Ein wenig warmes Blut in deinem Fleisch, das fehlt dir. Wirst du bald fliehen?
    Sobald ich weiß, wie.
    Ich verwendete einige Zeit darauf, meine Zelle zu untersuchen. Wände und Boden aus Holzbohlen, alt und hart wie Eisen unter meinen Fingern. Ein solides Dach, an das ich kaum mit den Fingerspitzen heranreichte. Und die Holztür mit dem vergitterten Fenster.
    Wenn es einen Fluchtweg gab, dann nur durch die Tür.
    Ich legte die Hände um die Gitterstäbe. »Könnte ich einen Schluck Wasser haben?« rief ich leise.
    Der Junge zuckte zusammen, und der Rüpel lachte ihn aus. Der Offizier schaute mich an, dann ging er zum Wasserfaß, füllte den Schöpfer, kam zur Tür und schob nur die Kelle zwischen den Stäben hindurch. Er ließ mich trinken, dann zog er die Kelle zurück und wandte sich ab.
    »Wie lange werdet ihr mich hier festhalten?« rief ich ihm nach.
    »Bis du tot bist«, antwortete der Zänker im Brustton der Überzeugung.
    »Wir sollen nicht mit ihm reden«, erinnerte ihn der Junge, und »Mund halten!« blaffte der Offizier. Der Befehl schloß mich mit ein. Ich blieb an der Tür stehen und beobachtete die drei Männer. Der Junge wurde unruhig, aber der Rüpel belauerte mich mit der hungrigen Aufmerksamkeit eines Haifischs. Die geringste Herausforderung, und er würde den unwiderstehlichen Drang verspüren, mich seine Fäuste schmecken zu lassen. Vielleicht ließ sich damit etwas anfangen. Ich hatte es satt, geschlagen zu werden, aber es schien in letzter Zeit das einzige zu sein, wobei ich ziemlich erfolgreich war. Haken wir ein wenig nach und sehen, was passiert. »Weshalb ist es verboten, mit mir zu sprechen?« erkundigte ich mich neugierig.
    Die drei tauschten Blicke. »Geh weg von der Tür und sei still!« befahl der Offizier.
    »Ich habe nur eine Frage gestellt«,

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