Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
zu bedeuten?«
    Einer ging zur Tür und öffnete sie. Kalter Wind und Brandgeruch quollen in den Raum. Der Rüpel zog den Kopf wieder zurück und verkündete: »Sieht aus wie ein großes Feuer am anderen Ende der Stadt.« Sofort standen auch die anderen beiden an der Tür. Ihr aufgeregtes Reden weckte den alten Mann, der sich erhob, um gleichfalls einen Blick nach draußen zu werfen. Auf der Straße lief jemand vorbei und rief: »Feurio! Es brennt beim Kornspeicher! Bringt Eimer!«
    Der Junge schaute zu seinem Offizier. »Soll ich gehen und nachschauen?«
    Einen Augenblick zögerte der Mann, aber die Versuchung war zu groß. »Nein. Ihr bleibt hier, und ich gehe. Seid wachsam.« Er griff nach seinem Umhang und lief hinaus, der Junge schaute ihm enttäuscht hinterher. Er blieb an der Tür stehen und starrte in die Dunkelheit. Dann: »Seht, noch mehr Flammen! Da drüben!« rief er. Der Rüpel fluchte, dann warf auch er sich den Umhang über.
    »Ich gehe und sehe mir das an.«
    »Aber wir haben Befehl hierzubleiben und den Bastard zu bewachen.«
    »Du bleibst hier. Ich komme sofort wieder. Ich will nur sehen, was da los ist!« Die letzten Worte warf er über die Schulter zurück und war schon verschwunden. Der Junge und der Beschließer tauschten mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick. Dann legte der Alte sich wieder hin, aber der Junge mochte seinen Beobachtungsposten nicht verlassen. Durch mein Guckfenster konnte ich einen schmalen Ausschnitt der Straße sehen. Ein Trupp Männer lief vorbei, gefolgt von einem im Galopp gezogenen Pferdewagen. Die gesamte Bevölkerung schien in Richtung des Feuers unterwegs zu sein.
    »Wie schlimm ist es?« fragte ich.
    »Von hier aus kann ich nicht viel erkennen. Nur Flammen hinter den Ställen. Funkengarben...« Der Junge schien enttäuscht zu sein, weil er die spannenden Vorgänge nicht aus nächster Nähe miterleben konnte. Als ihm plötzlich klar wurde, mit wem er redete, zog er abrupt den Kopf zurück und schloß die Tür. »Laß mich in Ruhe!« warnte er, ging zu seinem Stuhl und setzte sich hin.
    »Wie weit ist es von hier bis zu dem Kornspeicher?« erkundigte ich mich nichtsdestotrotz. Entschlossen, sich auf nichts einzulassen, starrte er auf den Boden. »Weil«, fuhr ich im Plauderton fort, »ich mir gerade überlegt habe, was ihr wohl tun werdet, falls das Feuer sich bis hierher ausbreitet. Ich habe keine Lust, bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Sie haben euch doch den Schlüssel hiergelassen, oder?«
    Der Blick des Jungen flog sofort zu dem alten Mann, und dessen Hand zuckte unwillkürlich zu der Tasche an seinem Gürtel. Das genügte mir als Antwort. Nach einer Weile hielt es den Jungen nicht mehr auf seinem Stuhl. Er ging wieder zur Tür und schaute hinaus. Ich sah, wie seine Wangenmuskeln mahlten. Der Beschließer trat hinter ihn und schaute über seine Schulter hinweg nach draußen.
    »Es breitet sich aus, nicht wahr? Ein Brand im Winter ist etwas Furchtbares. Alles trocken wie Zunder.«
    Der Junge sagte nichts, aber er wandte den Kopf und schaute mich an. Des alten Mannes Hand stahl sich erneut zu dem Schlüssel in der Gürteltasche.
    »Kommt und fesselt mir die Hände und laßt mich aus der Zelle. Keiner von uns möchte in diesem Haus sein, wenn die Flammen bis hierher kommen.«
    Ein Blick von dem Jungen. »Ich bin kein Dummkopf. Ich werde nicht derjenige sein, den man hängt, weil er dich freigelassen hat.«
    »Von mir aus kannst du brennen, Bastard«, fügte der Beschließer mit Nachdruck hinzu. Er reckte wieder den Kopf aus der Tür. Trotz der Entfernung hörte ich den Laut wie das feurige Schnauben eines Drachen, als irgendein Haus in einer aufschießenden Lohe verging. Der Brandgeruch war jetzt deutlich wahrzunehmen. Ich sah, wie der Junge die Fäuste ballte. Ein Mann lief an der offenen Tür vorbei. Er rief etwas von Kämpfen auf dem Marktplatz. Andere folgten ihm, und ich horte das Klirren von Schwertern und leichter Rüstung. Der Wind trug Asche heran, und das Brausen der Flammen war nicht mehr zu überhören. Rauch trieb in grauen Schwaden vorüber.
     Auf einmal wichen der Junge und der Beschließer wie in plötzlichem Schreck rückwärtsgehend von der Tür zurück. Nachtauge folgte ihnen und zeigte jeden einzelnen Zahn, den er besaß. Sein Knurren war lauter als das Prasseln der Flammen draußen.
     »Schließt meine Zelle auf, und er wird euch nichts tun«, sagte ich.
     Der Junge war mutig, denn er zog sein Schwert. Und er war klug, denn er ließ den

Weitere Kostenlose Bücher