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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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beide, Kettricken und Veritas, waren überzeugt gewesen, daß einer der eingezeichneten Wege zu dem Ort führte, wo König Weise zum erstenmal diesen geheimnisvollen Wesen begegnet war. Veritas hatte sich aufgemacht, um sein Glück zu versuchen. Natürlich führte er eine Kopie bei sich, von ihm selbst angefertigt. Ich hatte keine Ahnung, was aus dem Original geworden war, vermutlich war sie mit allem anderen auf die Reise nach Fierant gegangen, als Edel Bocksburgs Reichtümer geplündert hatte. Aber der Stil der Karte und das ungewöhnliche Muster der Randverzierung, hatten mich schon beim ersten Blick zu der Vermutung gebracht, daß es sich um das Faksimile einer noch älteren Mappa handelte. Die Ornamente entsprachen der künstlerischen Tradition der Chyurda; wenn das wirkliche Original irgendwo zu finden war, dann in der Bibliothek von Jhaampe. Während der Monate meiner Genesungszeit in den Bergen hatte ich Zugang dazu gehabt und wußte daher, die Bibliothek war groß und gut sortiert. Auch wenn ich nicht das Original dieser speziellen Karte fand, so doch vielleicht andere von derselben Region.
    Bei meinem Aufenthalt in den Bergen hatte mich beeindruckt, was für ein vertrauensvolles Volk die Chyurda waren. Ich hatte nur an wenigen Türen Riegel gesehen und nirgends Posten oder Wächter wie bei uns in Bocksburg. Es würde ein leichtes sein, in die königliche Residenz einzudringen – selbst falls man in der Zwischenzeit doch dazu übergegangen war, sich von Türhütern bewachen zu lassen. Die Außenwände bestanden nur aus Rindenbast, mit Lehm beworfen und dann bemalt. Ich traute mir zu, auf die eine oder andere Art hineinzugelangen. War ich erst drinnen, würde ich nicht lange brauchen, die Bibliothek zu durchsuchen und mir anzueignen, was ich brauchen konnte. Gleichzeitig eine gute Gelegenheit, mir Proviant zu beschaffen.
    Ich hatte soviel Anstand, mich bei dem Gedanken, guten Freunden als Dieb einen Besuch abzustatten, zu schämen, doch ich wußte, Scham würde mich nicht davon abhalten, es zu tun. Wie schon viele Male zuvor, blieb mir keine andere Wahl. Während ich durch den Schnee einen weiteren Hang hinaufwatete, hörte ich die Worte im Schlag meines Herzens. Keine Wahl, keine Wahl, keine Wahl. Das Schicksal selbst hatte mich zu einem Mörder gemacht, zu einem Lügner, einem Dieb. Und je heftiger ich mich gegen die verhaßte Rolle sträubte, desto unerbittlicher wurde sie mir aufgezwungen. Nachtauge trabte hinter mir her und sorgte sich wegen meiner Niedergeschlagenheit.
    Unser beider Geistesabwesenheit war der Grund, daß wir alle Vorsicht vergaßen und auf dem Kamm des Hügels angelangt, aufrecht und ohne Deckung stehenblieben – kaum zu übersehen für die Reiter unter uns, in dem Gold und Braun Farrows. Ich erstarrte wie ein aufgeschrecktes Reh. Trotz allem wären wir ihrer Aufmerksamkeit vielleicht noch entgangen, hätten sie nicht die Hunde bei sich gehabt. Ein Blick sagte mir alles. Zwölf Reiter, sechs Hunde. Keine Wolfshunde, Eda sei Dank, sondern kurzbeinige Bracken, fehl am Platz in diesem Wetter und Terrain. Ein hochbeiniger Mischling war dabei, hager, mit lockigem Fell. Er und sein Führer hielten sich abseits von der Meute. Edels Häscher mußten sich mit allem behelfen, was sie fanden. Der Mischling war es, der den Kopf hochwarf und bellte, und sofort brachen auch die Bracken in helles Gekläff aus, liefen durcheinander, reckten die Nasen in den Wind und gaben Laut, als sie unsere Witterung auffingen. Der Hundeführer hob die Hand und zeigte zu uns hinauf. Der Mischling und sein Besitzer hatten sich bereits in Bewegung gesetzt.
    »Ich wußte nicht einmal, daß es dort eine Straße gibt«, entschuldigte ich mich keuchend, als Nachtauge und ich auf unserer eigenen Fährte die Hügelflanke wieder hinunterliefen. Dadurch waren wir geringfügig im Vorteil, weil unsere Verfolger sich auf der anderen Seite durch tiefen Schnee den Hang hinaufarbeiten mußten. Ich hoffte, daß wir in der mit Gestrüpp und Buschwerk ausgefüllten Senke außer Sicht waren, bis sie den Kamm erreichten. Nachtauge lief neben mir her. Er wollte mich nicht zurücklassen. Die Hunde bellten, und ich hörte die aufgeregten Stimmen der Männer hinter der Kuppe.
    LAUF! befahl ich Nachtauge.
    Ich lasse dich nicht allein.
    Ich wäre verloren, wenn du es tätest, gab ich zu. Mein Verstand arbeitete fieberhaft. Lauf nach unten in die Klamm und leg eine falsche Spur, viele falsche Spuren bachabwärts. Wenn ich nachkomme, flüchten

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