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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gefahr. Man müßte sie bewachen und sie lehren, auf der Hut zu sein, ihre Worte abzuwägen und jeden ihrer Schritte zu bedenken. Weshalb sie dazu verurteilen? Sie ist nicht einmal von echtem königlichen Blut. Nur der Bastard eines Bastards.« Ich brachte diese harten Worte nur mit Mühe über die Lippen und gelobte mir, niemals zu dulden, daß ein anderer sie aussprach. »Weshalb sie dieser Gefahr aussetzen? Ja, wenn sie in einem Palast zur Welt gekommen wäre und hundert Mann Leibwache hätte, die sie beschützen. Aber sie hat nur Molly und Burrich.«
    »Burrich ist bei ihnen? Wenn Chade Burrich zu ihrem Beschützer auserkoren hat, dann, weil er ihn für mindestens so wertvoll hält wie hundert Mann Leibwache, und er ist erheblich verschwiegener.« Ahnte der Narr, wie sehr diese Bemerkung mich erschütterte? Er brachte die Becher und die Flasche und schenkte ein. »Auf eine Tochter, deine und Mollys«, sagte er, und wir tranken. Der Machander floß brennend durch meine Kehle.
    »So ist das also«, sagte ich schließlich in mühsam beherrschtem Ton. »Chade wußte es die ganze Zeit und gab Burrich den Auftrag, über sie zu wachen. Alle wußten Bescheid, nur ich nicht.« Weshalb war mir zumute, als hätte man mich bestohlen?
    »Ich vermute es. Sicher weiß ich es nicht.« Der Narr zögerte, als fragte er sich, ob es klug sei weiterzusprechen.
    Dann entschied er sich für Offenheit. »Ich habe Indizien zusammengesetzt, die Zeit zurückgerechnet. Philia muß einen Verdacht gehabt haben. Sie schickte Molly zu Burrich, um ihn zu pflegen, als er die Wunde am Bein hatte. So pflegebedürftig war er gar nicht, und er wußte es so gut wie Philia. Aber er ist ein guter Zuhörer, hauptsächlich, weil er selbst so wenig redet, und Molly brauchte jemanden, dem sie ihr Herz ausschütten konnte, erst recht, wenn es jemand war, der selbst schon einen Bastard großgezogen hatte. Der Tag, als wir alle oben in seiner Kammer waren, erinnerst du dich? Du hattest mich zu ihm geschickt, ob er etwas für meine Schulter tun könnte. Derselbe Tag, als du Edel aus Listenreichs Gemächern ausgesperrt hattest, um den König zu schützen...« Für einen Augenblick hing er seinen Erinnerungen nach, dann fuhr er fort: »Als ich die Stiege hinaufging, hörte ich sie argumentieren. Besser gesagt, Molly argumentierte, und Burrich hielt an seiner bewährten Taktik fest und schwieg. Also habe ich gelauscht.« Er zuckte die Achseln. »Aber ich konnte nicht viel verstehen. Sie wollte, daß er ihr ein bestimmtes Kraut verschaffte. Er weigerte sich. Schließlich versprach er ihr, nichts zu verraten, und gab ihr den Rat, gut nachzudenken und auf die Stimme ihres Herzens zu hören, statt auf die ihres Verstandes. Dann waren sie still, und ich trat ein. Gleich darauf verabschiedete sich Molly und ging. Später kamst du und sagtest, sie hätte dich verlassen.« Er runzelte die Stirn. »Eigentlich, wenn ich zurückdenke, war ich genauso begriffsstutzig wie du, daß ich nicht schon früher den richtigen Schluß daraus gezogen habe.«
    »Vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Obwohl ich zugeben muß, daß wir alle an dem Tag den Kopf voll hatten.«
    »Ich gäbe alles dafür, wenn ich die Möglichkeit hätte, in der Zeit zurückzugehen und Molly zu sagen, daß unser Kind für mich das Wichtigste auf der Welt sein wird. Wichtiger als König oder Vaterland.«
    »Aha. Dann würdest du diesmal also Bocksburg den Rücken kehren, um ihr zu folgen, sie zu lieben und zu ehren und deinem Kind ein rechter Vater zu sein?« Der Narr betrachtete mich mit einer schräg in die Stirn gezogenen Augenbraue.
    Nach langem Schweigen erwiderte ich: »Das hätte ich nicht gekonnt.« Die Worte hinterließen einen üblen Geschmack in meinem Mund, den ich mit Schnaps hinunterspülte.
    »Ich weiß, ich weiß. Ich verstehe. Du siehst, niemand kann seinem Schicksal entrinnen, jedenfalls nicht, solange wir ins Joch der Zeit gespannt sind. Und«, fügte er in weicherem Ton hinzu, »auch ein Kind vermag nicht der Zukunft zu entrinnen, die das Los ihm bestimmt hat. Nicht ein Narr, nicht ein Bastard. Auch nicht eines Bastards Tochter.«
    Ich schauderte. Trotz meines Unglaubens hatte ich Furcht. »Behauptest du, die Zukunft meiner Tochter zu kennen?«
    Der Narr seufzte und nickte, dann schüttelte er lächelnd den Kopf. »So ist es für mich. Ich weiß einiges über das Schicksal eines Erben aus dem Geschlecht der Weitseher. Ist sie es, dann werde ich zweifellos, Jahre später, in irgendeiner verstaubten

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