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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Bauern, nomadisierend wie seßhaft, sich nach und nach unter einer Richterin zusammen, die in Jhaampe residierte. Obwohl ihre Nachfolger vom Ausland als König, beziehungsweise Königin bezeichnet wurden, ist er oder sie für die Bevölkerung des Bergreichs noch immer das Opfer, jemand, der bereit ist, alles, selbst das Leben, zum Wohl der Untertanen zu geben. Die erste Richterin aus Jhaampe ist heute eine schattenhafte Gestalt aus der Zeit vor Beginn der Geschichtsschreibung. Von ihren Taten berichten nur die Lieder, die im Bergvolk weiterhin noch gesungen werden.
    Doch wie alt diese Lieder auch sein mögen, es finden sich in der mündlichen Überlieferung Hinweise auf einen noch früheren Herrscher in einer unbekannten Hauptstadt. Das Bergreich, wie wir es heute kennen, besteht aus den Nomaden und Siedlungen an der Ostflanke des Gebirges. Hinter dem Massiv liegen die eisigen Küsten des Weißen Meeres. Einige wenige Handelswege winden sich noch immer durch die felsigen Schroffen zu dem Volk von Jägern, das an jenem Ort aus Eis und Schnee lebt. Im Süden der Berge liegen die Urwälder der Regenwildnis und irgendwo dort die Quellen des Regenflusses, des Haupthandelsweges der Chalced-Staaten. Dies sind die einzigen Länder und Völker jenseits des Gebirges, die wirklich erforscht und kartographiert wurden. Doch es hat seit Menschengedenken Sagen von einem anderen Land gegeben, verborgen und vergessen zwischen namenlosen Gipfeln. Je weiter man in die Berge eindringt und dabei das Gebiet der Stämme hinter sich läßt, die zu Jhaampe gehören, desto unwirtlicher und wilder wird die Landschaft. Ewiger Schnee auf den höheren Gipfeln und von Gletschereis ausgefüllte Täler. In manchen Gebieten sollen aus Felsspalten Dampf und Rauch aufsteigen, und manchmal bebt die Erde sacht oder bäumt sich auf in urzeitlicher Wut. Es gibt keinen Grund, sich in diese Öde aus Geröll und zerklüftetem Fels zu wagen. Die Jagd ist leichter und ergiebiger an den grünen Flanken der Berge, und die Hochweiden sind zu karg, um Schafhirten den Weg und die Gefahren lohnend erscheinen zu lassen. Wie nicht anders zu erwarten, ranken sich die üblichen Mythen um das vergessene Land. Drachen und Riesen, alte Ruinenstädte, wilde Einhörner, Schätze und geheimnisvolle Karten, menschenleere, mit Gold gepflasterte Straßen, Täler ewigen Frühlings, wo das Wasser dampfend aus dem Boden quillt, böse Zauberer in Edelsteinhöhlen gebannt, und altes Unheil, das in der Erde schlummert. All das gibt es angeblich in dem sagenhaften Land jenseits der Grenzen des Bergreichs.
     
    Kettricken war tatsächlich davon ausgegangen, daß ich ihr meine Hilfe bei der Suche nach Veritas versagen würde. Während meiner Genesung hatte sie den Entschluß gefaßt, auf eigene Faust nach ihm zu suchen, und damit begonnen, die nötigen Reisevorbereitungen zu treffen. In den Sechs Provinzen hätte die Königin auf den Inhalt ihrer Schatztruhen zurückgreifen können, wie auch auf die berechnende Großzügigkeit ihrer Fürsten. Im Bergreich verhielt es sich anders. Hier war Kettricken, solange König Eyod lebte, nichts weiter als eine jüngere Verwandte des Opfers. Während man von ihr erwartete, daß sie ihm eines Tages nachfolgte, gab ihr das keine Verfügungsgewalt über den Besitz ihres Volkes. Auch wenn sie selbst Opfer gewesen wäre, hätte sie keinen Anspruch auf die Reichtümer und Ressourcen des Landes erheben können. Das Opfer und seine nächsten Angehörigen führen ein genügsames Leben in ihrer wunderschönen Residenz. Ganz Jhaampe, der Palast, die Parks, die Brunnen, alles gehört der gesamten Bevölkerung des Bergreichs. Dem, der Opfer ist, mangelt es an nichts, doch er besitzt auch keinen Überfluß.
    Deshalb nahm Kettricken sich die nötigen Mittel nicht aus der königlichen Schatulle oder von Höflingen, die um ihre Gunst buhlten, sondern sie wandte sich an Freunde und Vettern. Sie war erst zu ihrem Vater gegangen, doch er hatte ihr bekümmert, aber fest erklärt, den König der Sechs Provinzen zu suchen sei ihre Angelegenheit, nicht die des Bergreichs. So sehr er mit seiner Tochter um das Verschwinden ihres geliebten Mannes trauerte, die Lage der Dinge erlaubte ihm nicht, ihr Menschen oder Material zur Verfügung zu stellen, während er sich darauf vorbereitete, das Bergreich gegen den Halbbruder des Gesuchten zu verteidigen. Denn jener traf Anstalten, es mit Krieg zu überziehen. Das Band zwischen Vater und Tochter war so eng, daß Kettricken seine

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