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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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für Molly auf ewig der Mann sein, der sie erst mit ihrem Kind im Stich gelassen und dann dafür gesorgt hatte, daß ihr auch das Kind genommen wurde?
    Ich merkte erst, daß ich meine Gedanken laut ausgesprochen hatte, als die Königin erwiderte: »Das bedeutet es, Opfer zu sein, FitzChivalric. Die eigenen Wünsche sind ohne Bedeutung.«
    »Dann werde ich sie nicht anerkennen.« Die Worte brannten mir auf der Zunge wie Gift. »Ich werde sie nicht als mein Fleisch und Blut anerkennen.«
    »Das brauchst du auch nicht, denn ich werde sie als meine leibliche Tochter ausgeben. Unzweifelhaft hat sie das Aussehen der Weitseher geerbt. Euer Blut ist stark. Für unsere Zwecke genügt, daß ich weiß, du bist der Vater des Kindes, und das hast du bereits gegenüber Merle, der Vagantin, zugegeben. Zu ihr hast du gesagt, du hättest ein Kind gezeugt mit Molly, einer Kerzenmacherin aus Burgstadt. In den ganzen Sechs Provinzen besitzt das Zeugnis einer Vagantin Gültigkeit vor dem Gesetz. Sie hat bereits ihre Paraphe unter das Dokument gesetzt und beeidet, daß das Kind vom Blut der Weitseher ist. FitzChivalric«, fuhr sie beinahe gütig fort, obwohl mir ihre Worte wie der dumpfe Glockenton des Schicksals in den Ohren klangen und der Boden unter meinen Füßen zu schwanken schien, »niemand vermag seinem Geschick zu entrinnen, nicht du, nicht deine Tochter. Tritt zurück und erkenne, allein aus diesem Grund ist sie in die Welt gekommen. Als alles sich verschworen hatte, den Weitsehern einen Erben vorzuenthalten, wurde ihnen dennoch einer geboren. Von dir. Nimm es hin und füge dich.«
    Das waren die falschen Worte. Sie mochte in diesem Fatalismus erzogen worden sein, doch mich hatte man gelehrt: »Der Kampf ist erst vorbei, wenn du gewonnen hast.« Ich hob den Blick und schaute von einem zum anderen. Ich weiß nicht, was sie in meinen Augen lasen, aber ihre Gesichter wurden still. »Ich kann Veritas finden«, sagte ich bestimmt. »Und ich werde ihn finden.«
    Schweigen.
    »Ihr wollt Euren Gemahl und König wiederhaben«, wandte ich mich an Kettricken. Ich wartete, bis sie unmerklich nickte.
    »Und ich will mein Kind behalten«, sagte ich ruhig.
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, ich will das gleiche wie Ihr. Ich möchte bei dem Menschen sein, den ich liebe, und sehen, wie unser gemeinsames Kind heranwächst.« Ich sah ihr zwingend in die Augen. »Gewährt mir das. Mehr habe ich nie gewollt.«
    Sie hielt meinem Blick stand. »Ich kann dir dieses Versprechen nicht geben, FitzChivalric. Sie ist zu wichtig, als daß Liebe allein ein Recht auf sie hätte.«
    Wie ungeheuerlich und doch wahr. Ich neigte den Kopf, aber nicht aus Einsicht. Ich starrte ein Loch in den Boden und zermarterte mir das Hirn nach anderen Lösungen, Auswegen.
    »Ich weiß, was nun kommt«, hörte ich Kettricken bitter sagen. »Wenn ich dir dein Kind nehme, wirst du mir nicht helfen, Veritas zu suchen. Ich bin lange mit mir zu Rate gegangen, weil ich mir dieser Konsequenz bewußt war. Ich bin bereit, allein auf die Suche zu gehen. Ich habe die Karte. Irgendwie werde ich...«
    »Kettricken!« Ungewollt entfuhr mir ihr Name, nur ihr Name, ohne Titel. Ich sah, wie sie stutzte. »Ihr versteht nicht. Stünde Molly hier vor mir, unsere Tochter im Arm, müßte ich dennoch auf die Suche nach meinem König gehen. Ganz gleich, was mit mir geschieht, ich muß Veritas suchen!«
    Bei meinen letzten Worten veränderte sich die Atmosphäre im Raum. Chade hob den Kopf und betrachtete mich mit leuchtenden Augen. Kettricken wandte sich ab, und ich sah eine Träne über ihre Wange rinnen. Ich denke, sie fühlte sich beschämt. Für den Narren war ich wieder sein Katalysator. In Merle keimte die Hoffnung, ich könnte ihr doch noch den Stoff zu einer Ballade liefern.
    Doch an mir nagte der übermächtige Hunger nach dem Absoluten. Veritas hatte es mir gezeigt, in seiner reinen, physischen Form. Ich würde dem Ruf meines Königs folgen und ihm dienen, wie ich es geschworen hatte. Doch jetzt rief mich noch eine andere Stimme. Die Stimme der Gabe.

Kapitel 23
Die Berge
     
    Man könnte dem Irrtum erliegen, das Bergreich mit seinen kleinen Weilern und der verstreut lebenden Bevölkerung wäre ein neuer Zusammenschluß einzelner Stämme, erst seit kurzem unter einem Herrscher vereint. In Wirklichkeit jedoch reicht seine Geschichte erheblich weiter zurück als die schriftlichen Aufzeichnungen der Sechs Provinzen. In alter Zeit schlossen die verschiedenen Jäger, Hirten und

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