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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dichter an den Narren heran. Ich tat von der anderen Seite das gleiche und breitete zusätzlich noch meine Decken über ihn. Er sagte kein Wort, aber sein Zittern ließ nach.
    »Ich kann mich nicht erinnern, daß du in Bocksburg je krank gewesen wärst«, sagte ich.
    »Doch. Aber nur selten, und dann habe ich mich nicht blicken lassen. Wie du dich sicherlich erinnerst, war mir der Heiler nicht sonderlich gewogen, und ich ihm ebensowenig. Ich traute seinen Kuren nicht. Davon abgesehen, was bei euch wirkt, hilft meiner Art vielleicht nicht.«
    »Ist deine Art so verschieden von der unseren?« fragte ich nach einer Weile. Er hatte ein Thema angeschnitten, das zwischen uns bisher fast vollständig ausgeklammert worden war.
    »In mancher Hinsicht.« Er seufzte und legte die Hand an die Stirn. »Aber manchmal überrasche ich mich sogar selbst.« Er hielt den Atem an und stieß ihn aus, als hätte er einen kurzen, stechenden Schmerz erduldet. »Möglicherweise bin ich nicht einmal wirklich krank. Ich habe im vergangenen Jahr einige Phasen der Veränderung durchlaufen, wie du bereits bemerkt hast.« Letzteres sagte er im Flüsterton.
    »Du bist gewachsen und hast Farbe bekommen.«
    »Das ist nur ein Teil davon.« Ein Lächeln zuckte über sein Gesicht und erlosch sogleich wieder. »Ich glaube, ich bin jetzt fast erwachsen.«
    Ich stieß ein kurzes Lachen aus. »Ich habe dich seit Jahren als Mann betrachtet. Ich glaube, du bist früher reif geworden als ich.«
    »Wirklich? Wie kurios.« Fast hörte er sich wieder an wie sein altes, spöttelndes Selbst. Seine Lider sanken herab. »Ich werde jetzt schlafen.«
    Statt einer Antwort wühlte ich mich tiefer in meine Decken hinein und errichtete meine Schutzwehren. Ich versank in einen Zustand traumloser Ruhe, der nicht ganz so tief war wie unachtsamer Schlaf.
    Vor Tagesanbruch erwachte ich mit der Ahnung einer drohenden Gefahr. Der Narr an meiner Seite lag in bleiernem Schlaf. Ich berührte sein Gesicht. Es war noch immer heiß und schweißfeucht. Ich schlüpfte unter den Decken hervor, die ich um ihn feststopfte, dann legte ich ein, zwei Stücke von unserem kostbaren Brennholz in das Glutbecken und begann leise, meine Kleider anzuziehen. Sofort war Nachtauge wach.
    Du gehst hinaus?
    Mich umsehen.
    Soll ich mitkommen?
    Halt den Narren warm. Ich bin gleich wieder zurück.
    Und es ist bestimmt alles in Ordnung?
    Ich werde vorsichtig sein, versprochen.
    Die Kälte traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Die Dunkelheit – undurchdringlich. Nach ein paar Sekunden hatten meine Augen sich daran gewöhnt, trotzdem konnte ich wenig mehr erkennen als unsere Jurte. Die Sterne waren hinter einer dünnen Wolkendecke verschwunden. Ich stand in dem eisigen Wind und spannte meine Sinne an, um herauszufinden, was mich geweckt hatte. Ich spürte meine Reisegefährten und den Hunger der zusammengedrängten Jeppas. Von Körnerfutter allein konnten sie nicht mehr lange existieren. Eine zusätzliche Sorge. Resolut schob ich sie beiseite und suchte weiter. Ich erstarrte. Pferde? Ja. Und Reiter? Wahrscheinlich. Nachtauge war plötzlich neben mir.
    Kannst du sie wittern?
    Der Wind steht ungünstig. Soll ich nachsehen?
    Ja. Aber bleib unsichtbar.
    Natürlich. Kümmere dich um den Narren. Er hat gewimmert, als ich ihn verließ.
    In der Jurte weckte ich Kettricken. »Ich glaube, uns nähert sich eine Gefahr«, unterrichtete ich sie. »Pferde und Reiter, wahrscheinlich hinter uns auf der Straße. Ich bin nicht ganz sicher.«
    »Bis wir ganz sicher sind, werden sie hier sein. Weck die anderen. Wir brechen auf, sobald man die Hand vor Augen sehen kann.«
    »Der Narr fiebert immer noch.« Ich bückte mich, um Merle zu schütteln.
    »Wenn er hier bleibt, wird er bald kein Fieber mehr haben, sondern tot sein. Und du mit ihm. Ist der Wolf zurückgelaufen, um zu kundschaften?«
    »Ja.« Ich wußte, sie hatte recht, doch es kostete mich trotzdem Überwindung, den Narren aus seinem Schlummer zu reißen. Er bewegte sich wie in Trance. Während die anderen unsere Ausrüstung zusammenpackten, steckte ich ihn in seinen Mantel und in ein zweites Paar Hosen. Zusätzlich in eine Decke gewickelt, bugsierte ich ihn nach draußen. Dann half ich beim Abbau der Jurte und beim Aufladen. Kettricken fragte ich leise: »Wieviel Gewicht kann ein Jeppa tragen?«
    »Mehr als der Narr wiegt. Doch ihr Rücken ist zu schmal, um bequem darauf zu sitzen, und unter einem Reiter werden sie leicht bockig. Wir könnten es versuchen, aber für ihn

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