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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Zelt streckte der Narr plötzlich die Hand aus und begann, den Wolf hinter den Ohren zu kraulen.

Kapitel 33
Der Steinbruch
     
    Im Bergreich kennt man Sagen von einem Volk aus grauer Vorzeit, das mit großen magischen Kräften begabt war und über ein gewaltiges Wissen verfügte, von dem das meiste heute verloren ist. Diese Sagen besitzen große Ähnlichkeit mit den Märchen von Elfen und Unterirdischen, die in den Sechs Provinzen erzählt werden. In manchen Fällen sind die Übereinstimmungen derart frappierend, daß es sich offensichtlich um dasselbe Thema handelt, von verschiedenen Völkern in ein unterschiedliches Gewand gekleidet. Das eindeutigste Beispiel dafür ist die Geschichte »Der Sohn der Witwe und der Fliegende Stuhl«. In Bergvolk wird daraus »Der Fliegende Schlitten des Waisenjungen«. Wer kann sagen, in welcher Erde das Samenkorn gelegen hat?
    Von dem Menschen im Bergreich wird man erfahren, daß es sich bei einigen der staunenswerteren Statuen, die man in ihren Wäldern findet, um die Hinterlassenschaft dieses vergessenen Volkes handelt. Auch kleinere Errungenschaften werden ihm zugeschrieben, wie einige der Strategiespiele, die bei den Kindern noch immer im Schwange sind, oder ein äußerst famoses Blasinstrument, das man erst mit seinem Atem aufpumpen muß, um ihm Töne zu entlocken. Man weiß auch von Ruinenstädten tief in den Bergen zu berichten, die einst die Wohnstätten dieser Fremden gewesen sein sollen. Doch nirgends in der Historie des Bergreichs, ob mündlich überliefert oder aufgeschrieben, habe ich einen Hinweis daraufgefunden, auf welche Weise dieses Volk untergegangen ist.
     
    Drei Tage später erreichten wir den Steinbruch, drei Tage marschieren in unvermittelt sommerlich warmem Wetter. Die Luft war erfüllt vom Duft der Gräser und Blumen, vom Gesang der Vögel und dem Summen der Insekten. Zu beiden Seiten der Gabenstraße frohlockte das Leben, und ich nahm es in mich auf, mit weit offenen Sinnen, nur meiner eigenen Lebendigkeit bewußter denn je zuvor. Der Narr verlor kein Wort über das Schicksal, gut oder schlecht, das er für mich vorhergesehen hatte, und ich war dankbar dafür. Nachtauge hatte recht. Um den Tod zu wissen war schwer genug; man mußte sich nicht auch noch ständig damit beschäftigen.
    Dann gelangten wir zu dem Steinbruch. Zuerst glaubten wir, in eine Sackgasse geraten zu sein. Die Straße führte als eine Art Rampe hinunter in einen von Menschenhand geschaffenen Kessel aus nacktem Fels, doppelt so groß wie die Grundfläche von Bocksburg. Die Wände ragten senkrecht empor und waren gezeichnet von tiefen Narben, wo man gewaltige Blöcke herausgebrochen hatte. An manchen Stellen hingen Pflanzen von der oberen Kante und bedeckten den blanken Fels. Am hinteren Ende des Kessels stand brackiges, grünes Regenwasser. Mehr Grün gab es nicht, denn es gab kaum Erde, daß eine Pflanze darin Wurzeln schlagen konnte. Wir standen auf dem gewachsenen schwarzen Fels, aus dem die Gabenstraße gebaut worden war. Wenn wir auf die lotrechte Wand uns gegenüber schauten, fiel unser Blick auf schwarzen, von silbernen Adern durchzogenen Stein. Am Boden des Steinbruchs waren inmitten von Schutt und Hauwerk etliche gewaltige, hausgroße Blöcke liegengeblieben. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie man sie herausgelöst, geschweige denn transportiert hatte. Neben ihnen standen die Überreste großer Maschinen, die mich an Belagerungsgerät erinnerten. Ihr Holz war verrottet und das Metall rostzerfressen. Sie kauerten dort wie die Kadaver rätselhafter Urzeitkolosse.
    Zwei Dinge erregten sofort meine Aufmerksamkeit. Das erste war der schwarze Pfeiler, der sich mitten auf unserem Weg erhob, beschriftet mit den gleichen Runen, die wir schon kannten. Das zweite war das völlige Fehlen tierischen Lebens.
    Bei dem Pfeiler blieb ich stehen und spürte zu ihm hin, der Wolf ebenfalls. Kalter Stein.
    Vielleicht sollten wir jetzt lernen, Steine zu essen? meinte der Wolf.
    »Wir werden heute abend ein Stück gehen müssen, um Wild zu finden«, sagte ich.
    »Und sauberes Wasser«, fügte der Narr hinzu.
    Auch Kettricken war stehengeblieben. Die Jeppas hatten sich auf der Suche nach Äsung bereits zerstreut. Durch die Gabe und die Alte Macht war ich in besonderem Maße empfänglich für die Gefühle anderer Menschen, doch von Kettricken spürte ich nicht das geringste. Ihr Gesicht war still und leer, und als ich sie anschaute, schien es zu erschlaffen, als würde sie vor meinen Augen altern. Ihr

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