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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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den Kopf. Der Schatten eines Lächelns geisterte um seinen Mund. »Nun bin ich also eingeweiht in das bestgehütete Geheimnis der Marken. Chade sagte mir, nicht einmal er kenne den genauen Ort, an dem Burrich Molly versteckt hielte. Sie hatten nur einen Platz verabredet, wo er eine Nachricht hinterlassen konnte, um Burrich zu sich zu bestellen. ›Je weniger Eingeweihte, desto weniger Verräter‹, sagte er zu mir. Trotzdem kommt es mir vor, als hätte ich diesen Namen schon einmal gehört. Kapelan. Oder geträumt vielleicht.«
    Mein Blut wurde zu Eis. »Was meinst du damit? Hattest du eine Vision von Kapelan?«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Vision, nein. Aber einen Alptraum, lebhafter als die meisten, so daß ich, als Krähe mich fand und aufweckte, das Gefühl hatte, ich wäre stundenlang um mein Leben gelaufen.« Wieder schüttelte er langsam den Kopf und rieb sich dann gähnend die Augen. »Ich erinnere mich nicht einmal daran, daß ich mich draußen zum Schlafen hingelegt hätte. Aber dort haben sie mich gefunden.«
    »Ich hätte erkennen müssen, daß etwas mit dir nicht stimmt«, entschuldigte ich mich. »Du kamst zu der heißen Quelle und sprachst mit mir über Molly und – andere Dinge. Dann hast du dich plötzlich hingelegt und bist eingeschlafen. Ich dachte, du wolltest mich verhöhnen.«
    Der Narr riß zu einem erneuten Gähnen sperrangelweit den Mund auf. »Auch daran erinnere ich mich nicht.« Er schnüffelte. »Hast du etwas von einem Braten gesagt?«
    Ich nickte. »Der Wolf und ich haben ein Zicklein erlegt. Das Fleisch müßte butterzart sein.«
    »Ich bin hungrig genug, um einen alten Schuh zu verschlingen«, erklärte er, warf die Decke zurück und verließ die Jurte. Ich folgte ihm nach draußen.
    Das Abendessen vereinte uns in so guter Stimmung wie schon seit Tagen nicht mehr. Der Narr wirkte müde und gespannt, doch er hatte seinen galligen Zynismus abgelegt. Der Braten, obwohl nicht so zart wie Milchlamm, war die schmackhafteste Mahlzeit seit Wochen. Als wir die letzten Knochen abgenagt hatten, teilte ich Nachtauges satte Schläfrigkeit. Er rollte sich draußen neben Kettricken zusammen, die die erste Wache hatte, während ich mein Deckenlager aufsuchte.
    Nach den vielen Stunden Schlaf hätte der Narr hellwach sein müssen, doch er schlummerte bereits tief und fest, bevor ich auch nur meine Stiefel ausgezogen hatte. Krähe baute ein Spiel auf und gab mir eine Denkaufgabe für die Nacht. Ich legte mich hin, während sie ihren Platz einnahm, um über mich zu wachen.
    Doch ich sollte nicht viel Schlaf finden. Kaum war ich eingedämmert, als der Narr anfing zu zucken und unartikulierte Laute auszustoßen. Sogar Nachtauge steckte den Kopf durch den Eingang, um zu sehen, was los war. Krähe mußte den Narren mehrmals schütteln, um ihn zu wecken, doch kaum war er wieder eingeschlafen, fiel er gleich wieder in seinen unruhigen Traum. Diesmal griff ich zu ihm hinüber, um ihn zu schütteln, doch als ich seine Schulter berührte, fand ich mich plötzlich in seinem Bewußtsein wieder. Für einen kurzen Augenblick teilte ich seinen Nachtmahr.
    »Wach auf!« schrie ich ihn an, und mit einem Ruck fuhr sein Oberkörper in die Höhe.
    »Loslassen, loslassen!« schrie er gellend. Dann, als er sich umschaute und erkannte, daß niemand ihn festhielt, sank er wieder zurück. Sein flackernder Blick suchte den meinen.
    »Was hast du geträumt?« fragte ich ihn.
    Er überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Alles weg.« Er atmete stockend ein. »Aber ich fürchte, was es auch war, es wartet auf mich, sobald ich die Augen schließe. Vielleicht sollte ich hinausgehen und fragen, ob Kettricken Wert auf Gesellschaft legt. Ich bin lieber wach, als mich noch einmal in den Rachen dieses Traums zu stürzen.«
    Ich sah ihm nach, als er die Jurte verließ; dann legte ich mich wieder hin und schloß die Augen. Da war es, hauchfein wie ein silberner Faden. Es bestand ein Gabenband zwischen uns.
    Ach, das ist es also? wunderte sich der Wolf.
    Kannst du es auch fühlen?
    Manchmal. Es ist wie das Band zwischen dir und Veritas.
    Nur schwächer.
    Schwächer? Ich glaube nicht. Nachtauge überlegte. Nicht schwächer, mein Bruder, nur anders. Mehr in der Art der Alten Macht als der Gabe.
    Er hob den Kopf, als der Narr aus dem Zelt trat. Nach einer Weile runzelte der Narr verwirrt die Stirn und schaute auf Nachtauge hinunter.
      Siehst du, sagte der Wolf. Er spürt mich. Hallo, Narr. Meine Ohren jucken.
    Draußen vor dem

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