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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und stieß auf uns hinunter. In dem Augenblick kam Will aus der Deckung und jagte auf den Pfeiler zu.
    Nachtauge und ich setzten ihm nach. Ich lief schnell, der Wolf lief schneller, und Will lief, als hätte er Flügel. Schon berührten seine Fingerspitzen den schwarzen Stein, da machte der Wolf einen Satz, um ihn zu packen. Der Anprall seines Gewichts stieß Will nach vorn auf den Pfeiler zu. Ich sah, wie er darin zu verschwinden begann, schrie Nachtauge eine Warnung zu und krallte die Hand in sein Fell, um ihn zurückzuziehen, doch er schlug die Zähne in Wills Unterschenkel, als dieser vom Sog des Pfeilers ergriffen wurde, und gleichzeitig fiel der Schatten des Drachen auf uns. Ich verlor den Halt in der Welt und versank in Schwärze.
    Es gibt Sagen zuhauf von Helden, die in der Unterwelt mit finsteren Mächten ringen. Schon seltener hört man von solchen, die freiwillig in die düstere Tiefe hinuntergestiegen sind, um Freund oder Liebste zu retten. In einem Augenblick außerhalb der Zeit sah ich mich vor die Wahl gestellt. Ich konnte Will ergreifen und ihn erwürgen oder Nachtauge an mich drücken und ihn vor all den Mächten bewahren, die Wolfsverstand und Wolfswesen zu zerreißen drohten. Im Grunde genommen war es keine Entscheidung.
    In kühlem Schatten und niedergetretenem Gras fanden wir uns wieder, eben noch Schwärze und Mahlstrom, dann wieder Atmen und Fühlen. Und Angst. Ich stand benommen auf und entdeckte verwundert, daß ich noch immer Veritas’ Schwert umklammert hielt. Nachtauge erhob sich mit wackligen Beinen, ging zwei Schritte und fiel um. Krank. Gift. Welt dreht sich.
    Lieg still und atme. Ich stellte mich vor ihn und hob den Blick, um in die Runde zu schauen. Erwidert wurde er nicht nur von Will, sondern von den meisten aus Edels neuer Kordiale. Fast alle waren noch außer Atem. Einer stieß bei unserem Anblick einen Warnruf aus. Auf Wills Befehl hin kam ein Trupp Soldaten gelaufen. Sie schwärmten aus und kreisten uns ein.
    Wir müssen durch den Pfeiler zurück. Sonst sind wir verloren.
    Ich kann nicht. Geh du. Nachtauges Kopf sank auf die Vorderpfoten, und seine Augen schlossen sich.
    Das ist nicht Clan! ermahnte ich ihn streng. Ich hob Veritas’ Schwert. An diesem Ort und auf diese Art würde ich also sterben. Ich war froh, daß der Narr es mir nicht gesagt hatte. Wahrscheinlich hätte ich sonst lieber mit eigener Hand ein Ende gemacht.
    »Tötet ihn einfach nur«, ordnete Will an. »Wir haben genug Zeit mit ihm vergeudet. Tötet ihn und den Wolf, und dann soll man mir einen Bogenschützen bringen, der für mich einen Mann von einem Drachen herunterschießt.« Edel wandte mir Wills Rücken zu und schritt davon; dabei gab er weiterhin Anweisungen. »Ihr, Dritte Kordiale. Ihr habt mir weismachen wollen, ein vollendeter Drache könne nicht erweckt und benutzt werden. Nun, ich habe soeben einen unbegabten Narren genau das tun sehen. Ihr werdet herausfinden, wie er es bewerkstelligt hat. Fangt sofort an. Und soll der Bastard mit seiner Gabe gegen Schwerter kämpfen.«
    Ich hob die Klinge, und Nachtauge rappelte sich mühsam auf. Seine Übelkeit umspülte meine Angst, als der Kreis der Soldaten sich um uns enger zog. Nun, wenn es bestimmt war, daß ich hier sterben sollte, dann hatte ich eigentlich nichts mehr zu fürchten. Vielleicht war es ein guter Vorschlag von Edel/Will gewesen, meine Gabe mit ihren Schwertern zu messen. Ich öffnete meine Schutzwehren und warf sie verächtlich beiseite. Die Gabe war ein Fluß, der um mich tobte, ein Fluß, der an diesem Ort stets hoch und wild einherströmte. So leicht wie Atemholen, mich mit ihr zu füllen. Ein zweiter Atemzug vertrieb Müdigkeit und Schmerzen aus meinem Körper. Ich ließ meinem Wolf neue Kraft zufließen. Nachtauge neben mir schüttelte sich. Mit gesträubtem Fell und gefletschten Zähnen wirkte er doppelt so groß und furchteinflößend. Mein Blick wanderte über die Männer in Braun-Gold, die uns umringten. Dann säumten wir nicht länger, sondern machten uns daran, einen guten Kampf zu kämpfen.
    Als Schwerter sich hoben, um meiner Klinge zu begegnen, schnellte Nachtauge unter ihnen hindurch, warf sich herum und schlitzte einem Mann das Bein auf. Er verwandelte sich in ein Geschöpf aus Behendigkeit, Zähnen und Fell, Stolperstein und Dämon für die Soldaten, der nicht zu fassen war.
    Was mich anging, ich handhabte Veritas’ Schwert mit einer Eleganz und Kunstfertigkeit, die ich früher nie im Umgang mit einer solchen Waffe an den

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