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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sondern weil Trauer ihn durchströmte. Ich fand in meinem Gedächtnis ein Bild von Carrods verwesendem Körper und schleuderte es ihm entgegen. Er taumelte zurück.
    »Du hast versagt, Will!« Ich spie die Worte aus. »Veritas’ Drache hat sich bereits erhoben und ist auf dem Weg in die Marken. Die Königin reitet auf seinem Rücken, und sie trägt seinen Erben unter dem Herzen. Der rechtmäßige König wird seinen Thron und seine Krone zurückfordern. Er wird die Küste von den Roten Schiffen säubern und Edels Truppen aus dem Bergreich vertreiben. Weshalb immer du hergekommen bist, du hast verloren.« Ich konnte fühlen, wie ein seltsames Lächeln meine Lippen verzog. »Ich gewinne.« Knurrend und mit gefletschten Zähnen kam Nachtauge heran und stellte sich neben mich.
    Dann veränderte sich Wills Gesicht, und Edel schaute mich aus seinen Augen an. Ihn scherte Burls Tod so wenig, wie der von Will ihn berühren würde. Ich spürte keine Trauer, nur Indignation über die Verminderung seiner Macht.
    »Vielleicht«, sagte er mit Wills Stimme, »vielleicht sollte ich in dem Fall meine Bemühungen darauf beschränken, dich zu töten, Bastard. Um jeden Preis.« Er lächelte mich an. Es war das Lächeln eines Mannes, der schon vorher weiß, wie die Würfel fallen werden. Unsicherheit und Angst ergriffen mich. Ich verstärkte meine Schutzwehren, um mich gegen diese hinterhältige Taktik abzuschirmen.
    »Glaubst du wirklich, ein Einäugiger hat eine Chance gegen meine Klinge und meinen Wolf, Edel? Oder hast du vor, sein Leben so beiläufig zu opfern wie das der übrigen Mitglieder seiner Kordiale?« Ich sagte es in der schwachen Hoffnung, Unfrieden zwischen ihnen zu stiften.
    »Weshalb nicht?« fragte Edel gelassen zurück. »Oder hast du geglaubt, ich wäre tatsächlich so dumm wie mein Onkel, mich mit einer Kordiale zu begnügen?«
    Eine Welle der Gabe traf mich mit der Gewalt einer Wasserwand. Ich wich stolpernd zurück; dann gewann ich mein Gleichgewicht zurück und stürzte mich auf Will. Ich mußte ihn schnell töten. Edel hatte die Kontrolle über Wills Gabe, und ihn kümmerte es nicht, was mit Will geschah, ob es sein Bewußtsein verbrannte, wenn er mich mit einem Gabensturm tötete. Ich fühlte, wie er Macht in sich einsaugte. Doch während ich all mein Trachten darauf richtete, Will zu töten, nagten Edels Worte an mir. Noch eine Kordiale?
    Einäugig oder nicht, Will war flink. Seine Klinge war ein Teil von ihm, als er meinen ersten Angriff parierte und abgleiten ließ. Für einen Augenblick wünschte ich mir mein vertrautes Kurzschwert zurück. Dann aber verdrängte ich diesen Gedanken als sinnlos und konzentrierte mich darauf, eine Lücke in seiner Deckung zu finden. Der Wolf schlich an mir vorbei, tief geduckt, um Will von der blinden Seite her zu packen.
    »Drei neue Kordialen!« Will keuchte beim Sprechen, als er wieder parierte. Ich wich seiner Riposte aus und versuchte, seine Klinge zu binden. Er war zu schnell.
    »Junge, starke Gabenkundige, um mir eigene Drachen zu erschaffen.« Ein schräg geführter Hieb, dessen Luftzug ich spürte. »Drachen, die meinen Willen tun. Drachen, die Veritas vom Himmel stürzen.« Er wirbelte herum und führte unversehens einen Stoß gegen Nachtauge. Der Wolf rettete sich mit einem erschreckten Satz. Ich sprang vor, aber schon war Wills Klinge wieder da, um meine Attacke zu blockieren. Er focht mit unglaublicher Gewandtheit. Eine weitere Eigenschaft der Gabe? Oder eine Illusion, die er mir aufzwang?
    »Anschließend sollen sie mir die Roten Schiffe vom Hals schaffen und die Gebirgspässe öffnen. Ich werde mir auch die Krone des Bergreichs aufsetzen. Dann werde ich ein Held sein. Niemand wird mehr wagen, sich gegen mich aufzulehnen.« Seine Klinge kreuzte die meine. Ich spürte die Erschütterung bis in die Schulter hinauf. Seine Worte erschütterten mich nicht weniger. Sie klangen wahr und so, als könne nichts auf der Welt mehr etwas daran ändern. Erfüllt von der Gabe, griffen sie mit den kalten Fingern der Hoffnungslosigkeit nach meinem Herzen. »Ich werde die Gabenstraße beherrschen. Die Ruinenstadt wird meine neue Hauptstadt sein. All meine Gabenkundigen werden in den Strom der Magie tauchen.«
    Wieder ein sausender Hieb in Nachtauges Richtung. Die Klinge schor ein Haarbüschel von seiner Schulter. Und wieder war die Gelegenheit zu kurz für meinen unbeholfenen Angriff. Mir kam es vor, als stünde ich bis zu den Schultern im Wasser und kämpfte gegen einen Mann,

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