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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Jaulen. Mit geheimnisvollem Geflüster verhallten die Echos.
    Die vier Männer aus Junction arbeiteten sich den Hang empor. Felsbrocken boten ihnen Schutz. Gus Callagher kroch wie eine riesige Eidechse über das Geröll. Schweiß rann ihm über die Wangen und hinterließ helle Spuren in der Staubschicht, die auf seiner Haut haftete. Seine Lungen pumpten, seine Bronchien rasselten. Er kam oben an und robbte in den toten Winkel zu seinen Verfolgern. Als sie ihn mit ihren Kugeln nicht mehr erreichen konnten, sprang er auf und lief geduckt davon. Nachdem er eine freie Fläche von etwa fünfzig Yards überquert hatte, gelangte er wieder in den Schutz von Felsen, die wie schlafende, urzeitliche Ungeheuer anmuteten.
    Es ging bergauf. Der Untergrund bestand auch hier großenteils nur aus Geröll. Callagher kroch in einen klaffenden Felsriss und kauerte sich hart an den Fels. Während er in Deckung flüchtete, hatte er das Gewehr repetiert. Jetzt hielt er es mit beiden Händen quer vor seinem Leib, die Linke um den Schaft verkrampft, drei Finger seiner Rechten im Ladebügel, den Zeigefinger am Abzug. Er lugte über den Rand des Abbruchs in die Tiefe. Über ihm buckelten Felsen, wie von Riesenhand übereinander geschichtet.
    Callagher vernahm ihre klappernden Schritte. Einmal glaubte er Flüstern zu hören. Er lauschte und witterte wie ein großes Raubtier. In seinen Augen lag der Ausdruck einer steinernen Ruhe. Er hatte keine Angst. Dennoch wollte er nicht warten, bis sie ihn hier aufstöberten.
    Callagher kroch durch die Rinne, riss sich die Hände blutig, rollte unter einen überhängenden Felsen und schob sich weiter. In der Nähe knirschte Sand. Sporenräder rasselten. Etwas klirrte kurz und es hörte sich an, als wäre Stahl gegen Stein gestoßen.
    Callagher kauerte neben einem Felsen. Hart schmiegte er sich gegen das raue Gestein. Er hatte die Kiefer so sehr zusammengepresst, dass seine Zähne schmerzten. Schweiß brannte in seinen Augen wie Säure.
    Irgendwo klackte ein Stein. Dann raunten wieder Stimmen. Callagher lag jetzt in einem engen Spalt. Die Mündung des Gewehres zeigte nach oben. Der Bandit wagte kaum zu atmen. Feiner Sand knirschte unter harten Sohlen. Das Geräusch näherte sich ihm. Er war angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers. Weiß traten die Knöchel seiner Finger unter der Haut hervor, so sehr hatten sie sich um das Gewehr verkrampft.
    Die zitternde Anspannung seiner Nerven war nahezu unerträglich. Callagher wollte flach atmen, aber es gelang ihm nicht. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er fühlte sich wie ein in die Enge getriebenes Raubtier und spürte, wie Angst in ihm hochstieg, sich in ihm festkrallte und ihn nicht mehr losließ.
    Plötzlich trat Stille ein. Das mahlende Geräusch war verklungen. Sekunden verstrichen. Sie wähnten Callagher wie eine Ewigkeit. Dann waren leise Schritte zu hören. Sie entfernten sich und verklangen schließlich. Es blieb still. Der Sturm, der in Callagher tobte, ebbte ab. Das Fegefeuer aus Angst und Hoffnungslosigkeit brannte herunter. Sein Herzschlag beruhigte sich und er konnte wieder normal atmen. Zweifel, ob sie tatsächlich aufgegeben hatten, blieben jedoch. Callagher wagte sich nicht aus seinem Versteck. Bald quälte ihn Durst. Das Gefühl für die Zeit ging ihm verloren. Irgendwann verließ er diesen Platz. Er fand den Weg zurück und stieg den Geröllhang hinunter. Sein Pferd war weg. Er fluchte und fühlte sich wie ein Staubkorn unter den blaugrauen, tiefhängenden Wolken. Die Einsamkeit, die ihm umgab, das Gefühl von Verlorenheit und Resignation – das alles löste in dem Banditen eine zermürbende Beklemmung aus.
    Schließlich aber überwand er sich und marschierte los.
     
    *
     
    Die Herde lagerte am San Saba River. Im Camp herrschte bedrückte Stimmung. Gedankenverloren starrte James Allison ins Feuer. Von Tom Dillinger hatte er erfahren, dass Carter Prewitt angeordnet hatte, dass sie mit der Herde weiterziehen sollten.
    Sie waren nur noch sieben Männer. Drei fielen aus, weil einer das Fuhrwerk fahren und die beiden anderen die Remuda betreuen mussten. Mit vier Reitern an die achtzehnhundert Lohnhorns zu treiben war ein Ding der Unmöglichkeit. Dieser Herausforderung waren sie nicht gewachsen.
    Jeff Porter und Swift Hickock ritten Wache. Die Rinder waren müde und nun – nachdem sie gesoffen und sich satt gefressen hatten -, ruhten sie.
    James Allison wurde hin und her gerissen zwischen Gefühl und Verstand. Eine Stimme sagte ihm,

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