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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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    Patrone um Patrone drückte Carter Prewitt in den Ladeschlitz der Henry Rifle. Dann war der Patronenschacht voll. Er repetierte, spähte über den Felsen, äugte nach der nächsten Deckung, und schnellte in die Höhe. Mit langen Sätzen hetzte er geduckt auf den Felsbrocken zu, hinter dem er Schutz finden wollte.
    Bei Callagher begann das Gewehr zu dröhnen.
    Prewitt erreichte die Deckung. Am Felsen vorbei starrte er nach oben. Dann kroch er seitwärts davon, und das Gestrüpp verbarg ihn vor Callaghers Blicken.
    Callagher beobachtete das Terrain unter sich. Er sah Carter Prewitts Pferd und überlegte, ob er das Tier erschießen und sich dann James Allison vorknöpfen sollte. Er verwarf diesen Gedanken aber. Solange Carter Prewitt lebte, stellte er eine Gefahr dar. Also musste er hier zurückbleiben - und zwar tot.
    Der Bandit war fest entschlossen, Carter Prewitt hier kaltzumachen. Aber in seine Entschlossenheit begannen sich Unsicherheit und Beklemmung zu mischen. Wo steckte Prewitt? Hockte er ganz einfach nur hinter einem der Felsen und wartete? Sein Gegner begann Gus Callagher unheimlich werden. Rastlosigkeit schlich sich in seine Züge. Seine Augen flackerten unruhig. Er schaute über die Schulter. Sein Pferd stand bei dem Strauch, an den er es geleint hatte, und zupfte von den jungen Trieben. Die Stille, die sich zwischen die Hügel gesenkt hatte, legte sich wie mit Bleigewichten auf Callaghers Gemüt. Er hatte die Zähne zusammengebissen, dass die Backenknochen hart in seinem Gesicht hervortraten.
    Carter Prewitt hatte den Hügel ein ganzes Stück umrundet. Er befand sich jetzt seitlich von Callagher und machte sich entschlossen an das letzte Stück des  Aufstiegs. Unablässig sicherte er nach oben. Auch hier gab es Gestrüpp und Felsbrocken, die sporadisch aus der Erde wuchsen und Schutz boten. Er glitt von Deckung zu Deckung, schnell und lautlos wie ein Schatten, wartete, witterte und gehorchte seinen Instinkten. Und sie ließen ihn nicht im Stich. Als er hinter einem der Felsen hervortrat, mit den Augen die nächste Deckungsmöglichkeit anpeilend, nahm er oben bei einem der Felsen die flüchtige Bewegung wahr.
    Callagher hatte wahrscheinlich Carter Prewitts Absicht durchschaut und die Stellung gewechselt. Carter Prewitt drückte sich ab, und Callagher fand nicht mehr die Zeit, sich auf das jäh veränderte Ziel einzustellen. Seine Kugel klatschte gegen Felsgestein und meißelte einen wahren Hagel von Splittern los.
    Carter Prewitt stand jetzt vollkommen deckungslos auf dem Abhang, breitbeinig und den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, als suchte er festen Stand. Er schoss aus der Hüfte. Sein Gewehr spuckte Feuer, Rauch und Blei. Oben taumelte mit einem erschreckten Aufschrei Gus Callagher hinter seiner Deckung in die Höhe.
    Der Bandit hatte Carter Prewitts Kugel in den linken Oberarm bekommen. Der pulsierende Schmerz, der ihn hochgetrieben hatte, verzerrte sein staubverklebtes Gesicht, in das der perlende Schweiß helle Spuren zeichnete. Schmerz und Schock blockierten Callaghers Bewusstsein.
    Die beiden Todfeinde standen sich ungeschützt gegenüber. In Callaghers Miene wüteten Schmerz, Schock und tödlicher Hass. Jeder blickte in die Mündung des anderen.
    »Okay, Prewitt«, keuchte Callagher. »Die Stunde der Wahrheit ist angebrochen.«
    Das Aufblitzen in seinen Augen war wie ein Signal.
    Carter Prewitt ließ sich einfach fallen. Als er am Boden lag, hatte er durchgeladen. Callaghers Schuss peitschte. Der Knall stieß über Carter Prewitt hinweg, und in das Krachen hinein dröhnte sein Gewehr. Callagher erhielt einen Schlag vor die Brust. Er wankte zwei Schritte zurück. Seine Lippen sprangen auseinander. Ein abgerissener Ton brach aus seiner Kehle. Fast zeitlupenhaft langsam drückte er den Ladebügel durch. Dann donnerte noch einmal sein Gewehr.
    Carter Prewitt war zur Seite gerollt. Aber Callaghers Kugel fuhr schräg zum Himmel. Er schwankte. Seine Fäuste öffneten sich, das Gewehr klatschte auf den Boden. Seine Hände verkrampften sich vor der Brust. Er taumelte zum Felsen und lehnte sich dagegen.
    Carter Prewitt stemmte sich hoch. Das Gewehr schussbereit an der Hüfte stieg er langsam den Hang hinauf. Ungläubig und mit herausquellenden Augen starrte ihm Callagher entgegen. Seine Hände waren blutbesudelt. Seine Lippen formten tonlose Worte. Plötzlich kippte er nach vorn und schlug der Länge nach aufs Gesicht. Seine Beine zuckten noch einmal - dann lag Callagher

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