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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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erledigt«, gab Carter Prewitt zu verstehen. Er verspürte nichts beim Gedanken daran, dass er Callagher getötet hatte. Der Bandit hatte sich zu einem reißenden Wolf entwickelt, und Carter Prewitt hatte keine andere Wahl, als ihm mit Pulverdampf und Blei Einhalt zu gebieten. Prewitts Stimme hob sich etwas, als er weitersprach. »Ich fahre morgen mit der Stagecoach nach Denver. Wir können die drei Frauen und Buck nicht über einen weiteren Monat lang bezüglich unseres Schicksals im Unklaren lassen. Ob ein Brief ankommt, ist fraglich.«
    »Wartet auf mich in Denver«, bat James Allison. »Sobald es mir gesundheitlich möglich ist, komme ich nach.«
    »Du wirst dem Sheriff einige Fragen beantworten müssen, James. Sie betreffen Gus Callagher und die Umstände seines Todes. Ich werde heute Abend die Kneipen der Stadt abklappern. Ganz sicher hält sich der eine oder andere unserer Treiber noch in Kansas City auf. Ich werde ihn dem Sheriff als weiteren Zeugen präsentieren.«
    James Allisons Lider flatterten. Plötzlich senkten sie sich über die Augen. Erschöpft und vom Blutverlust geschwächt schlief er ein. Carter Prewitt erhob sich und verließ das Zimmer. Leise schloss er hinter sich die Tür.
    Er mietete sich im Hotel ein Zimmer, zog die Stiefel aus und legte sich, angezogen wie er war, auf das Bett, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte gedankenvoll hinauf zur weißgekalkten Decke.
    Er ließ die Ereignisse der vergangenen Wochen vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Ihm war übel mitgespielt worden. Er musste kämpfen und sich mit aller Entschiedenheit durchsetzen. Bis zuletzt war der Erfolg seiner Mission zweifelhaft gewesen. Seine Chancen standen denkbar schlecht.
    Aber er hatte es geschafft. Nun besaß er über sechzehntausend Dollar. Der Neubeginn in Oregon war gesichert.
    Eine Art Euphorie überkam ihn. Aber sogleich legte sich ein düsterer Schatten auf diese Gemütsregung. Der Weg nach Oregon war weit und auf ihm lauerten tausend Strapazen, Mühen und Gefahren. Er würde weiterkämpfen müssen. Vielleicht blieben sie auch irgendwo in der Wildnis in einem der vielen namenlosen Gräber zurück. Es war nicht abzusehen. Sie mussten das Wagnis eingehen. Eine Herausforderung an das Schicksal …
    Carter Prewitt zuckte zusammen, als es gegen die Tür klopfte. Das harte, fordernde Pochen hatte ihn aus der gedanklichen Versunkenheit gerissen. Er richtete den Oberkörper auf, schwang die Beine vom Bett und drückte sich hoch, ging auf Socken zur Tür und rief: »Wer ist draußen.«
    »Sheriff Haggan. Öffnen Sie, Prewitt.«
    Carter Prewitt drehte den Schlüssel herum und klinkte die Tür auf. Auf dem Korridor stand der Gesetzeshüter. »Ich habe mit Allison gesprochen«, erklärte er. »Er bestätigt Ihre Aussage. – Ich denke, ich kann mich damit zufrieden geben. Ich werde einen schriftlichen Bericht verfassen, den Sie und Allison unterschreiben müssen. Sie sind dann aus dem Schneider, Prewitt, und können gehen, wohin Sie wollen.«
    »Ich hätte Ihnen gewiss noch weitere Zeugen für die Richtigkeit meiner Aussage bringen können, Sheriff.«
    Die Hand des Gesetzeshüters wischte wegwerfend durch die Luft. »Nicht nötig, Prewitt.«
    »Vielen Dank, Sheriff.«
    »Keine Ursache.«
    Der Sheriff wandte sich ab und entfernte sich.
    Carter Prewitt drückte die Tür zu und schloss wieder ab. Der Schlüssel knirschte leise in der Führung. Obwohl er nichts zu befürchten gehabt hatte, fühlte er sich trotzdem erleichtert. Die Sache mit Callagher war für ihn abgeschlossen.
    Carter Prewitt warf sich wieder aufs Bett. Die Geräusche der Stadt drangen verschwommen an sein Gehör. Es summte wie in einem Bienenkorb. Irgendwann aber versank alles um ihn herum. Er war eingeschlafen …
     
    *
     
    Als Carter Prewitt erwachte, war es finster. Er schien tief geschlafen zu haben, denn im ersten Moment fand er sich überhaupt nicht zurecht. Doch dann erhob er sich, ging zum Fenster und schaute hinunter auf die Straße. Sie mutete an wie leergefegt. Es musste also spät in der Nacht sein.
    Carter Prewitt konnte nicht mehr einschlafen. Er lag auf dem Bett. In seine Gedanken an die Zukunft mischten sich die Bilder aus der Vergangenheit. Er fragte sich, ob Brad Malone in San Antonio in der Zwischenzeit wegen des Mordes an seinem Vater hinter Schloss und Riegel saß. Die Frage war von großer Intensität, doch Carter Prewitt erhielt darauf keine Antwort. Er würde mit der Ungewissheit leben müssen.
    Die Gedanken

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