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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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kamen und gingen. Er dachte auch an Joana. Ein warmes Gefühl durchflutete ihn. »Du wirst sie fragen, ob sie noch in Denver deine Frau werden will«, murmelte Carter Prewitt und Oregon kam ihm unwillkürlich in den Sinn. Plötzlich war sie wieder da, die Angst, auf dem beschwerlichen Weg in den Westen zu scheitern. Sie wühlte in seinem Denken und ließ sich nicht verdrängen. War das ein schlechtes Omen?
    Der Morgen graute. Die Tage waren schon merklich kürzer geworden. Das erste Drittel des Monats September war fast vorbei. Nach und nach schlich sich der Tag ins Zimmer und vertrieb die Dunkelheit. Carter Prewitt stand auf, ging zu der Waschschüssel, die neben einer Kommode an der Wand stand, wusch sich das Gesicht und griff nach dem Handtuch, das an einem Nagel hing. Er betrachtete sein Gesicht im Spiegel und verzog den Mund. Was er sah, gefiel ihm nicht. »Du bist achtundzwanzig«, murmelte er. »Das ist das Gesicht eines Fünfunddreißigjährigen.«
    In der Tat. Sein Gesicht wirkte älter und reifer und zeigte die Spuren der harten Lektionen der vergangenen Jahre, die ein einziger Daseinskampf gewesen waren. Carter Prewitt fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch die dunklen Haare. »Du bist nur einer von hunderttausenden«, murmelte er schließlich, und eine Art von Trotz schlich sich in seinen Blick. »Du schaffst es, Carter Prewitt«, stieß er hervor und sein Blick kreuzte sich mit dem seines Spiegelbildes. »Ja, du wirst alles daransetzen, Oregon zu erreichen.«
    Es war ein Versprechen, das er sich gab. Die Entschlossenheit in seinem Blick unterstrich seine Worte.
    Carter Prewitt wandte sich ab, zog seine Stiefel an, verließ das Zimmer und begab sich in den Frühstücksraum. Es roch nach frischem Kaffee, Brot und gebratenem Speck. Nach dem Frühstück begab sich Carter Prewitt in den Mietstall, in dem er das Gespann und die Pferde untergestellt hatte.
    Der Stallmann war dabei, die Boxen zu säubern. Die Pferde stampften, schnaubten und prusteten. »Guten Morgen«, grüßte Carter Prewitt.
    Der Stallbursche erwiderte den Gruß und ließ sich nicht weiter stören.
    »Auf ein Wort«, rief Carter Prewitt.
    Jetzt hielt der Mann in seiner Arbeit inne, lehnte die Forke an einen Tragebalken und wandte sich Prewitt zu. »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Ich habe mich entschlossen, für den Weg nach Denver die Postkutsche zu benutzen. Die Pferde und den Wagen brauche ich nicht mehr.«
    »Sie möchten, dass ich die Tiere und das Fuhrwerk kaufe«, konstatierte der Pferdeknecht.
    »So ist es. Haben Sie Interesse daran?«
    »Um die Dinge anzukaufen bin ich nicht kompetent«, erklärte der Stallmann und hob wie bedauernd die Hände. »Reden Sie mit Mister Young. Ihm gehört der Stall.«
    »Wo finde ich Mister Young?«
    »Er wohnt in dem Haus auf der anderen Hofseite.«
    »Vielen Dank.« Carter Prewitt schwang herum, verließ den Stall und atmete tief durch. Frische Morgenluft füllte seine Lungen …
    Hugh Young kaufte Carter Prewitt den Wagen und die Pferde ab. Auch das Geld, das Prewitt dafür erhielt, sollte dem Neustart dienen.
    Carter Prewitt kehrte ins Hotel zurück. Er musste die Zeit irgendwie totschlagen. Stundenlang lag er dann wieder auf dem Bett und sinnierte. Das Mittagessen nahm er in einem kleinen Restaurant ein. Am Nachmittag begab er sich in das Haus des Arztes, um sich von James Allison zu verabschieden. Noch einmal versicherte der Verwundete, dass er nach Denver kommen würde, sobald es sein Zustand erlaube.
    Carter Prewitt holte die Satteltaschen mit dem Geld von der Bank und ging zur Station der Wells & Fargo Company, setzte sich auf die Bank vor dem Gebäude und wartete.
    Seine Geduld wurde auf keine allzu lange Probe gestellt. Die Stagecoach rollte rumpelnd heran. Es handelte sich um eine rot gestrichene Concord. Sechs Pferde zogen sie. Zwei Männer saßen auf dem Bock. Der Stationer kam ins Freie und rief: »Sie haben Glück, Sir. Die Kutsche ist heute geradezu überpünktlich.«
    Zwei Passagiere stiegen aus, um sich die Beine zu vertreten. Einer war um die vierzig und mit einem schwarzen Anzug bekleidet, der andere trug die Uniform der Kavallerie. Sein Dienstrang war Captain. Er beachtete nichts und niemand.
    Carter Prewitt schaute zu, wie die Pferde ausgewechselt wurden. Dann schrie der Kutscher: »Es geht weiter, Leute, alles einsteigen! Wer in einer Minute nicht in der Kutsche sitzt, muss ihr hinterher laufen.«
    Carter Prewitt erhob sich, nahm die Satteltaschen, die er zwischen

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