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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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seinen Füßen abgestellt hatte, am Trageriemen, und ging zum Schlag der Concord. Er wartete, bis die beiden anderen Fahrgäste eingestiegen waren, dann nahm auch er Platz. Die Sitzbank war hart und unbequem.
    Die Fahrt begann. Die Häuser von Kansas City schienen vorbeizuhuschen …
     
    *
     
    Der September neigte sich seinem Ende zu, als Carter Prewitt in Denver aus der Postkutsche stieg. Es war um die Mittagszeit.
    Denver war eine große, geschäftige Ortschaft mit fast fünftausend Einwohnern. Die Stadt konnte Carter Prewitt nicht das Geringste abgewinnen. Er fühlte sich irgendwie verloren inmitten der Hektik, die der Ort vermittelte. Überall wurde gebaut. Gespanne, beladen mit Bauholz und Steinen, zogen vorbei. Die rauen Rufe der Fuhrleute erschallten. Zwei Jahre zuvor war die Stadt fast völlig abgebrannt. Nun war man dabei, sie wieder aufzubauen. Sie sollte wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt in Colorado werden. Ein Eldorado für Glücksritter und Abenteurer.
    Carter Prewitt schaute sich um. Schließlich entschloss er sich, ein Restaurant aufzusuchen, sich ein Mittagessen zu gönnen und seine Fragen zu stellen. Er fand, was er suchte, setzte sich, und als eine junge Bedienung zu seinem Tisch kam, bestellte er Kaffee und etwas zu Essen. Es gab nur wenige weitere Gäste in dem Lokal. Prewitt bekam den Kaffee und drehte sich eine Zigarette. Das Getränk war stark und belebte ihn. Das Essen wurde aufgetragen und er ließ es sich schmecken.
    Als die Bedienung den leeren Teller abräumen wollte, wandte sich Carter Prewitt an sie. »Entschuldigen Sie, Miss. Ich habe eine Frage. Vielleicht können Sie sie mir beantworten.«
    Die junge Frau lächelte freundlich. »Fragen Sie, Sir.«
    »Vor einigen Wochen müssten drei Frauen und ein alter Mann mit einem Fuhrwerk in Denver eingetroffen sein. Bei einer der Frauen handelt es sich um meine Mutter, bei den beiden anderen um meine Verlobte und meine Schwester. Ich suche die vier. Haben Sie eine Ahnung, wo ich sie finde?«
    »In den letzten Wochen sind mehrere Leute mit Fuhrwerken angekommen«, erklärte die Bedienung. »Sie sammeln sich am nördlichen Stadtrand. Ich glaube, sie wollen nach Oregon ziehen. Erkundigen Sie sich dort mal, Sir. Vielleicht kann man Ihnen weiterhelfen.«
    »Vielen Dank«, sagte Carter Prewitt, dann zahlte er seine Zeche und verließ das Restaurant. Hämmern, Rumpeln, Knarren, Quietschen, Stimmendurcheinander, Kindergeschrei, Hundegebell, Wiehern, Rumpeln und Poltern – das alles vermischte sich zu einer monotonen Geräuschkulisse.
    Carter Prewitt bewegte sich am Fahrbahnrand. Die Satteltaschen mit dem Geld hingen über seine Schulter. In der linken Hand trug er das Gewehr. Der Griff des Revolvers ragte aus seinem Hosenbund. Niemand nahm Notiz von ihm. Täglich kamen Fremde nach Denver. Manche waren nur auf der Durchreise, manche blieben.
    Der Staub puderte Carter Prewitts Stiefel. Unter seinen Sohlen knirschte es leise. Seine Sporen klirrten. Dass sich in Denver Menschen trafen, um gemeinsam nach Westen auszuwandern, hatte er mit Interesse vernommen. Es war keine Frage, dass sie sich dem Treck anschließen würden. Eine starke Gemeinschaft verringerte das Risiko, dem sie sich aussetzten, um ein beträchtliches Maß.
    Carter Prewitt erreichte den Platz, den ihm die Bedienung beschrieben hatte. Er sah etwa ein Dutzend Planwagen. In Corrals und Pferchen tummelten sich Pferde, Ochsen, Kühe, Ziegen und Schafe. Hühner gackerten. Prewitt sah Männer, Frauen und Kinder. Einige Zelte waren zwischen den Fuhrwerken aufgebaut. Große Feuer brannten.
    Den Wagen, mit dem Buck und die drei Frauen nach Denver aufgebrochen waren, konnte Carter Prewitt nirgendwo entdecken. Er nahm alles in sich auf. Bei einem der Prärieschoner standen drei Männer und sprachen miteinander. Sie waren bärtig, einer von ihnen war mit einem schwarzen Anzug bekleidet und auf seinem Kopf saß ein schwarzer Zylinder. Haare und Bart des Mannes hatten eine schneeweiße Farbe.
    Carter Prewitt beschloss, die drei Männer anzusprechen.
    Er erregte ihre Aufmerksamkeit, als er an sie herantrat. Prewitt grüßte, dann nannte er seinen Namen, und schließlich erklärte er, dass er seine Mutter, seine Schwester und seine Verlobte suchte, die in Begleitung eines alten Cowboys nach Denver gekommen sein mussten.
    Der weißhaarige Mann sagte: »Mein Name ist Joshua McGregor. Ich habe mit Ihrer Schwester gesprochen, Prewitt. Von ihr weiß ich, dass Sie nach Oregon möchten. Das ist auch unser

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