Die Legende von Carter Prewitt
ausreichend Munition. Was Sie sonst noch mitnehmen, ist Ihnen überlassen. Doch sollten Sie vermeiden, die Fuhrwerke zu überladen. Die Wege, die wir fahren müssen, sind steil – es sind überhaupt keine richtigen Wege. Wenn die Wagen zu schwer sind, gibt es unter Umständen ernsthafte Probleme. Und sie müssen die Dinge, die Sie möglicherweise teuer angeschafft haben, zurücklassen.«
»Gibt es in Denver eine Wagnerei?«, fragte Carter Prewitt.
»Ja. Geben Sie die Fuhrwerke frühzeitig in Auftrag, damit sie rechtzeitig fertig werden. Wir werden nicht auf Sie warten.«
Unablässig beobachtete die junge Frau Carter Prewitt. Was sie sah, schien ihr zu gefallen. Jetzt fragte sie: »Mit Ihnen werden zwei Frauen reisen. Ist eine davon Ihre Ehefrau?«
Prewitt schenkte Heather seiner Aufmerksamkeit und nickte: »Wenn wir aufbrechen, wird sie es sein.«
Heather wich seinem Blick aus und errötete.
»Erzählen Sie mir mehr von sich, Prewitt«, forderte der Prediger. »Ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
Carter Prewitt berichtete von seinem Kriegseinsatz, seiner Gefangenschaft, seinem Trail zum Salado Creek und von dem Viehtrieb nach Kansas.
»Sie haben viel durchgemacht«, sagte der Prediger, als Prewitt geendet hatte.
»Das kann man wohl sagen. Viel zu viel.« Carter Prewitt erhob sich, verabschiedete sich von Vater und Tochter und schritt in den Ort hinein. Er fragte sich durch zur Wagnerei und gab bei dem Meister zwei Conestoga-Schoner in Auftrag. Der Handwerker forderte eine Anzahlung und Carter Prewitt versprach, das Geld vorbeizubringen.
»Bringen Sie es bald«, sagte der Wagner. »Ich fange erst an, wenn ich die Anzahlung bekommen habe. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
»Sie kriegen das Geld. Wer könnte in Denver Interesse an einem Fuhrwerk haben?«
»Was ist es für ein Gefährt?«
»Ein Schlutterwagen.«
»Für einen Treck nach Westen taugt er nicht«, murmelte der Wagner. »Nun, ich handle mit Fuhrwerken. Bringen Sie den Wagen her, damit ich ihn begutachten kann. Vielleicht kommen wir ins Geschäft.«
»Ich komme mit dem Fuhrwerk zu Ihnen und bringe bei dieser Gelegenheit gleich das Geld mit«, versicherte Carter Prewitt. »Kann man irgendwo einige Ochsen und Reitpferde kaufen?«
»Gehen Sie zu Wade Latimer. Er betreibt einen Viehhandel. Wade hat, was Sie suchen.«
Carter Prewitt ließ sich den Weg zu Latimer beschreiben. Zwanzig Minuten später führte ihn der Viehhändler in den Stall. Prewitt suchte acht kräftige Maultiere und zwei Reitpferde aus, einen Pinto und eine Grulla-Stute. »Ich lasse die Maultiere bei Ihnen im Stall stehen«, gab er zu verstehen. »Für die Unterstellkosten komme ich natürlich auf. Geht das in Ordnung?«
»Natürlich.« Der Viehhändler nannte seinen Preis.
»Fein«, sagte Carter Prewitt. »Ich besitze vier Pferde, die wir auf dem Trail nach Oregon nicht benötigen. Es sind keine schlechten Tiere, zum Reiten sind sie allerdings nicht geeignet. Sie haben das Fuhrwerk gezogen, mit dem meine Familie nach Denver trailte. Hätten Sie Interesse an ihnen?«
Der Viehhändler wiegte den Kopf, dann antwortete er: »Ich kann Sie mir mal ansehen. Einen besonderen Bedarf habe ich nicht. Aber wenn Sie keine überhöhten Preisvorstellungen haben …«
»Wir werden uns sicher einig«, erklärte Carter Prewitt.
Sie begaben sich ins Büro des Viehhändlers und unterschrieben einen Vertrag. Carter Prewitt versprach, die Tiere noch am selben Tag zu bezahlen. Dann ging er zu der Kirche, deren hölzerner Glockenturm die umliegenden Gebäude überragte. Im Kirchenschiff war es düster. Von der Decke hing vor dem Altar das ewige Licht. Es roch nach Weihrauch und Kerzenwachs. Hier war niemand. Carter Prewitt versuchte es in der Sakristei. Und dort traf er den Pfarrer. »Was führt Sie zu mir, mein Sohn«, fragte der Gottesmann und musterte Prewitt mit einem forschenden Blick.
»Meine Verlobte und ich möchten heiraten«, antwortete Carter Prewitt. »Ich will Sie bitten, uns zu trauen. Nachdem ich über vier Jahre im Krieg war und Joana all die Jahre auf mich gewartet hat, möchte ich sie nicht länger warten lassen.«
»Es ist immer gut, wenn zwei Menschen vor Gott den Bund fürs Leben eingehen«, murmelte der Reverend. »Kommen Sie übermorgen, um neun Uhr vormittags, mit Ihrer Verlobten in die Kirche. Dann werde ich euch beiden das Ehegelöbnis abnehmen.«
»Wir werden da sein«, murmelte Carter Prewitt. »Vielen Dank, Reverend.«
»Gott sei mit Ihnen, mein
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