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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Prewitt zu verstehen. »Wir, die in diesem Haus leben dürfen, sind sowieso besser dran als die Menschen im Camp. Wenn Ihr Vater krank ist, helfen wir natürlich. Ich komme mit Ihnen, Heather.«
    Carter Prewitt zog sich an, dann verließ er zusammen mit der jungen Frau das Haus. Durch den hohen Schnee stapften sie zum Camp. Es roch nach Holzrauch. Am Himmel zogen Schneewolken. Seit etwa einer Stunde schneite es nicht mehr.
    Der Prediger lag auf dem Fuhrwerk unter mehreren Decken, die Heather über ihn gebreitet hatte. Ein kleiner Kanonenofen spendete Wärme. Es roch nach Tee. Das Gesicht McGregors schien zu glühen. Das Weiße seiner Augen hatte eine rötliche Färbung angenommen.
    »Es hat mich übel erwischt«, sagte der Prediger heiser. »Ich fühle mich wie zerschlagen. Sie müssen mir helfen, Prewitt, und seien Sie versichert, dass es mir ausgesprochen peinlich ist, Sie um Ihre Hilfe zu bitten.«
    »Es ist doch keine Frage, dass wir Ihnen helfen, Mister McGregor. Heather hat mir schon gesagt, worum es geht. Wo bekommen wir Heu und Stroh?«
    »Auf den umliegenden Ranches oder Farmen. Einen Wagen müssen Sie sich in der Stadt leihen. Im Mietstall erfahren Sie auch, an wen Sie sich wenden können.«
    »Geht in Ordnung«, sagte Carter Prewitt. »Allerdings wird man uns das Zeug nicht schenken.«
    »Heather«, rief der Prediger, »gib Prewitt zehn Dollar. – Das dürfte reichen.«
    »Ich denke schon«, murmelte Carter Prewitt. »Gegebenenfalls kann ich ja Geld drauflegen.«
    »Sie würden es wiederbekommen«, versicherte der Prediger.
    Carter Prewitt kehrte in die Stadt zurück. Er lieh im Mietstall einen Wagen und zwei Pferde aus und erfuhr, dass die C-im-Kreis die größte Ranch in der Umgebung war. Er ließ sich den Weg beschreiben, dann holte er James Allison ab, und wenig später befanden sie sich auf dem Weg zur C-im-Kreis.
    Vor den Nüstern der Pferde bildeten sich beim Atmen weiße Dampfwolken. Halb verwehte Huf- und Radspuren wiesen den beiden Männern den Weg. Carter Prewitt führte die Zügel. Ein kalter Ostwind kam ihnen entgegen. Er wirbelte Schnee auf und trieb ihn vor sich her.
    Nach über einer Stunde lag die Ranch vor ihnen. Carter Prewitt lenkte die Pferde in den Ranchhof und hielt vor dem Haupthaus an. Ein Mann trat ins Freie. Abgesehen von ihm schien die Ranch ausgestorben zu sein. »Ihr kommt aus Denver?«, rief er fragend.
    Carter Prewitt übernahm es, zu antworten. »Ja. Wir gehören zu der Gruppe von Auswanderern, die in Denver auf den Frühling warten, um dann nach Oregon aufzubrechen.«
    »Was führt Sie auf die C-im-Kreis?«
    »Wir brauchen Heu und Stroh. Man sagte uns, dass Sie genügend Vorräte hätten.«
    Der Rancher nickte. »Für den Wagen voll verlange ich fünfzehn Dollar.«
    »Das ist Wucher!«, entfuhr es James Allison.
    »Ihr müsst mein Heu oder Stroh nicht kaufen.«
    »Schon gut«, lenkte Carter Prewitt ein. »Wir zahlen den geforderten Preis.«
    »Bedient euch drüben in der Scheune«, sagte der Rancher und wies auf das große Gebäude. »Aufladen müsst ihr selbst, denn ich habe mit dem Einbruch des Winters meine gesamte Mannschaft entlassen. Bis zum Frühling lebe ich hier mit meiner Familie alleine.«
    Carter Prewitt gab dem Mann fünfzehn Dollar, fuhr einen Bogen und zügelte beim Tor der Scheune die Pferde. James Allison öffnete das Tor. Der intensive Geruch von Heu und Stroh schlug ihm entgegen.
    Sie beluden das Fuhrwerk. Von dem Rancher war nichts mehr zu sehen. Schon bald fuhren sie den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Der Wind hatte sich jetzt gelegt. Die Luft war völlig unbewegt. Das Grau der Atmosphäre lastete bleiern über dem stillen Land. Seit den letzten Minuten nahm die Kälte ständig zu. Der Himmel hatte sich im Zenit ganz hell verfärbt. Über dem westlichen Horizont dagegen war er finster wie in der tiefsten Nacht.
    »Zur Hölle!«, stieß James Allison hervor. »Was bahnt sich da an?«
    »Lauft!«, rief Carter Prewitt und versuchte mehr aus den Pferden herauszuholen.
    Bald begann es zu schneien. Die Pferde prusteten. Die Luft schien mit Elektrizität geladen zu sein. Zwischen den Hügeln war es düster. Ringsum war alles reglos, wie tot. Kälte biss in den Gesichtern der beiden Männer. Ihnen war klar, dass sich die Hölle eines Blizzards anbahnte.
    »Wir schaffen es nicht!«, schrie Carter Prewitt.
    »Suchen wir irgendwo Schutz!«, rief James Allison.
    Carter Prewitt lenkte die Pferde vom Weg. Sie hatten Mühe, den Wagen durch den hohen Schnee zu

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