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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Ufern des Flusses ein, über dem wallende Nebelschleier wogten.
    Die Fuhrleute feuerten die Gespanne an. Heisere Rufe vermischten sich mit den Geräuschen der rollenden Räder und dem Stampfen der Hufe. Ben Douglas und George O'Bannion trieben ihre Tiere in den Fluss hinein. Sie erkundeten die Furt bis zum anderen Ufer, und von drüben winkten sie.
    Wie in ein kurzes, stummes Gebet versunken blickte Joshua McGregor sekundenlang gen Himmel, dann schwang er die Peitsche. Die Maultiere stampften in den Fluss. Der Wagen neigte sich nach vorn, als die vorderen Räder die niedrige Uferböschung hinunterrollten, ein Ruck ging durch das Gefährt. Ein zweiter Ruck folgte, als auch die hinteren Räder das abschüssige Stück hinunterrumpelten. Dann umspielte das Flusswasser die Felgen und Speichen bis hinauf zur Nabe, staute sich und bildete kleine Wirbel.
    Der Fluss war nicht sehr breit. Bald hatten sich alle Wagen auf der anderen Seite gesammelt.
     Dann ging es weiter. In kerzengerader Linie nach Nordwesten, immer am Fluss entlang. Sie schafften an diesem Tag dreizehn Meilen. Und als die Sonne hinter den Höhenzügen versank, bildeten sie eine Wagenburg. Die Zugtiere wurden ausgeschirrt und in einen Seilcorral geführt, der zum Fluss hin offen war.
     Nach Westen zu buckelten steile Anhöhen. Sie sorgten dafür, dass sich die Schatten der Abenddämmerung sehr schnell in dem Flusstal ausbreiteten. Feuer wurden angezündet, eiserne Dreibeine mit großen Wasserkesseln aufgestellt. Nach vollbrachter Arbeit rief Joshua McGregor zur Abendandacht.
    Bald erloschen die Feuer. Zwei Männer mit Gewehren patrouillierten um die Wagenburg. In den Hügeln heulten Wölfe und Coyoten einen schauerlichen Choral. In der Wagenburg aber kehrte Ruhe ein. In aller Frühe sollte es weitergehen …
    Am Vormittag des vierten Tages nach ihrem Aufbruch in Fort Laramie bogen sie nach Westen ab, um dem Oregon Trail zu folgen. Schon viele Wagenzüge waren auf diesem Weg gezogen. Die Spuren, die sie hinterlassen hatten, verteilten sich über eine Trasse von fast einer halben Meile. Viele Auswanderer waren oft von der eingefahrenen Spur abgewichen, wenn sie vom Regen aufgeweicht war oder auf der Suche nach Nahrung und Wasser. Man konnte also nicht von einer Straße sprechen. Es war ein System von mehreren Trails, die sich nur an bestimmten Punkten vereinigten und dann wieder über viele Meilen getrennt verliefen.
    Die Tage vergingen. Sie fuhren durch seichte Creeks und über welliges Land, und schließlich erreichten sie den Platte River. Obwohl es erst später Nachmittag war, beschlossen sie, an dem Fluss die Nacht zu verbringen.
    Als der Tag anbrach, waren sie wieder auf dem Trail. Sie überquerten den Platte River ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Ein warmer Wind aus dem Süden hatte die Wolken vertrieben und der Himmel zeigte sich in strahlendem Blau. In diese Bläue erhoben sich südlich des Trecks plötzlich Rauchsignale. Mehrere der Auswanderer nahmen sie gleichzeitig wahr. Die lähmende Angst griff um sich. Niemand wusste, was sie zum Ausdruck brachten. Ein jeder aber ahnte, dass sie Unheil und Tod verhießen.
    »Lassen Sie anhalten!«, rief George O'Bannion über die Schulter dem Prediger zu.
    Joshua McGregor gab den Befehl weiter, die Kolonne kam zum Stehen.
    Jetzt stiegen auch im Westen Rauchsäulen über die Kämme. In die Gemüter schlich sich die Angst.
    »Was hat das zu bedeuten?«, brach es über die Lippen des Predigers. Er starrte auf die dunklen Rauchsäulen, die von Zeit zu Zeit abrissen.
    »Nichts Gutes!«, erwiderte Ben Douglas. Seine Stimme klang belegt und rau. »Wir reiten voraus und erkunden den Weg. Warten Sie hier auf uns.«
    Der Rauch ballte sich am Himmel zu dunklen Wolken, die vom Wind nach Norden getrieben wurden.
    »Wir bilden eine Wagenburg!«, rief McGregor und ließ die Peitsche knallen.
    Die beiden Scouts ritten nach Westen und verschwanden zwischen den Hügeln. Die Zeit verrann. Die Sonne erreichte ihren höchsten Stand.
    McGregor ging zu Carter Prewitt und James Allison hin, die auf der Deichsel eines der Fuhrwerke saßen und rauchten. »Ich frage mich, warum Douglas und O'Bannion nicht mehr zurückkehren«, erklärte der Prediger. »Seit geraumer Zeit sind keine Rauchzeichen mehr zu beobachten. Wir verlieren Zeit.«
    Im jähen Entschluss erhob sich Carter Prewitt. »Ich sehe nach, wo die beiden bleiben.«
    »Überleg dir das gut!«, knurrte James Allison. »Möglicherweise reitest du dem Teufel direkt in den

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