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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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ihm der Leibhaftige im Nacken …
     
    *
     
    Als Carter Prewitt wieder einmal das Tempo des Pferdes drosselte, um es traben zu lassen, glaubte er den fernen Klang von Schüssen zu vernehmen. Er hielt an. Das Pochen der Hufe brach ab. Er hatte sich nicht getäuscht. Ganz schwach trieb das ferne Grollen der Detonationen heran. Zwischen Carter Prewitts Schulterblättern war plötzlich ein heftiges Kribbeln. Dem Fegefeuer seiner wirbelnden Gedanken ausgesetzt trieb er das Pferd wieder an. Er jagte das Tier dem Kampflärm entgegen, und als er es auf der Kuppe eines Hügels zurückriss, sah er es: In der Senke waren die Schoner zu einer Wagenburg zusammengefahren worden. Schüsse hämmerten. Gellendes, markerschütterndes Geheul gellte durch das Tal, vermischte sich mit schrillem Gewieher und Hufgetrappel. Der scharfe Geruch von verbranntem Pulver, den der Wind heranwehte, stieg Carter Prewitt in die Nase. Unter den Fuhrwerken zuckten pausenlos die Mündungsfeuer hervor. Eine Horde Indianer preschte im halsbrecherischen Galopp um die Wagenburg. Pfeile sirrten durch die Luft, bohrten sich in das Holz der Fuhrwerke und blieben zitternd stecken.
    Im Gras lagen tote Pferde, dazwischen reglose Gestalten in Wildlederkleidung und mit Federn in den strähnigen Haaren. Die Wagenburg hob sich wie eine kleine, verlorene Insel in der Weite des Ozeans aus dem Grasland ab.
    Der unerbittliche Tod zog durch die Mulde. Seinen Auftritt begleitete der Satan mit einem höllischen Intermezzo. Carter Prewitt registrierte jede Einzelheit und der selbstmörderische Wahnsinn, der die Sioux beseelte, ließ ihn erschaudern.
    Die Krieger jagten auf niedrig gebauten, ausdauernden und struppigen Mustangs im Kreis um die Wagenburg. Langes, strähniges Haar flatterte blauschwarz im Wind. Gewehrläufe blinkten, Pfeile zogen eine flirrende Bahn, Lanzen schwirrten durch die Luft.
    Hinter den schweren, eisenbereiften Rädern hervor verteidigten sich die Belagerten mit zäher Verbissenheit. Vor den Fuhrwerken hatte sich eine Wand aus Pulverqualm und zuckenden Blitzen aufgestellt. Immer neue Pferderücken wurden leergefegt. Die reiterlosen Gäule preschten in der donnernden Angriffwelle weiter, wurden regelrecht mitgerissen. Mustangs brachen zusammen, überschlugen sich, und bildeten mit ihren Reitern ein wildes Durcheinander. Die Auswanderer jagten ihre Geschosse einfach in die heranwogende Masse der Pferde und Reiter hinein. Aber der Kreis der Angreifer lichtete sich kaum. Und er zog sich immer enger zusammen.
    Hinter einem der Gefährte taumelte eine hagere Gestalt hervor. In ihrer Brust steckte ein Pfeil. Der Mann hielt einen Karabiner im Hüftanschlag. Er schoss einen heranpreschenden Angreifer vom Pferd, dann kippte er selbst vornüber und begrub die Waffe unter sich.
    Carter Prewitt sprang vom Pferd, jagte das Tier mit einem leichten Schlag auf die Kruppe ein Stück des Weges zurück, den er gekommen war, ging neben einem Felsblock nieder, hob das Gewehr und zog den Kolben an die Schulter. Über Kimme und Korn hinweg starrte er hinunter in die Senke auf das um die zusammengefahrenen Schoner tobende, von Mordgier besessene Rudel. Sein Finger krümmte sich, Feuer, Rauch und Blei stießen aus der Mündung.
    Carter Prewitt sah eines der Pferde vorn einbrechen, sein Reiter machte den Rücken hohl und warf die Arme hoch. Die folgenden Pferde prallten gegen das niedergehende Tier, und im Nu bildete sich ein Pulk ineinander verkeilter Pferde und Sioux. Und in dieses Knäuel hinein feuerte Carter Prewitt mit der Präzision einer Maschine. Mustangs stiegen, kreiselten, schlugen mit den Hufen, brachen aus und rasten mit wehenden Mähnen und gestreckten Schweifen in alle Himmelsrichtungen davon. Ihr angstvolles, panisches Wiehern gellte wie das Schmettern von Fanfaren an den Hängen empor.
    Wutgeschrei drang den Hang herauf und ging Carter Prewitt durch Mark und Bein. Seine Schüsse fielen schnell und sicher. Ein wahres Bleigewitter prasselte in die Reihen der Sioux. Ihr mörderischer Angriff war ins Stocken geraten. Chaos und Panik griffen um sich.
    Plötzlich aber schwärmten sie auseinander. Irgendeiner von ihnen hatte wohl seinen klaren Kopf behalten und einen entsprechenden Befehl hinausgeschrien. Im rasenden Galopp kamen sie in einer auseinander gezogenen Linie die Hügelflanke herauf. Gnadenlos holte sie das heiße Blei aus der Wagenburg ein, unerbittlich peitschte ihnen von der Kuppe der lohende Tod entgegen.
    Eine gutturale, sich überschlagende Stimme

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