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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Angriff der Sioux vor. Die Männer knieten hinter den dürftigen Deckungen der hohen Wagenräder, lagen unter den Fahrzeugen, duckten sich hinter den provisorisch errichteten Barrikaden aus Fässern, Kisten und Truhen.
    Die Nervosität schien sogar auf die Pferde, Maultiere und Ochsen in der Mitte der Wagenburg übergegriffen zu haben. Sie drängten sich ängstlich zusammen, schnaubten erregt, schlugen mit den Schweifen und rollten die Augen.
    Im Übrigen herrschte eine bleischwere, alptraumhafte Ruhe.
    Carter Prewitt hatte sich neben Joshua McGregor unter dessen Prärieschoner postiert. Vor McGregor lag griffbereit ein Karabiner. Hinter den beiden kauerten Heather McGregor und Joana Prewitt. Schachteln mit Patronen stapelten sich vor den beiden jungen Frauen.
    Die Sonne sank tiefer und tiefer, über den Bergketten im Osten trafen die ersten grauen Schleier der Abenddämmerung zusammen und schoben sich langsam in die Senke. Die Abendsonne begann das Land in blutiges Rot zu tauchen.
    »Warum lässt der Herr diesen bitteren Kelch nicht an uns vorübergehen?«, stieß McGregor voll Verbitterung hervor. »Es kann doch nicht sein Wille sein, dass …«
    Er brach abrupt ab, als ein schriller Schrei durch die Dämmerung gellte. Ungezügelte Wut, unnachgiebige Entschlossenheit, heidnische Grausamkeit, fanatischer Hass - das alles lag in diesem durchdringenden Aufheulen, das sich nach kurzer Zeit wiederholte und sich dann aus vielen Kehlen vervielfältigte.
    Die Menschen in der Wagenburg ließ das Geheul frösteln. Ihre Herzen erbebten. Das Entsetzen griff nach ihnen. Aus den Hügeln rundum lösten sich die Sioux.
    Es waren an die sechzig Krieger, die im letzten Licht des Tages ein farbenprächtiges Bild boten. Ein Bild, das sich wohl unauslöschlich in das Gedächtnis der Menschen zwischen den Prärieschonern einprägte.
     
                               *
     
    Markerschütterndes Geheul trieb heran.
    Carter Prewitt hörte den Prediger erregt atmen. Hinter ihm raschelte ein Kleid. Heathers und Joanas Aufgabe war es, Carter Prewitt und den Prediger mit geladenen Gewehren zu versorgen, wenn sie ihre Waffen leergeschossen hatten. Im ganzen Lager hatten Frauen und die größeren Kinder diese Aufgabe übernommen.
    Das Kriegsgeschrei brach ab. Die Sioux rotten sich vor den Hügeln zusammen. Die Spitzen ihrer Lanzen und die Läufe ihrer Gewehre reflektierten das Abendrot. Einer der Krieger stieß seine Faust mit dem veralteten Karabiner unvermittelt in die Höhe. Sein kehliger, gellender Befehl übertönte sekundenlang das Hufgestampfe, und im nächsten Moment begann die Erde unter pochenden Hufschlägen zu dröhnen. Spitzes, abgehacktes Geschrei, triefend vor Leidenschaft und Vernichtungswillen, ließ den Hufschlag fast versinken. Der Tod donnerte heran - in der Gestalt einiger Dutzend Sioux, die nur vom Willen zum Kämpfen und Töten beseelt waren.
    In der Wagenburg brüllten heisere Stimmen durcheinander, ein hartes, metallisches Knacken lief durch die Reihe der Siedler, als sie die Hähne ihrer Waffen spannten oder repetierten.
    Gebannt blickte Carter Prewitt den in wilder Karriere heransprengenden Sioux entgegen. Und er ahnte, dass die meisten der Auswanderer Mühe hatten, den Anblick der heranwogenden wilden Schar zu ertragen.
    Ruhig schob er den Lauf seines Gewehres zwischen den dicken Speichen des Wagenrades hindurch und zielte. Kugeln jaulten heran, Pfeile sirrten wie schwarze Striche durch die Luft. Das Wummern vermischte sich mit dem Getrappel der Hufe und durchdringendem Kriegsgeheul zu einem ohrenbetäubenden, nervenzerrenden Lärm. Die trockenen Detonationen prallten über die Ebene und rollten die Hügelflanken empor. Dann waren die Sioux so nahe, dass Carter Prewitt deutlich ihre Kriegsbemalung erkennen konnte. Schwarze und weiße Striche in den verzerrten, maskenhaften Gesichtern. Sie waren voller Hass. Ein Hass, der keine Zugeständnisse und keine Versöhnung kannte.
    »Feuer!«, brüllte Carter Prewitt und zog durch, repetierte, schoss erneut … Er feuerte in rasender Folge.
    Pfeile trafen die Bordwände und Segeltuchplanen der Wagen, Lanzen beschrieben weite Flugbahnen und bohrten sich knirschend in die Erde. Die Wagenplanen schlugen und knatterten unter den Einschlägen. Die ersten Tomahawks wirbelten heran. Überall war Krachen, Splittern und Schreien. Irgendwo brüllte ein Mann seinen Schmerz hinaus. Ein Todesschrei, der jäh abbrach.
    Carter Prewitt schoss und schoss, Pferde brachen

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