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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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zusammen, Indianer starben. Einer der Siedler taumelte aus seiner Deckung und stürzte aufs Gesicht. Der beizende Geruch von Pulverdampf breitete sich schnell aus und reizte die Schleimhäute.
    Der Tod war wieder einmal unersättlich in seiner Gier.
    Ein Pfeil strich niedrig über Carter Prewitt hinweg, eine Kugel prallte mit infernalischem Heulen vom Eisenreifen des Wagenrades ab, und Carter Prewitt konnte das grässliche Singen nahe an seinem Ohr hören.
    Die Pferde, Maultiere und Ochsen zerrten wie verrückt an den Leinen und versuchten voll Panik, sich loszureißen.
    Es war die Hölle.
    Die Linie der Sioux riss, zwei Gruppen schwärmten in entgegengesetzter Richtung auseinander. Einige Verteidiger der Wagenburg wechselten hastig ihre Stellung, um das Lager nach zwei Seiten zu verteidigen.
    Die Sioux jagten wie brüllende Derwische vorbei, schleuderten Speere und Äxte, hingen wie Akrobaten an den Seiten ihrer Mustangs, kamen gewandt hoch, schossen, und verschwanden wieder.
     Joana und Heather arbeiteten wie besessen. Mit fliegenden Fingern drückten sie die Patronen in den Ladeschlitz, luden durch, hielten den Männern die geladenen und schussbereiten Waffen hin. Und während Joana für ihn lud, feuerte Carter Prewitt mit dem Revolver. Neben Carter Prewitt schleuderte der Karabiner Joshua McGregors sein rhythmisches Krachen in die Kriegerschar.
    Dann waren die beiden Reiterpulks vorbei. Weit hinten sammelten sie sich. Zwischen den Wagen lagen vier tote Männer und eine Frau. Verwundete stöhnten und ächzten. Bei den getöteten Männern knieten weinende Frauen. Bei der toten Frau stand ein Mann in stummer Fassungslosigkeit. Er schluchzte trocken. Die Verletzten wurden hastig und notdürftig versorgt. In den Wagen schrien Kinder.
    Die Sioux ließen den Verteidigern ein wenig Zeit, Luft zu holen. In fieberhafter Eile wurden alle verfügbaren Waffen nachgeladen. Wunden wurden versorgt.
    Dann kamen die Sioux zurück. Erneutes, wütendes Trommelfeuer empfing sie. Reiterlose Pferde irrten umher. Einige der Krieger erreichten die Schoner und versuchten, ihre Pferde durch die Lücken zu drängen. Die mörderische Besessenheit verzerrte ihre breitflächigen, knochigen Gesichter, und in ihren dunklen Augen glomm die tödliche Leidenschaft.
    Heftiges Gewehr- und Revolverfeuer trieb sie zurück.
    Plötzlich brüllte ein Mann mit sich überschlagender Stimme: »Seht! Dort vorn! Bei allen Heiligen, ich kann es nicht glauben! Das sind ja …« Seine Worte endeten in einem Röcheln, als er getroffen wurde und starb.
    Carter Prewitt rollte sich unter dem Wagenkasten hervor und lief zu der Stelle, von der die Stimme gekommen war. Ein regelrechter Glückstaumel erfasste ihn.
    Aus einer Hügellücke im Nordwesten galoppierten blauuniformierte Reiter. Sie stießen aus dem dunklen Schattenfeld des Einschnitts und sprengten in direkter Linie auf das Wagencamp zu. Eine Trompete schmetterte, und der Trupp fächerte auseinander.
    Wutgeheul kam von den Sioux. Sie fluteten zurück. Nur noch vereinzelte Mündungsblitze zerschnitten das Grau, das mittlerweile zwischen den Fahrzeugen wob. Sehnige Gestalten schnellten aus dem Gras in die Höhe, hetzten hinter ihren flüchtenden Brüdern her, sprangen pantherhaft auf vorbeirasende, reiterlose Mustangs und hieben ihnen die Fersen in die Seiten.
    Die Soldaten versuchten jetzt, den Sioux in einem spitzen Winkel den Weg zwischen die schützenden Hügel abzuschneiden. Und sie schafften es. Sie stießen auf ihren schweren Kavalleriegäulen in das entsetzte Knäuel der Fliehenden wie ein Keil hinein. Säbelklingen blitzten im letzten Licht des Tages. Der Hall von Revolverschüssen wehte heran.
    »Wir haben es geschafft«, rief jemand nahe bei Carter Prewitt erregt.
    Carter Prewitt schwang herum. Er nickte dem Mann zu, dann suchte sein Blick Joshua McGregor. Der Prediger lag noch immer unter dem Fuhrwerk und verfolgte gespannt den Kampf drüben vor der Kulisse der Berge.
    Eine Abordnung der Soldaten trabte heran.
    Jetzt krochen auch Joshua McGregor und all die anderen Männer und Frauen aus ihren Deckungen. Sie sammelten sich. Die Handvoll Soldaten zügelten vor ihnen die Pferde. Ein Captain tippte lässig mit dem Zeigefinger gegen die Krempe seines Feldhutes und sagte heiser: »Mir scheint, wir kamen im letzten Augenblick. Wir gehören zum fünften Kavallerieregiment, das in Fort Steele stationiert ist. Wahrscheinlich war es eine Fügung des Schicksals, dass wir auf unserem Patrouillenritt in die

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