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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Leute. Ich schätze, innerhalb der kommenden Stunde müssen wir um unser Leben kämpfen. Die Shoshonen sind wahrscheinlich nicht bereit, zu verhandeln.«
     
    *
     
    Die Stunde verrann. Unter den Schonern und hinter notdürftigen Deckungen lagen die Siedler mit den schussbereiten Waffen. Zwischen den Hügeln blieb es ruhig. Der Tag brach durch und vertrieb das Zwielicht. Carter Prewitt saß auf einer Wagendeichsel und beobachtete aufmerksam die Umgebung.
    Cole Shaugnessy trat zu ihm. Er hatte sich das Gewehr auf die Schulter gelegt. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. »Ich hatte wohl recht mit der Annahme, dass sie nicht stark genug sind, um uns anzugreifen«, sagte er. »Wir sollten uns von ihnen nicht ins Boxhorn jagen lassen und weiterziehen. Es müssen eben die Frauen und größeren Kinder die Fuhrwerke lenken, während die Männer die Flanken sichern.«
    »Wir müssen durch den Fluss«, versetzte Carter Prewitt. »Was ist, wenn sie angreifen, wenn die Hälfte der Schoner drüben ist, sich einer oder zwei noch im Fluss befinden, und der Rest hier darauf wartet, den anderen zu folgen? Selbst wenn es nur zwanzig oder dreißig Shoshonen sind, die Standing Bear anführt, können sie uns ganz schön die Hölle heiß machen.«
    »Die verdammte Warterei bringt nichts!«, fauchte Shaugnessy. »Wir warten höchstens darauf, dass sie sich verstärken, und dann massakrieren sie uns hier. - Du bist ein verdammter Zauderer, Prewitt, und du nimmst diese Handvoll roter Heiden viel zu ernst.«
    »Man muss sie ernst nehmen. Sie zu unterschätzen wäre ein tödlicher Fehler.«
    »Diese dreckigen Bastarde haben meine Frau auf dem Gewissen«, stieß Shaugnessy hervor. »Nun stehe ich alleine da mit den beiden Kindern. Für mich hat alles seinen Sinn verloren. Ohne Jane werde ich den Neustart in Oregon nicht schaffen.«
    »Denk an deine Kinder, Shaugnessy.«
    »Ich denke ausschließlich an die beiden.«
    »Wir dürfen nichts übers Knie brechen«, murmelte Carter Prewitt. »Selbst wenn wir von hier wegkommen. Auch am Pass müssen wir mit den Shoshonen rechnen. Dort gilt das gleiche wie hier am Fluss. Wenn wir den Wagenzug aufsplittern, haben wir im Falle eines Kampfes nicht die geringste Chance.«
    »Wir können nicht ewig warten«, grollte Shaugnessy.
    »Du willst den Kampf, Shaugnessy«, knurrte Carter Prewitt. »Dein Sinn steht danach, so viele Rote wie möglich zu töten und deine Frau zu rächen. Das ist verrückt. Du machst deine Frau nicht wieder lebendig, wenn du wahllos Rothäute abknallst. Außerdem werden im Falle eines Kampfes auch wir Federn lassen. Vielleicht ist es sogar eines deiner Kinder, das in diesem Kampf getötet wird. Wäre das nicht ein viel zu hoher Einsatz, dem du deinen Hass Tribut leistest?«
    Shaugnessy knirschte mit den Zähnen. Die Leidenschaft in seinen Augen war zu einer schwelenden Glut geworden.
    In dem Moment erschienen in der Hügelfalte wieder Standing Bear und die fünf Krieger. Die Haut über Shaugnessys Backenknochen spannte sich. Joshua McGregor eilte herbei. Seine Mundwinkel zuckten vor Erregung.
    Die Shoshonen näherten sich langsam. Stolz und Ehrfurcht gebietend saß Standing Bear auf seinem Pferd. Die Federn auf dem Kopf des Häuptlings wippten mit jedem Schritt seines Mustangs. Carter Prewitt ging ihnen entgegen. McGregor starrte ihm nach. Shaugnessy zog sich hinter eines der Fuhrwerke zurück.
    Carter Prewitt und die Shoshonen trafen aufeinander. In Standing Bears Gesicht regte sich nichts. Carter Prewitt fragte: »Wie hast du dich entschieden, Häuptling?«
    Jener Krieger, der vom ersten Augenblick an nichts als Feindseligkeit erkennen hatte lassen, trieb sein Pferd vor. Dicht vor Carter Prewitt riss er es zurück, das Tier stieg. Carter Prewitt verzog keine Miene. Als die Vorderhufe des Mustangs auf die Erde krachten, schnarrte der Shoshone: »Drei Pferde, drei Kühe, drei Gewehre und Patronen. Dann ihr freien Durchzug.«
    Carter Prewitt nickte. »Einverstanden. Wartet hier.«
    Er ging zurück. Joshua McGregor trat von einem Fuß auf den anderen. »Und?«, empfing er Prewitt.
    »Wir haben uns auf drei Gewehre mit Munition sowie jeweils drei Kühe und Gäule geeinigt. Also lassen Sie die Tiere aussuchen. Was die Gewehre anbetrifft, so werden sich doch sicher drei alte Flinten bei diesem Wagenzug finden lassen.«
    »Glauben Sie wirklich, dass sie uns dann ungehindert weiterziehen lassen?«, kam es skeptisch von McGregor.
    »Ihr Wort muss uns genügen. Eine Garantie gibt es

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