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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Pferden entgegen und zerrten sie hinter sich her. Fast ein Dutzend Reiter erschienen auf dem Scheitelpunkt einer Anhöhe. Wie Reiterstatuen verharrten sie. Zwischen engen Lidschlitzen hervor beobachtete Carter Prewitt sie. Plötzlich drohten sie mit ihren Waffen, drängten ihre Pferde zurück, wendeten die Tiere und verschwanden aus dem Blickfeld der Auswanderer.
    Carter Prewitt und Jefferson stapften in den Kreis der Fuhrwerke zurück. »Hebt ein Grab für den Prediger aus«, gebot Carter Prewitt.
    Jefferson nickte und ging zu einer Gruppe von Männern.
    »Die Shoshonen kommen sicherlich erst am Abend«, rief Carter Prewitt. »Also ruht euch aus. Drei Mann halten jeweils Wache. Alle zwei Stunden werden sie abgelöst.«
    Er begab sich zu Heather McGregor. Sie kniete nach wie vor bei dem toten Prediger, den leeren Blick auf einen unbestimmten Punkt gerichtet, ihre Lippen formten tonlose Worte.
    »Einige Männer heben ein Grab für ihn aus«, sagte Carter Prewitt leise zu der jungen Frau.
    Heather schaute Carter Prewitt an wie eine Erwachende. »Wer wird uns begraben, Prewitt?«, fragte sie mit dumpfer Stimme.
    »Noch leben wir«, gab Carter Prewitt abgehackt zurück. »Wenn Shaugnessy in einem Punkt recht hatte, dann in dem, dass es sich um keine große Kriegshorde handeln kann. Sonst hätten sie bereits angegriffen.«
    Die Zeit zog sich dahin. Das Grab war fertig. Joshua McGregor wurde in eine Decke gewickelt. Als der Leichnam ins Grab gesenkt wurde, weinte Heather laut auf. Und wenig später erinnerte nur noch ein flacher Grabhügel an ihn.
    Der Nachmittag kam. Niemand im Camp fand Ruhe. Es herrschte angespannte Alarmbereitschaft. Die Kinder versteckten sich in den Fuhrwerken. Schließlich schlich aus den Schluchten und Spalten das Grau der Dämmerung. Bald woben überall die Schatten zwischen den Felsen und Hügeln, hüllten die Büsche ein und verdichteten sich schnell. Der Himmel war bewölkt. Die tiefziehenden, bleigrauen Wolken verdunkelten die Sonne, und wenn die Wolkendecke einmal aufbrach, erhellte trübes Licht die Wildnis und den bedeckten Himmel.
    Schließlich kam die Nacht.
    Die Finsternis war wie ein Vorbote von Untergang und Tod. Carter Prewitt hatte die Wachen verstärkt. Die Tiere waren an den Rädern der Wagen angeleint. Unter den Schonern lagen Männer und sogar Frauen mit Gewehren in den Fäusten und warteten auf den Angriff. Sie waren bereit, bis zum letzten Tropfen Blut zu kämpfen.
    Schemenhafte Gestalten huschten aus den Hügellücken. Im kniehohen Büffelgras krochen sie auf den Ring aus Fuhrwerken zu. Sie bewegten sich wie Schlangen. Plötzlich schwirrten Pfeile durch die Nacht. Einer der Siedler brach gurgelnd zusammen.
    »Die Shoshonen!«, brüllte eine überschnappende Stimme.
    Die Angreifer schnellten aus dem Gras in die Höhe, ein schriller Schrei durchzog die Finsternis, den Menschen in der Wagenburg drohten die Herzen zu zerspringen. Jäh endete der Schrei. Die Shoshonen stürmten wie wesenlose Schatten auf die Prärieschoner zu.
    »Schießt!«, gellte es aus Carter Prewitts Mund. »Schlagt sie zurück!«
    Ein Ochse brüllte in panischem Schrecken, als sich ein Pfeil in seine Flanke bohrte. In die Tiere geriet Unruhe. Die Gewehre begannen zu donnern. Mündungslichter leckten in die Dunkelheit und zerschnitten sie. Geisterhaft zuckte der Widerschein über die Männer und Fuhrwerke hinweg.
     Die Shoshonen gingen zum offenen Angriff über. Wieder stieg der markerschütternde, trällernde Kriegsruf in die Höhe. Er vervielfältigte sich. Überall rund um die Wagenburg glühten Feuerblumen auf. Die Kugeln, Pfeile und Lanzen der Shoshonen hieben in die Bordwände der Schoner, fällten Pferde und Ochsen. Die anderen Tiere waren rasend vor Angst. Die Fuhrwerke erbebten, als sie verrückt vor Panik an den Leinen zerrten. Die Nacht war voll vom Lärm des unerbittlichen Kampfes. Die mit der Finsternis verschmelzenden, gleitenden, huschenden, in Mulden und hinter Büschen verschwindenden und wieder hochfedernden Schemen waren für die Auswanderer kein einfaches Ziel. Dennoch feuerten sie die Rohre heiß. Frauen kämpften mit derselben Verbissenheit wie ihre Männer, Väter und Söhne. Die Furcht hatte dem Selbsterhaltungstrieb weichen müssen. Es galt nur noch, so viele Gegner wie möglich unschädlich zu machen. Nur dieser Gedanke beseelte die Verteidiger der Wagenburg.
    Die ersten Gewehre waren leergeschossen und Colts wummerten dumpf in das hellere Peitschen der Henry Rifles. Beißender

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