Die Legende von Carter Prewitt
König?« Clay Swanson sprach es und ein ironisches Grinsen spielte um seine Lippen.
»Die Triangle-P ist eine große Ranch«, sagte der Cowboy. »Um sie zu leiten bedarf es einer harten und autoritären Hand. Doch jetzt solltet ihr zusehen, dass ihr Land gewinnt. Es gefällt uns nicht, wenn sich Kerle wie ihr auf den Weiden der Ranch herumtreiben.«
»Keine Sorge«, murmelte Clay Swanson. »Wir wollen keinen Verdruss.«
Er setzte sein Pferd mit einem Schenkeldruck in Bewegung.
*
Dunkle Wolken des Unheils zogen über der Triangle-P Ranch auf. Noch ballten sie sich nicht zusammen. Noch gewährte das Schicksal den Menschen auf der Ranch eine Galgenfrist …
Ein despotischer Wille, Härte und Unduldsamkeit sowie Unnachgiebigkeit und Unerbittlichkeit sollten mit dem Trotz derer, die sich im Recht fühlten, mit selbstmörderischer Entschlossenheit, mit Hass und Rachsucht, mit Habgier und krimineller Energie zusammenprallen.
Das Verhängnis war nicht aufzuhalten. Es sollte wie ein alles vernichtender Sturm über das Land am Rock Creek hinwegfegen.
Kapitel 26
Drei Reiter zügelten vor Carter Prewitts Haus die Pferde, einer sprang aus dem Sattel und nahm mit zwei Sätzen die wenigen Stufen zur Veranda, seine Schritte polterten auf den grauen Dielen, dann klopfte er gegen die Tür. Und ohne die Aufforderung zum Eintreten abzuwarten öffnete er. In der Halle befand sich Carter Prewitt. Er wandte sich dem Mann zu, der vor der Tür stehen geblieben war. »Was gibt es?«
»Gibson hat ein halbes Dutzend unserer Kühe erschossen«, stieß der Mann hervor. »Uns hat er ebenfalls mit dem Gewehr bedroht. Der Bursche war außer Rand und Band.«
»Warum hat er die Herefords erschossen?«, fragte Carter Prewitt mit finsterer Miene. Über seiner Nasenwurzel hatten sich zwei steile Falten gebildet.
»Angeblich haben die Rinder sein Maisfeld verwüstet.«
»Das gibt ihm nicht das Recht, die Tiere zu töten. Er wird der Triangle-P Schadenersatz leisten müssen. Lassen Sie mein Pferd satteln, Jordan. Wir reiten zu Gibson.«
Der Reiter schwang auf dem Absatz herum und lief nach draußen. Carter Prewitt zog sich eine Jacke an, stülpte sich den breitrandigen Hut auf den Kopf und ging hinaus. Er musste ein wenig warten, dann wurde sein Pferd aus dem Stall geführt. Er sprang von der Veranda.
Sie ritten am Rock Creek entlang nach Süden. Immer wieder kreuzten Rudel von Rindern ihren Weg, die zur Tränke zogen. Nach etwa anderthalb Stunden lag die Gibson-Farm vor ihnen. Bob Gibson und sein Sohn hatten aus Baumstämmen ein solides Haus errichtet, des Weiteren einen Stall und einen Schuppen. Die Scheune war noch nicht fertig gestellt. In kleinen Corrals und Pferchen befand sich das Vieh der Familie.
Der Schäferhund schoss aus seiner Hütte und bellte wie von Sinnen. Die Kette, die ihn hielt, rasselte. Einige Hühner, die im Staub herumgepickt hatten, flohen mit ausgebreiteten Flügeln und gestreckten Hälsen vor den Reitern, die vor dem Wohnhaus ihre Pferde parierten. Vor einem Schuppen hackte Fred Gibson Holz. Jetzt schlug er die Axt mit Wucht in den Hackklotz und rief schneidend: »Ruhig, Silver!« Misstrauisch beobachtete der Halbwüchsige die Reiter und spürte mit untrüglichem Instinkt, dass diese Männer nicht als Freunde kamen.
Der Hund hörte auf zu bellen, fletschte aber die Zähne und ein gefährliches Knurren stieg aus seiner Kehle.
Lana Gibson erschien in der Tür. Fragend musterte sie die vier Männer. Sie kannte Carter Prewitt nicht. Dieser sah eine frühzeitig gealterte Frau mit verhärmten Gesichtszügen und seltsam leblosen Augen. »Ich vermute, dass Sie Mrs. Gibson sind«, begann er.
Sie nickte. »Und wer sind Sie?«
»Mein Name ist Prewitt – Carter Prewitt. Ich möchte Ihren Mann sprechen.«
»Bob bestellt ein Feld, auf dem er nächsten Monat Weizen säen will. Reiten Sie ein Stück nach Osten. Dort werden Sie ihn treffen. Was wollen Sie denn von meinem Mann?«
»Er hat sich am Eigentum der Triangle-P vergriffen.« Carter Prewitt zog das Pferd halb herum und kitzelte das Tier mit den Sporen. Seine Reiter folgten ihm. Sie trabten in östliche Richtung vom Farmhof. Ein endlos anmutendes Maisfeld erstreckte sich nach Süden und Osten. Nach etwa fünfhundert Yard sahen sie den Farmer. Er war dabei, ein großes Feld zu eggen. Ein Ochse zog die Egge. Gibson hielt in der rechten Hand eine lange Peitsche. Mit der Linken führte er das Tier. Etwas abseits des Feldes stand ein Farmwagen.
Carter
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