Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
Vom Netzwerk:
Prewitt und seine Männer hielten am Rand des Feldes an. Es roch nach frischer Erde. Ein Drittel des Feldes etwa hatte der Farmer geeggt. Der Rest zeigte grobe, feucht glänzende Erdschollen, wie sie der Pflug umgeworfen hatte. Der Boden war dunkel und gewiss ausgesprochen fruchtbar. Es roch erdig.
    Bob Gibson nahm die Reiter wahr, hielt den Ochsen an, warf die Peitsche zu Boden, wischte sich die Hände an der Hose ab und kam langsam heran. Misstrauisch musterte er die vier. Er fühlte Anspannung. Fünf Schritte vor ihnen hielt er an. Der Heimstätter wusste, was die Reiter hergetrieben hatte. Drei von ihnen erkannte er wieder. Unbehaglichkeit schlich sich in sein Bewusstsein. Zum Misstrauen gesellte sich Verunsicherung. Und einen Moment lang bereute er es, dass er sein Gewehr auf der Farm zurückgelassen hatte.
    »Mein Name ist Carter Prewitt«, ergriff dieser das Wort, als der Farmer verbissen schwieg und sie nur erwartungsvoll und mit düsterem Blick anstarrte.
    »Aha. Es sind also Ihre Rinder, die immer wieder auf mein Land laufen und meine Felder verwüsten.«
    »Sie haben einige meiner Rinder erschossen.«
    »Die Viecher sind durch eines meiner Maisfelder getrampelt.« Gibson atmete tief durch. »Sie sollten Ihre Reiter anweisen, besser auf die Rinder aufzupassen, Prewitt. Sie haben sie von meinem Land fernzuhalten.«
    »Wer gibt Ihnen das Recht, meine Rinder einfach zu töten?«, blaffte Carter Prewitt.
    »Dieses Recht nehme ich mir, wenn ich wegen Ihrer Rinder Schaden erleide, Prewitt. Ich will Ihnen etwas sagen: Um zu verhindern, dass Ihr Vieh weiterhin auf mein Land zieht und mir Schaden verursacht, werde ich Zäune ziehen. Dasselbe haben die anderen Siedler am Fluss vor. Alle leiden unter dem Problem. Da Ihre Leute nichts dagegen unternehmen, müssen wir die Initiative ergreifen.«
    »Damit würden Sie meinen Rindern den Weg zum Wasser abschneiden«, stieß Carter Prewitt hervor.
    »Das ist nicht mein Problem. Ich habe diese Heimstatt in Besitz genommen, um das Land zu bewirtschaften und mir und meiner Familie eine solide Existenz aufzubauen. Eine halbe Meile nach Osten, eine halbe Meile am Fluss entlang, Prewitt. Das ist mein Besitz, und ich dulde nicht, dass mir auf diesem Stück Land Schaden zugefügt wird.«
    Carter Prewitt schürzte die Lippen. »Mein Vieh ist auf das Wasser angewiesen, Gibson. Wenn Sie Zäune ziehen, lasse ich sie wieder niederreißen. Das ist kein leeres Versprechen. Für die sechs Rinder fordere ich von Ihnen neunzig Dollar Schadenersatz.«
    Gibsons Mundwinkel sanken geringschätzig nach unten. »Sie bekommen von mir nicht einen Cent, Prewitt. Dass ich Ihre Rinder erschossen habe, haben Sie sich selber zuzuschreiben. Warum haben Sie nicht verhindert, dass sie auf mein Land und über meine Felder laufen?«
    »Das ist der Weg, den mein Vieh seit über zehn Jahren zum Wasser nimmt.«
    »Ich habe das Recht auf meiner Seite«, stieß Gibson furchtlos hervor.
    Carter Prewitt lächelte geringschätzig. »Ich habe die älteren Rechte!«, konterte er und verlieh seinen Worten Nachdruck, indem er mit besonderer Betonung sprach.
    Bob Gibson stemmte die Arme in die Seiten. Seine ganze Haltung war jetzt ebenso herausfordernd wie der Blick, mit dem er Carter Prewitt maß. Seine Brauen hoben sich. »Gewohnheitsrechte! Sie zählen nicht. Mich -« er tippte sich mit dem Daumen gegen die Brust, »- schützt das Heimstättengesetz.«
    »Sie können auf Ihr Recht pochen, Gibson. Allerdings gibt es niemand, der Sie bei der Durchsetzung unterstützt. Chuck Haines ist Town Marshal und seine Kompetenzen enden an der Stadtgrenze. Einen Sheriff haben wir hier nicht.«
    »In Rock Creek gibt es einen Friedensrichter.«
    »Die Stadt lebt im Schatten der Triangle-P«, erklärte Carter Prewitt.
    »Hier gilt also das Recht des Starken und Mächtigen«, murmelte der Heimstätter. Seine Stimme hob sich, als er fortfuhr: »Meinetwegen, Prewitt. Ich habe keine Angst vor Ihnen. Sie können mich nicht davon abhalten, einen Zaun zu ziehen. Und sollten sich noch einmal Rinder der Triangle-P auf mein Land verlaufen, knalle ich sie wieder ab.«
    »Damit wären die Fronten ja geklärt«, knurrte Carter Prewitt. »Nichtsdestotrotz – ich bestehe auf der Schadenersatzforderung von neunzig Dollar. Sollten Sie nicht bezahlen, lasse ich von meinen Männern das Geld eintreiben.« Carter Prewitt sprach mit einer harten, düsteren Stimme, in der eine unverhohlene Drohung mitschwang. »Glauben Sie mir – das wird wenig angenehm

Weitere Kostenlose Bücher