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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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hatten in ihrer Arbeit inne gehalten und blickten den Ankömmlingen neugierig entgegen.
    Vor dem Haupthaus hielt der Pulk an. Die Geräusche wurden leiser und verebbten schließlich, als die Pferde ruhig standen. Scott Corby stieg aus dem Sattel, schlang den langen Zügel lose um den Holm, der hier errichtet war, und stieg die fünf Stufen zur Veranda hinauf. Gleich darauf verschwand er im Ranchhaus.
    Die Rancharbeiter näherten sich dem Reiterrudel von allen Seiten. Unverhohlen wurden Carter Prewitt und James Allison gemustert. Schließlich verließ Scott Corby wieder das Haus. Ein Mann, der mit einer hellgrauen Hose, einem weißen Hemd und einer schwarzen Weste bekleidet war, folgte ihm. Er war mittelgroß, etwa vierzig Jahre alt und dunkelhaarig. Er fixierte Carter Prewitt, sein Blick verkrallte sich sekundenlang am Gesicht James Allisons, dann kehrte er zu Carter Prewitt zurück. Waco Prade ließ seine Stimme erklingen: »Sie tragen die Uniformhose der Rebellenarmee und das Hemd der Nordstaaten. Wie passt das zusammen?«
    »Ich habe den freiwilligen Dienst im Apachenland dem Aufenthalt in einem Kriegsgefangenenlager irgendwo im Osten vorgezogen, Sir«, versetzte Carter Prewitt.
    »Wo gerieten Sie in Gefangenschaft?«
    »Bei Gettysburg.«
    »Warum haben Sie die mausgraue Hose wieder angezogen?«
    »Ich bin Texaner, Sir.«
    Prade schaute James Allison an. »Waren Sie auch im Krieg?«
    Der Gefragte nickte. »Bis zur Kapitulation in Appomattox, Sir.«
    »Wir vermuten, dass die beiden zu Gus Callaghers Mordbrennern gehören«, mischte sich Scott Corby ein.
    »Ich habe von Gus Callagher nie etwas gehört«, beteuerte Carter Prewitt.
    »Ich ebenso wenig«, kam es von James Allison. Schnell fügte er hinzu: »Wir sind auf dem Weg nach San Antonio, genauer gesagt zum Salado Creek, wo sein Vater -« James Allison wies mit der linken Hand auf Carter Prewitt, »- eine Ranch betreibt.«
    Waco Prade starrte James Allison an. Es war, als versuchte er mit seinem Blick in dessen Hirn einzudringen und seine geheimsten Gedanken zu ergründen und zu analysieren. Dann stieß er hervor: »Callagher macht seit einem Monat diesen Landstrich unsicher. Er hat an die zwei Dutzend Kriegsheimkehrer um sich geschart. Sie überfallen Ranches und sogar kleine Ansiedlungen. Auf Callaghers Kopf ist eine Belohnung von tausend Dollar ausgesetzt.«
    »Wir gehören nicht zu seinem Haufen«, gab Carter Prewitt mit Nachdruck in der Stimme zu verstehen.
    »Ich glaube euch kein Wort«, zischte Scott Corby gehässig. In seinen Augen glomm der Funke einer bösen Verheißung. »Gebt euch nur keinen falschen Illusionen hin. Wir werden schon aus euch herauskitzeln, wo sich die Bande nach ihren blutigen Überfällen verkriecht. – Holt sie von ihren Gäulen!«
    Dieser Befehl galt den Männern, die Carter Prewitt und James Allison zwischen sich hatten. Sie sprangen von den Pferden und zerrten die beiden Gefangenen aus den Sätteln. Carter Prewitt wurde der rechte Arm auf den Rücken gedreht. Er machte das Kreuz hohl, um so dem schmerzhaften Druck in seinem Schultergelenk entgegen zu wirken.
    »Okay«, grollte Scott Corby. Um seinen Mund lag ein brutaler Zug. »Sperrt den in den Keller.« Er wies mit dem Kinn auf James Allison. »Wir fangen mit ihm an.« Er deutete auf Carter Prewitt.
    Harte Hände packten James Allison und zerrten ihn davon.
    Der Bursche, der Carter Prewitts Arm auf den Rücken gedreht hatte, versetzte dem Ranchersohn vom Salado Creek einen Tritt in die Kniekehle. Prewitt brach auf das linke Knie nieder. Der Mann ließ seinen Arm frei. Ein brutaler Schlag zwischen die Schulterblätter warf den jungen Texaner auf das Gesicht. Der Hut war ihm vom Kopf gefallen. Staub knirschte zwischen seinen Zähnen.
    »Sagen Sie mir Bescheid, Corby, wenn Sie die Wahrheit aus ihm herausgeprügelt haben«, knurrte Waco Prade, schwang herum und ging ins Haus.
    Scott Corby tauchte unter dem Geländer hindurch und sprang von der Veranda. Sporenklirrend ging er zu Carter Prewitt hin, beugte sich über ihn, seine Rechte verkrallte sich in Prewitts Haaren, und er zerrte den Mann vom Salado Creek in die Höhe, bis er vor ihm kniete.
    Die Schmerzen wüteten in Carter Prewitts Gesicht. Sie trieben ihm die Tränen in die Augen. Es war ihm unmöglich, gegen diesen Strom von vernichtender Brutalität und Unbarmherzigkeit anzuschwimmen.
    »Raus mit der Sprache!« Corby spuckte die Worte regelrecht hinaus. »So befindet sich Callaghers Versteck?«
    »Ich weiß es nicht«,

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