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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Luft aus.
    »Lass den Marshal los!«, ertönte es.
    Der Cowboy, der Chuck Haines an den Haaren gepackt hielt, zog seine Hand zurück, als hätte er eine glühende Herdplatte berührt.
    »Sie sind zu weit gegangen, Prewitt!«, sagte der Sprecher der Männer, die sich entschlossen hatten, dem Treiben Prewitts Einhalt zu gebieten, und sich innerhalb kürzester Zeit organisierten.
    »Wenn ich meinen Männern den Befehl gebe, reißen sie dieses Drecknest nieder und setzen es in Flammen!«, knirschte Carter Prewitt.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an, Prewitt!«, erschallte es kalt.
    Der Eindruck von Entschlossenheit und Stärke, den diese Bürgerwehr vermittelte, blieb Carter Prewitt nicht verborgen. Er sah sich und seine Männer einem Dutzend Gewehre gegenüber. Widerstand war zwecklos.
    Town Marshal Chuck Haines erhob sich, holte seinen Revolver, den der Cowboy achtlos in den Staub geworfen hatte, und stieß ihn ins Holster. »Man wird Sie herunterholen von Ihrem hohen Ross, Prewitt«, drohte er. »Und jetzt gebiete ich Ihnen, mit Ihren Leuten die Stadt zu verlassen. Sollte einer von Ihnen noch einmal den Fuß über die Stadtgrenze setzen, sperre ich ihn ein, bis er schwarz wird. Die Zeiten, in denen Sie der Stadt Ihren Willen aufzwingen konnten, sind vorbei, Prewitt. Rock Creek hat sich von der Triangle-P abgenabelt. Begreifen Sie es. Und begreifen Sie auch, dass es kein Faustrecht mehr gibt. Andernfalls werden Sie an Ihrer eigenen Härte zerbrechen und vielleicht sogar zugrunde gehen.«
    Carter Prewitts Gesicht zeigte einen verkniffenen Ausdruck, der nur mühsam beherrschte Wut verriet. Sein Zorn fand kein Ventil. Angesichts der Waffen, die auf ihn und seinen Begleiter gerichtet waren, war Vorsicht geboten. Er musste sich geschlagen geben. »Aufsitzen, Leute!«, befahl er. »Wir reiten!«
    Das Bewusstsein seiner Niederlage war wie ein Stachel, der sich tief in seine Psyche bohrte und sein Denken vergiftete.
    Sie warfen sich auf die Pferde und trieben die Tiere unbarmherzig mit den Sporen an. In wilder Karriere stoben sie die Straße entlang und zur Stadt hinaus.
     
    *
     
    Es war der 16. September, als Duncan Talbott sein Pferd anhielt. Vor ihm schwang sich sanft der Hang hinunter, unten schloss sich die Ebene an, in deren Mitte die kleine Stadt lag, die sein Ziel war. Rock Creek. Es war kurz nach vier Uhr nachmittags. Der Tag war grau. Ein dicker Wolkenteppich hing über dem Land und ließ kein Sonnenlicht durch.
    Talbott war mit einer schwarzen Hose, einem hellblauen Hemd, einer grauen Weste und einer ebenfalls schwarzen Jacke bekleidet. Er war fünfunddreißig Jahre alt. Auf seinem Kopf saß ein breitrandiger Stetson von schwarzer Farbe, das Hutband war aus Schlangenleder. Um die Hüften trug Talbott einen breiten Revolvergurt. In den Lederschlaufen funkelten matt die Böden der Patronen. Im Holster an seiner linken Seite steckte ein 45er Colt. Aus dem Scabbard an seinem Sattel ragte der polierte Kolben einer Winchester.
    Rock Creek vermittelte Ruhe und Frieden. Aber Duncan Talbott wusste, dass dieser erste Eindruck täuschte. Unter der Oberfläche brodelte und gärte es. Ein Weidekrieg bahnte sich an. Es ging um die Durchsetzung der Rechte von Heimstättern. Rock Creek drohte in den alles verschlingenden Strudel von Gewalt und Skrupellosigkeit hineingerissen zu werden, den die Triangle-P ausgelöst hatte.
    »Hüh!« Das Pferd ging weiter. Talbott folgte dem schmalen Reit- und Fahrweg, der sich zwischen die Häuser der Stadt bohrte und sich dort zur Main Street verbreiterte.
    Schließlich trug das Pferd Duncan Talbott in die Stadt. Er nahm alles in sich auf, wurde von einigen Passanten neugierig angestarrt, sah das Marshal's Office und lenkte sein Pferd zum Holm, der am Straßenrand errichtet war.
    Nachdem er das Tier angeleint und sein Gewehr aus dem Scabbard gezogen hatte, stieg er steifbeinig die vier Stufen zum Vorbau empor, erreichte mit zwei Schritten die Tür und klopfte.
    »Herein!«, erklang es.
    Talbott öffnete die Tür und betrat das Office. Im Raum war es düster. Chuck Haines saß hinter dem Schreibtisch. Vor ihm lag eine aufgeschlagene Zeitung. Er schaute zu dem Eintretenden in die Höhe.
    »Guten Tag«, grüßte Duncan Talbott. Dann nannte er seinen Namen und setzte hinzu: »Ich komme aus Salem. Mich schickt das Büro des U.S. Marshals.« Er zog die Jacke über seiner linken Brust etwas zur Seite und zum Vorschein kam der Stern eines U.S. Deputy Marshals, der an der Weste befestigt war.
    »Mit Ihnen

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