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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Allison wurde ermordet.«
    Heather zuckte zusammen, als hätte der Town Marshal mit der Peitsche nach ihr geschlagen. Ihre Züge entgleisten. Ein ersterbender Laut brach aus ihrer Kehle, dann stammelte sie ungläubig: »James – wurde – ermordet?«
    »Ich kann Ihnen diese bittere Wahrheit leider nicht ersparen«, murmelte Chuck Haines. Auf dem Grund ihrer Augen sah er Bestürzung, Fassungslosigkeit und Entsetzen. »Allison wurde heute Morgen gegen neun Uhr, als er sein Haus verließ, aus dem Hinterhalt erschossen.«
    Heather barg das Gesicht in den Händen. Ihre Schultern begannen zu zucken. Haines verspürte mit ihr Mitleid. Aber er schwieg und wartete. Plötzlich sanken Heathers Hände wieder nach unten. Ihre Augen waren feucht. Sie drückten jetzt Trauer und Schwermut aus. »James kann mich und den Jungen nicht mehr schützen«, entrang es sich ihr. »Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis …«
    Sie brach ab und wandte sich ab.
    Haines rief: »Ich könnte Sie schützen, Heather.«
    Die junge Frau schien ihn nicht zu hören. Hinter ihr schloss sich die Haustür. In Haines' Gesicht arbeitete es krampfhaft. Unwillkürlich ließ er seinen Blick in die Runde gleiten, als wollte er sich versichern, dass niemand seine Worte vernommen hatte.
     
    *
     
    Carter Prewitt sagte: »Wir beide fahren morgen in die Stadt, Corinna. Du wirst dich zum Friedensrichter begeben und ihm den Totenschein vorlegen. Er muss die Erbschaftsangelegenheit regeln, den Erbschein ausstellen und den Namen Allison aus dem Grundbuch löschen. Du bist James' alleinige Erbin. Sein illegitimer Sohn ist vom Erbe ausgeschlossen.«
    Sie befanden sich in der Halle von Carter Prewitts Haus. Auch Joana war anwesend. Sie sagte: »Ihr solltet damit warten, bis wir James beerdigt haben. Es wäre pietätlos.«
    »Unsinn!«, knurrte Carter Prewitt. »Wir werden das Morgen erledigen. Bei dieser Gelegenheit besorge ich gleich einen Sarg für James.«
    Grübelnd musterte Joana ihren Mann.
     
    *
     
    Bob Gibson und sein Sohn arbeiteten wieder am Zaun. Als sich ihnen Duncan Talbott näherte, unterbrachen sie ihre Tätigkeit und der Heimstätter ging dem Marshal sogar ein Stück entgegen.
    »Wie lange wird der Zaun insgesamt?«, fragte Talbott.
    »Ich muss drei Seiten meines Besitzes einzäunen«, antwortete der Siedler. »Etwa anderthalb Meilen. Es sind an die fünfhundert Pfosten, die wir herrichten und in den Boden schlagen müssen. Eine Heidenarbeit. Und wenn es Prewitt einfällt, lässt er alles niederreißen und der ganze Aufwand war umsonst.«
    »Wo waren Sie vor etwa zwei Stunden, Mister Gibson. So gegen neun Uhr.«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »James Allison wurde erschossen.«
    »Was?«
    »Sie haben richtig gehört, Mister Gibson. Jemand hat ihm vor seinem Haus eine Kugel mitten ins Herz geschossen.«
    Entsetzt prallte der Heimstätter zurück. »Sie – Sie denken doch nicht etwa, dass ich …«
    »Sie haben Allison gedroht. Sie brauchen gar nicht versuchen, es abzustreiten. Der Town Marshal war Zeuge. Sie waren ziemlich wütend.«
    »Ich war hier. Wir arbeiten seit dem frühen Morgen am Zaun. Mir läuft die Zeit davon. Ich muss den Weizen sähen und den Mais ernten. Der Zaun soll fertig werden. Außerdem bauen wir noch immer an unserem neuen Haus. Ich weiß nicht, wo ich zuerst hinlangen soll.«
    »Kann Ihr Sohn bestätigen, dass Sie um neun Uhr hier waren?«
    »Natürlich kann ich das!«, rief Fred Gibson. »Mein Vater besitzt außerdem kein Pferd. Hätte er auf dem Ochsen zur Triangle-P reiten sollen?«
    »Wenn es so ist«, sagte der U.S. Deputy Marshal, »dann kommen Sie als Täter wohl kaum in Frage. Geben Sie mir trotzdem Ihr Gewehr.«
    »Hol die Winchester vom Wagen, Fred!«, rief der Heimstätter, der sich wieder zu fassen begann.
    Der Siebzehnjährige brachte dem Bundesbeamten das Gewehr. Er betätigte den Ladehebel. Fünfzehn Patronen wurden ausgeworfen. Dann roch der U.S. Deputy Marshal am Lauf. Schließlich reichte er Fred das Gewehr und sagte: »In Ordnung, Mister Gibson.«
    »Was heißt das?«, fragte der Siedler.
    »Sie scheiden als Täter aus.«
    Man konnte sehen, wie Bob Gibson aufatmete.
    Talbott ergriff noch einmal das Wort und sagte: »Ich habe mit Prewitt gesprochen. Er will Ihnen eine finanzielle Entschädigung anbieten. Voraussetzung ist, dass Sie die Anzeige wegen Körperverletzung zurückziehen. Was werden Sie tun, Mister Gibson? Werden Sie das Geld annehmen, oder ist es Ihnen wichtiger, dass Prewitt für sein Vergehen

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