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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
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Stuhl.
    Prewitt ließ sich nieder. »Was Sie vorhaben, ist mir zu gefährlich, Marshal«, begann Prewitt. »Darum will ich, dass Sie sich heraushalten, wenn Shaugnessy übermorgen Mittag auf die Ranch kommt, um das Lösegeld abzuholen.«
    »Das kann ich nicht, Mister Prewitt. Es geht um Mordversuch und Kidnapping. Das Gesetz …«
    »Hören Sie mir damit auf!«, knirschte Carter Prewitt. »Ich verlasse mich nicht auf Recht und Gesetz.«
    »Was ist der Grund, Mister Prewitt? Ihre Gesinnung kommt doch nicht von ungefähr.«
    Versonnen starrte Carter Prewitt vor sich hin. Seine Gedanken schienen sich in irgendwelchen Erinnerungen verloren zu haben. Plötzlich hob er das Gesicht und sagte: »Der Mörder meines Vaters ging straffrei aus. Dabei war der Beweis für seine Schuld erbracht. Dennoch wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen.«
    »Das ist so, wenn Zweifel an der Schuld eines Mannes bestehen.«
    »Das sind die Unzulänglichkeiten des Rechts!«, erregte sich Carter Prewitt und atmete scharf aus. »Das Recht, das Sie predigen, Marshal, öffnet der Korruption Tür und Tor. Um zu seinem Recht zu gelangen, muss man seine Angelegenheit selbst in die Hände nehmen.«
    Duncan Talbott wurde einiges klar. »Ihr Recht ist das Recht des Mächtigen und Starken, Mister Prewitt. Sie haben Ihre eigenen Gesetze geschrieben und nach denen leben Sie. Sie haben sich zum Richter, zum Herrn über Leben und Tod aufgeschwungen. Denken Sie nur an die Viehdiebe …«
    »Was wissen Sie von der Geschichte?«
    »Haines hat mir davon erzählt.«
    »Der Town Marshal weiß gar nichts.«
    Talbott winkte ab. »Ich kann mich nicht raushalten, Mister Prewitt. Die Verbrechen, die Shaugnessy begangen hat, sind von Gesetzes wegen und ohne Rücksicht auf den Willen desjenigen, der geschädigt wurde, zu verfolgen. In der Juristensprache nennt man das Offizialdelikt.«
    Carter Prewitt stemmte sich am Tisch in die Höhe. »Es interessiert mich einen Dreck, Marshal. Lassen Sie sich übermorgen Mittag nicht auf Triangle-P sehen.«
    »Ich ahne, was Sie vorhaben, Mister Prewitt. Doch glaube ich nicht, dass Shaugnessy das Versteck der Kinder preisgibt. Er will Sie treffen – und zwar bis in den Kern. Der Hass auf Sie wird ihm den Mund versiegeln. Sie werfen das Leben Ihrer Kinder in die Waagschale.«
    »Es gibt Mittel und Wege, einen Mann zum Sprechen zu bringen«, grollte Carter Prewitt.
    »Ich werde es nicht zulassen, Prewitt!«
    Der Rancher schoss dem U.S. Deputy Marshal einen sengenden Blick voll Geringschätzung zu, wandte sich abrupt ab und schritt zur Theke, nahm sein Glas und leerte es mit einem Zug. »Ihr reitet auf die Ranch zurück. Ich bleibe in der Stadt. Bestellt es meiner Frau.«
    Nachdem sie ihre Gläser geleert hatten, verließen die Reiter der Triangle-P den Saloon. Wenig später verkündeten dumpfe Hufschläge, dass sie die Stadt verließen.
    Carter Prewitt bestellte sich noch einen Whisky, dann ging auch er. Duncan Talbott sah ihn durch das Fenster schräg über die Main Street stapfen. Der Gesetzesmann vermutete, dass Prewitt im Hotel ein Zimmer mieten wollte.
    Das Essen des U.S. Deputy Marshals kam. Es handelte sich um ein Stew mit magerem Rindfleisch. Talbott aß, dann bezahlte er seine Rechnung und suchte sein Zimmer auf. Auf dem Bett liegend wartete er, bis es finster war. Die Geräusche, die tagsüber die Stadt durchströmten, waren verstummt. Das Gewehr am langen Arm verließ Talbott das Hotel durch den Hinterausgang, lief um die Stadt herum, erreichte das Haus des Arztes von der Rückseite und pochte gegen die Hintertür. Der Arzt öffnete. Licht fiel aus dem Türspalt und malte einen gelben Balken in den Staub. »Sie!«, entfuhr es dem Arzt verblüfft.
    Talbott erklärte, was ihn bewog, die Nacht in Jordans Zimmer zu verbringen. Der Arzt ließ ihn ins Haus.  
    Slim Jordans Bett stand an der dem Fenster gegenüberliegenden Wand. Mit Hilfe des Arztes schob es Duncan Talbott an die Wand mit der Tür. Das leere Bett stellten sie an den Platz, an dem bis vor zwei Minuten Jordans Liegestatt gestanden hatte. Der U.S. Deputy Marshal rollte eine Decke, die er vom Arzt erhielt, zusammen und legte sie so in das Bett, dass man in der Dunkelheit annehmen musste, ein Mensch liege da. Das alles geschah ohne Licht. Talbott holte sich einen Stuhl vom Flur und stellte ihn in eine Ecke, von der aus er das Fenster im Auge hatte. Er bedankte sich bei dem Arzt und dieser ließ ihn allein.
    Der U.S. Deputy Marshal hüllte sich in Geduld.
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