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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Irgendwann schlugen die Kirchenglocken. Die getragenen Töne trieben durch den Ort. Talbott zählte die Schläge mit. Es war Mitternacht.
    Das Warten ging weiter. Talbott verspürte Müdigkeit und kämpfte dagegen an. Plötzlich barst klirrend die Fensterscheibe. Und dann dröhnte ein Revolver. Die Mündungsfeuer stießen in den Raum und erhellten ihn geisterhaft. Die Schüsse fielen in rasender Folge, bis der Hammer auf eine leere Patrone schlug.
    Duncan Talbott feuerte mit dem Gewehr. Zwei Schüsse jagte er aus dem Lauf. In dem Zimmer roch es nach verbranntem Pulver. Draußen waren hastige Schritte zu hören. Mit zwei Sätzen war Talbott beim Fenster, schob es hoch und sprang ins Freie. Die Schritte waren jetzt nicht mehr zu vernehmen. Wahrscheinlich lauerte der Schütze irgendwo in der Nacht.
    Der U.S. Deputy Marshal glitt in den Schatten eines Schuppens, schmiegte sich eng an das Holz und war nur noch ein Bündel angespannter Aufmerksamkeit.
    In der Stadt gingen Lichter an. Stimmen wurden laut. Im Schutz der Geräusche, die plötzlich den ganzen Ort erfüllten, würde es dem Schützen ein Leichtes sein, sich unbemerkt zu entfernen.
    Duncan Talbott rannte zum Hotel. Die Rezeption war verwaist. Er schlug mit der flachen Hand auf die Glocke. Es dauerte eine ganze Weile, dann kam ein graubärtiger Mann aus einer Tür neben der Treppe, die in die obere Etage führte.
    »In welchem Zimmer finde ich Carter Prewitt?«, erkundigte sich der U.S. Deputy Marshal.
    »Zimmer vier. Die zweite Tür oben auf der rechten Seite.«
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend hetzte Talbott die Treppe hinauf. Oben waren an der Wand zwischen den Türen Lampen befestigt, die spärliches Licht spendeten. Talbott klopfte an die Tür mit der Nummer vier.
    »Wer ist draußen?«
    »U.S. Deputy Marshal Duncan Talbott!«
    Die Tür ging auf, Carter Prewitt trat in den Türrahmen. Seine Haare waren verlegen, aber er war bis auf die Stiefel angekleidet. »Ah, Sie, Marshal. Es hat geknallt. Wer hat geschossen?«
    »Die Schüsse galten Slim Jordan. Geben Sie mir Ihren Revolver, Mister Prewitt.«
    »Ich muss Sie enttäuschen, Marshal. Schon seit Jahren trage ich keine Waffe mehr.«
    »Ich will mich in Ihrem Zimmer umsehen.«
    »Bitte.« Prewitt gab die Tür frei.
    Im Zimmer brannte Licht. Es erleuchtete den Raum nicht bis in die Ecken. Talbott schaute in die Schübe der Kommode, in den Schrank, unter das Kopfkissen und hob sogar die Matratze hoch. Eine Waffe fand er nicht. Carter Prewitt beobachtete ihn. Plötzlich stieß der Rancher hervor: »Wie kommen Sie darauf, dass ich versucht habe, Jordan umzubringen?«
    »Die Schüsse auf ihn beweisen mir, dass jemand befürchtet, Jordan könnte wieder zu sich kommen und den Mund aufmachen.«
    »Und was – meinen Sie – könnte er ausplaudern?«
    »Er könnte von dem Überfall auf Bob Gibson sprechen. Er könnte vielleicht erzählen, wer den Auftrag erteilte, Gibsons Zaun niederzureißen. Möglicherweise könnte er eine Aussage, den Mord an James Allison betreffend, machen.«
    »Sie ahnten, dass jemand versuchen würde, Jordan zum Schweigen zu bringen?«
    »Ich war geradezu überzeugt davon«, knurrte Duncan Talbott.
    »Sie verdächtigen mich, nicht wahr?«
    »Ich weiß, dass die Nachtreiter, die Gibsons Farm niederbrannten, und jene Kerle, die seinen Zaun zerstörten, in Ihrem Auftrag handelten. Leider reicht das nicht aus, um gegen Sie Anklage zu erheben.«
    Ein spöttisches Lächeln umspielte Carter Prewitts Mund. Seine Augen jedoch waren kalt und stechend wie die eines Reptils. »Ich glaube, das nennt man bei Gericht Beweisnot.«
    »Ich kriege Sie dran, Prewitt«, versprach der U.S. Deputy Marshal. »Für den Mord an James Allison kommen auch nur Sie in Frage.«
    Duncan Talbott sah keinen Grund mehr, mit seinem Verdacht hinter dem Berg zu halten. Vielleicht gelang es ihm, Prewitt aus der Reserve zu locken und ihn dazu zu verleiten, einen Fehler zu begehen.
    »Mit Ihnen geht die Fantasie durch, Talbott!«, blaffte Carter Prewitt. Die Kälte in seinen Augen hatte sich nicht gemildert – eher das Gegenteil war der Fall. Die Kälte, die Prewitt verströmte, schien sich im Zimmer auszubreiten.
    »Geben Sie mir Ihre Hand«, forderte Talbott unbeeindruckt.
    »Warum?«
    »Ich will Ihre rechte Hand.«
    Carter Prewitt hielt sie dem U.S. Deputy Marshal hin. Der nahm sie, beugte sich über sie, roch daran, drehte sie herum und schnüffelte auch am Handrücken. Dann richtete er sich auf und sagte kehlig: »Ihre Hand

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