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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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verschwitzt und verstaubt. Sie hatten den vorhergehenden Tag nahezu ausschließlich im Sattel verbracht. Ihre Augen waren rotgerändert und entzündet. Man sah es ihnen an, dass sie müde waren. Ihre verkrampften Gesichter muteten grimassenhaft an.
    Nach zweieinhalb Stunden erreichten sie Leakey. Die Hauptstraße war breit und staubig. Passanten blieben auf den Gehsteigen stehen und beobachteten die Gruppe.
    Sie ritten bis zum Sheriff's Office und saßen ab. Carter Prewitt und James Allison wurden von einigen Männern in das Büro gezerrt. Man nahm ihnen die Fesseln ab, dann wurden sie in den Zellentrakt bugsiert und in eine der beiden Zellen gesperrt. Es gab zwei Pritschen und einen Latrineneimer. Der Geruch von Chlorkalk stieg den beiden Burschen in die Nasen.
    Carter Prewitt ging zu einer der Pritschen und setzte sich. James Allison blieb an der Gitterwand stehen. Seine Hände legten sich um zwei der zolldicken Stäbe. Er sagte: »Lassen Sie Carter laufen, Sheriff. Er ist wirklich unschuldig.«
    Jack Donegan, der sich gerade abwenden wollte, drehte sich halb herum und starrte den Sprecher überrascht an. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Ich bin kurze Zeit mit Gus Callagher geritten. Allerdings ist mir sehr schnell klar geworden, dass mir das Leben in seinem Verein viel zu rauchig war, und ich habe mich abgesetzt. Ich zog kreuz und quer durchs Land und stieß schließlich auf Carter. Er war auf dem Weg zum Salado Creek, so seine Familie lebt. Ich schloss mich ihm an.«
    Der Sheriff nagte sekundenlang an seiner Unterlippe. In seinen Augen glomm der Argwohn. »Was für Hintergedanken hegen Sie, Allison?«, knurrte er. »Wollen Sie, dass ich Ihren Kumpan laufen lasse, weil Sie denken, dass er in Freiheit für Sie wertvoller ist als hinter Gittern?«
    »Es ist die Wahrheit, Sheriff!«, beschwor James Allison den Gesetzeshüter.
    Donegans Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an. Seine linke Augenbraue hob sich. »Sie haben sich mit Ihrem Geständnis dem Henker ausgeliefert, Allison. Ob Ihre Geschichte der Wahrheit entspricht, wird sich herausstellen. Wenn Prewitt unschuldig ist, wird er als freier Mann diese Stadt verlassen. Wenn nicht, wird er Ihnen beim Hängen Gesellschaft leisten.«
    Die Worte beinhalteten ein düsteres Versprechen. Carter Prewitt begriff, dass er zum Spielball eines unergründlichen Schicksals geworden war. Er hatte dem nichts entgegenzusetzen. Seine Hoffnungen waren zunichte gemacht. Geblieben war ihm nur die Aussicht auf eine trübe Zukunft …
     
     
    Kapitel 5
     
    Amos Prewitt öffnete die Augen. Verständnislos starrte er hinauf zur weißgekalkten Decke des Zimmers. Erst nach geraumer Zeit setzte die Erinnerung ein. Und nun spürte er auch den wühlenden Schmerz in seiner Brust. Heißer Schreck durchfuhr ihn. Guter Gott, sie haben dir das Geld geraubt! Die Erkenntnis stieg wie ein Schrei in ihm auf. Das Herz wollte ihm in der Brust zerspringen.
    Wo war er. Verworrene Geräusche drangen an sein Gehör; da waren Stimmen, da war das Rumpeln eines Fuhrwerks, das Wiehern eines Pferdes, er vernahm Kindergeschrei.
    Vorsichtig drehte der Rancher den Kopf. Ein Stöhnen kämpfte sich in seiner Brust hoch und erstickte in seiner Kehle. Die Bewegung bereitete ihm Schmerzen. Er atmete schneller.
    Der Raum, in dem er sich befand, war nüchtern eingerichtet. An der Wand neben der Tür hing ein schmuckloses Holzkreuz. Die Wände waren weiß getüncht. Auf der anderen Seite des Zimmers stand ein weiteres Bett. Es war verwaist.
    »Hallo!«, rief der Rancher mit trockener Stimme. Er hatte das Empfinden, kraftvoll gerufen zu haben. In Wirklichkeit aber war es nur ein kläglicher Laut gewesen, der über seine spröden Lippen gedrungen war. »Ist da jemand?«
    Sein Ruf verhallte ungehört. Amos Prewitt fühlte sich schwach und elend. Jeder Atemzug war eine Anstrenung. Dumpfe Benommenheit brandete gegen sein Bewusstsein an. In seinen Schläfen hämmerte und dröhnte es. In seinem Körper schien nichts mehr zu funktionieren. Sie Signale, die sein Gehirn aussandte, blieben unbeantwortet. Sein zerrissenes Bewusstsein zeigte tiefe Spalten. Denkvorgänge fielen aus, Erinnerungen schwanden, Zusammenhänge kamen nicht zustande.
    Der Rancher wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ein Mann das Zimmer betrat. Er kam zum Bett und beugte sich über den Verwundeten. »Ah, Sie sind wach.«
    »Doc Mercer«, murmelte Amos Prewitt mit verlöschender Stimme. Er hatte den Arzt erkannt und begriff, dass er sich in San

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