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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Markte«, warnte einer der Reiter.
    »Dafür werde ich bezahlt«, versetzte der Gesetzeshüter. Er hakte seine Wasserflasche vom Sattel, schraubte sie auf und setzte die Öffnung an den Mund. Das Wasser schmeckte brackig, aber es sorgte dafür, dass die Trockenheit in seiner Mundhöhle und in seiner Kehle verschwand. Die Männer um den Sheriff herum saßen ab, wischten sich den Schweiß aus den Gesichtern und tranken ebenfalls. Der County Sheriff tränkte noch sein Pferd aus der Krone seines Hutes, dann ritt er weiter.
    Die Geröllebene, über die er zog, war wie ausgestorben. Aber diese so scheinbar friedliche Atmosphäre war nicht echt. Eine unheilvolle Spannung füllte die Stille. Ein Hauch von Gefahr und Gewalttätigkeit schien in der Luft zu liegen. Im Innern des Gesetzeshüters läuteten die Alarmglocken. Er verspürte Beklemmung.
    Das Pferd trug ihn auf die Felsen zu. Die Hufe krachten und klirrten. Die Felswüste mutete an, als habe sie einst der Satan persönlich geschaffen. Das Gebiet schien nur aus totem Gestein, Wind und Staub zu bestehen. Das karge, zerklüftete Land ringsum war von der unablässig sengenden Sonne verbrannt, tot, und glich mit seinen ruinenähnlichen Felstürmen und -monumenten einem riesigen Trümmerfeld.
    Sheriff Donegan dachte daran, dass ihn möglicherweise schon harte Augen, in denen die Mordlust glitzerte, über Kimme und Korn weittragender Gewehre beobachteten und verspürte ein unangenehmes Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Sein hellwacher Blick glitt über die Felswände und bohrte sich in die Einschnitte, die das Massiv spalteten. Streckte der Tod bereits die knöcherne Klaue nach ihm aus? Donegan fürchtete sich davor, den Gedanken weiterzuführen - diesen Gedanken, an dessen Ende etwas Dunkles, Unheilvolles stand.
    Er steuerte auf eine der Schluchten zu. Das Gewehr hielt er jetzt mit beiden Händen. Das Pferd lenkte er mit den Schenkeln. Seine schweißnassen Hände hatten sich regelrecht an Kolbenhals und Schaft der Henry Rifle festgesaugt.
    Im Eingang der Schlucht lag ein totes Pferd. Der Kadaver war schwarz von Fliegen, die der süßliche Blutgeruch angelockt hatte. Hier waren die Reiter von der Prade Ranch in den Hinterhalt der Banditen geritten.
    Der Sheriff lenkte sein Pferd zwischen die Felswände. Sie erhoben sich steil nach oben. Donegan hatte das Gefühl, in ein düsteres Grab des Schweigens zu reiten. Kühle Luft strömte ihm entgegen. Die Geräusche in der Schlucht muteten eigenartig dumpf, klingend und melodiös an, und die Echos verstärkten alles.
    Immer wieder gab es Hinweise, dass die Banditen durch die Schlucht geflohen waren. Mal war es ein Haufen Pferdedung, dann ein losgetretener Stein, ein Hufabdruck im Staub, ein heller Kratzer auf glatt geschliffenem Gestein …
    Der County Sheriff ritt bis zum Ende der Schlucht. Vor ihm lag ein staubiges Tal. Den Spuren nach zu schließen hatte sich hier die Bande getrennt. Die Kerle waren in alle Himmelsrichtungen geritten. Donegan war unschlüssig. Welcher Spur sollte er folgen. Ihm war klar, dass er bald die Grenze des Real County, seines Zuständigkeitsbereichs, erreicht haben würde. Es war wie eine Insel von den Countys Uvalde, Edwards, Kirr und Bandera eingeschlossen. Um in einem dieser Countys tätig zu sein, brauchte er die Genehmigung des zuständigen Sheriffs. Donegan fragte sich, ob es Sinn machte, der Spur länger zu folgen. Er schaute nach der Sonne. Sie stand im Südwesten. Der Gesetzeshüter entschied sich, aufzugeben.
    Während er zurück ritt, fiel die Anspannung von ihm ab. Es war nicht mehr zu befürchten, dass er in einen Hinterhalt geriet. Er ließ das Pferd traben.
    Die Reiter des Aufgebots hockten am Boden oder auf Felsbrocken. Die meisten rauchten. Als sie den Reiter über die Ebene kommen sahen, erhoben sie sich. Gespannt und erwartungsvoll blickten sie ihm entgegen. Der Sheriff parierte sein Pferd, als er seine Leute erreicht hatte, und sagte staubheiser: »Sie haben sich in der Felswildnis getrennt. Sicher haben sie das County längst verlassen. Wir sind nicht ausgerüstet für eine längere Verfolgungsjagd und gezwungen, aufzugeben. Die Halsabschneider sind uns entkommen. Wir kehren um.«
    Enttäuschung sprach aus jedem seiner Worte. Er hatte sein Versprechen, erst zu ruhen, wenn sie den Schlupfwinkel der Bande aufgespürt hatten, nicht halten können, und fürchtete, vor den Leuten, die sich ihm angeschlossen hatten, an Gesicht verloren zu haben.
    Wortlos gingen die Männer zu ihren

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