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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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hatte.
    Wispernd strich der Wind an den kahlen Felsen entlang, raschelte in den Zweigen der halbverdorrten Sträucher und wühlte im feinkörnigen Sand, der das ganze Land wie grauer Puder überzog. An den Felswänden türmten sich heruntergestürzte Felsbrocken. Eine Sandbank verlief unter der Felswand. Wasser rann über die Felsen auf den Grund der Schlucht, versickerte im Sand und färbte ihn dunkel. Die beiden Männer fingen das Wasser mit den zusammengelegten Händen auf und tranken. Dann setzten sie ihren Weg fort.
    Rechter Hand öffnete sich ein enger Seitencanyon. »Wir sollten versuchen, uns durch die Berge nach Süden durchzuschlagen«, sagte Carter Prewitt.
    »Meinetwegen. Zehn Meilen Fußmarsch! Heiliger Rauch. Uns wird aber auch nichts geschenkt. Die Pest an Callaghers Hals.«
    Sie stiefelten in die enge Schlucht hinein. Geröll lag auf dem Boden. Der Grund dazwischen war sandig. Schon bald begann der Weg anzusteigen. Die Wärme nahm zu. Der Morgenhimmel hatte eine blaue Farbe angenommen. Die beiden Männer begannen zu schwitzen.
    Nach etwa einer Stunde gelangten sie auf eine Hochebene. Vor ihnen dehnte sich ödes, von der Sonne versengtes Land; Felsketten, sandige Hügel, ausgetrocknete Bachläufe und steinige Senken. Spärliche Büschel harten Galleta Grases, Dornengestrüpp, Kreosot- und
    Mesquitebüsche waren die ganze Vegetation. Die Sonne stand im Südosten. Die Luft flimmerte in der Hitze.
    »Meine Füße brennen wie Feuer, und ich habe das Gefühl, jemand hat mir Blei in die Stiefel gefüllt«, jammerte James Allison und setzte sich auf einen von Wind und Regen glatt geschliffenen Felsbrocken. »Außerdem knurrt mir der Magen und ich habe Durst. Ich hasse dieses verdammte Land, den Staub und die Hitze, die einem das Mark aus den Knochen zieht.«
    »Auch meine Füße brennen«, murmelte Carter Prewitt. »Rasten wir ein paar Minuten.« Wie sein Gefährte ließ er sich auf einen Felsblock nieder.
    »Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als zwei Pferde zu stehlen«, sagte James Allison, nachdem er sich mit dem Handrücken den Schweiß aus den Augenhöhlen gewischt hatte.
    »Wir werden sie uns lediglich leihen«, antwortete Carter Prewitt. »Ich werde die Pferde zurückschicken, wenn wir am Salado Creek angekommen sind.«
    »Diese edle Gesinnung wird dir keiner abkaufen, wenn sie uns erwischen. In diesem Land hängt man Pferdediebe ohne großes Federlesen.«
    »Wir dürfen uns eben nicht erwischen lassen.«
    Das Gespräch schlief ein. Nach etwa zehn Minuten brachen sie wieder auf. Auf ihren Gesichtern bildete sich eine dünne Schicht aus Staub und Schweiß. Der Staub drang ihnen in die Augen und entzündete sie. Unermüdlich marschierten sie. Die Sonne erreichte den Zenit. Die glühende Backofenhitze machte jeden Atemzug zu einer Anstrengung. Und es kostete ihren ganzen Willen, einen Fuß vor den anderen zu setzen und sich nicht einfach niedersinken zu lassen.
    Sie hatten die Hochebene hinter sich gelassen und bewegten sich zwischen Steilhängen, schroffen Felswänden und terrassenförmigen Felsgebilden. Schweigen herrschte in der steinernen Welt. Die Blasen, die sich an ihren Füßen gebildet hatten, waren längst aufgeplatzt und bluteten. Die Schmerzen waren kaum zu ertragen. Erschöpfung zeichnete die Gesichter. Ihre Beine wollten sie kaum noch tragen.
    »Wann kommt dieses verdammte Nest endlich?«, sagte James Allison mit einer vor Anstrengung und Staub kratzenden Stimme.
    »Ich weiß es nicht«, murmelte Carter Prewitt. »Der Wachposten sprach von zehn Meilen.«
    Allison seufzte.
    Nach einer weiteren Stunde des strapaziösen Marsches endeten die Berge. Vor den beiden ausgemergelten Männern lag eine weitläufige Ebene. Und mitten in dieser Ebene lag die Stadt. Es waren nur zwei Häuserreihen, die zu beiden Seiten einer staubigen Straße errichtet worden waren. Hinter den Häusern gab es Corrals und Pferche, in denen Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen weideten. Ein spitzer Kirchturm am Ende der Straße überragte die Häuser. Ein schmaler Fluss schlängelte sich durch die Ebene. Er führte nicht viel Wasser.
    »Endlich!«, entrang es sich James Allison.
    Der Anblick der Häuser beflügelte die beiden ausgelaugten Männer noch einmal. Sie schleppten sich mehr als sie gingen auf die Stadt zu. Bald erreichten sie die Straße, die sich zwischen den Gebäuden zur Main Street verbreiterte. Auf ein verwittertes Holzschild war mit schwarzer Farbe, die schon abblätterte, der Name der Ortschaft gepinselt.

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