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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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versuchen.«
    »Haben Sie Zigarren?«, fragte James Allison.
    »Ja.«
    »Geben Sie uns zwei.«
    Der Wirt schlurfte davon und holte die Zigarren. Genüsslich rauchten die beiden Männer. Sie tranken noch ein zweites Bier, dann bezahlte Allison die Rechnung und sie verließen den Saloon. Wenige Minuten später schritten sie in den Hof des Mietstalles. Das Stalltor stand offen. Im Stall war es düster. Als sie ihn betraten, schlug ihnen typischer Stallgeruch entgegen. Pferde stampften und schnaubten in den Boxen. Fliegen summten. Der Stallmann saß auf einer Futterkiste und nähte ein Zaumzeug. Neben ihm lag ein handlicher Klumpen Schusterpech, durch das er den Faden gezogen hatte, um ihn auf diese Art und Weise zu imprägnieren.
    Jetzt hielt er in seiner Arbeit inne und blickte den beiden Ankömmlingen entgegen. Carter Prewitt grüßte, dann sagte er: »Sind Sie Buck Reynolds, der Stallbesitzer?«
    »Der bin ich.«
    »Gut. Wir möchten zwei Pferde bei Ihnen ausleihen.«
    »Ihr seid fremd hier. Camp Wood liegt mitten in der Wildnis. Seid ihr vom Himmel gefallen? Oder wie sonst seid ihr in dieses Nest gelangt?«
    »Wir sind gelaufen.« Carter Prewitt registrierte die staubigen Spinnenweben in den Ecken, in denen tote Fliegen hingen. Auf einem Balken lagen vier alte, gebrochene Sättel. An Nägeln, die in die Stallwand geschlagen waren, hingen einige Zaumzeuge. Durch die Ritzen zwischen den Brettern fiel in schrägen Bahnen das Sonnenlicht. Feine Staubpartikel tanzten in den Lichtbahnen.
    »Wo habt ihr denn eure Pferde gelassen?«
    »Sie wurden uns in den Bergen gestohlen.«
    Der Stallmann kratzte sich am Hals. Es gab ein schabendes Geräusch. »Ihr seht aus wie Vagabunden«, murmelte er. »Und ich schließe jede Wette ab, dass ihr über kein Geld verfügt, um die Leihgebühr zu bezahlen.«
    »Diese Wette würden Sie gewinnen«, sagte Carter Prewitt und das Gesicht des Mietstallbesitzers wurde schlagartig abweisend. Schnell sprach Prewitt weiter: »Wir brauchen die Pferde, um zum Salado Creek im Bexar County zu gelangen. Sie erhalten die Tiere zurück. Mein Wort drauf. Und ich würde Ihnen ein Pferd dreingeben.«
    »Was ist das Wort eines Landstreichers schon wert?«, blaffte der Stallmann.
    »Wir kommen aus dem Krieg«, murmelte Carter Prewitt. »Hinter mir liegen viele hundert Meilen von Arizona herüber. Mein Vater bewirtschaftet am Salado Creek eine Ranch. Ich lege zwei Pferde drauf, wenn Sie uns helfen.«
    »Steht mir vielleicht auf die Stirn geschrieben, dass ich blöd bin? Du kannst mir zehn Pferde versprechen, Mister. Sehen werde ich kein einziges. Und meine beiden Gäule und die Sättel wäre ich obendrein los. Ihr beide seid lichtscheues Gesindel. Verschwindet! Von mir kriegt ihr keine Pferde.«
    »Bitte …«, murmelte Carter Prewitt.
    James Allison legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es ist vergebens, Carter. Gehen wir.«
    »Ja, haut ab, und zwar schnell!«, schnappte der Stallmann.
    Enttäuscht drehte sich Carter Prewitt um. Allisons Hand glitt von seiner Schulter. Gleich darauf traten sie über die Lichtgrenze unter dem Tor. Das grelle Sonnenlicht blendete sie. Im Hof standen einige Fuhrwerke. Auch ein Conestoga-Schoner mit einer vergilbten Plane war vorhanden.
    »Was nun?«, fragte Carter Prewitt, als sie wieder auf der Straße standen.
    »Wir besorgen uns in der Nacht zwei Pferde«, antwortete James Allison, ohne lange zu überlegen.
    »Du weißt, was uns blüht, wenn sie uns erwischen«, murmelte Carter Prewitt.
    »Dieses Risiko müssen wir eingehen.« Verkniffen, fast trotzig schaute James Allison seinen Gefährten an. »Ich habe mir das Tor angeschaut. Es lässt sich nur verriegeln. Wir müssen es also nicht mal aufbrechen.«
    »Es gefällt mir nicht«, streute Carter Prewitt seine Bedenken aus. Skepsis prägte seinen Gesichtsausdruck.
    »Wir haben keine andere Wahl.«
    »Okay«, erklärte Carter Prewitt sich schließlich bereit, auf den Vorschlag Allisons einzugehen. »Komm.« Er setzte sich in Bewegung. Sie kehrten in den Saloon zurück und stellten sich an die Theke.
    »Na, hattet ihr Glück?«, fragte der Wirt.
    »Nein. Geben Sie mir bitte ein Stück Papier und etwas zum schreiben«, bat Carter Prewitt.
    »Wollen Sie jemand einen Brief schreiben?«, fragte der Wirt spöttisch.
    »Etwas in der Art.«
    Der Wirt ging in die Küche. Gleich darauf erschien er wieder und legte das Gewünschte auf die Theke. Carter Prewitt nahm den Zettel und den Tintenbleistift und setzte sich an einen freien Tisch. Er

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