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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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dem wuchernden Bart: »Wie gelangen wir auf die Triangle-P? Keiner von uns besitzt ein Pferd.«
    »Wir leihen uns im Mietstall ein Fuhrwerk aus«, antwortete der rattengesichtige Bursche. Sein Name war Milt Conrad. »Wer kommt mit zur Triangle-P?«
    Insgesamt sechs Männer meldeten sich.
    »Okay«, meinte der Mann, der sich als Koch verdingt hatte. »Dann wollen wir keine Zeit verlieren.«
    »Es ist Irrsinn!«, warnte einer.
    »Ich weiß«, antwortete der Mann, der als Koch mit der Herde ziehen wollte. Sein Name war Sid Dexter. »Aber die Aussicht, hundertvierzig Dollar zu verdienen, ist sehr verlockend und lässt mich jegliche Bedenken über Bord werfen.«
    »Jeder ist seines Glückes Schmied«, rief einer.
    Die sechs Männer machten sich auf den Weg zum Mietstall. Auf dem Vorbau saß Warner in einem Schaukelstuhl und rauchte ein Zigarillo. »Ihr ahnt nicht, worauf ihr euch einlasst«, gab er zu verstehen.
    »Es ist ein Job«, versetzte Sid Dexter. »Hundertvierzig Dollar sind für einen wie mich ein Vermögen. Was sollte es da groß zu überlegen geben?«
    »Möglicherweise ist es ein Himmelfahrtskommando«, warnte Warner.
    Dexter zuckte mit den Schultern und marschierte weiter. Die anderen folgten ihm. Warner erhob sich, schnippte die Kippe in den Staub der Straße und ging schnell in den Silberdollar Saloon.
     
    *
     
    Carter Prewitt und James Allison befanden sich in dem Mietstall, in dem Jesse McAllister die Pferde betreute. Auf dem Mittelgang stand eine Schubkarre voll Stroh und Pferdemist, eine Forke steckte in der feuchten, stinkenden Ladung. »Nein«, sagte Jesse kopfschüttelnd, »Malones Leute stellen ihre Pferde nicht bei mir unter. Ihre Tiere stehen in dem Stall, der einmal Ron Miller gehörte. Brad Malone hat ihn übernommen. Warum willst du das wissen, Carter?«
    »Ich versuche den Mord an meinem Vater zu klären.«
    Jesse kratzte sich hinter dem Ohr. »Pass nur auf, dass du in kein Wespennest stocherst, Carter. Wenn du dem Mörder zu nahe kommst, ist davon auszugehen, dass er reagiert wie eine Klapperschlange. Gegen eine Kugel aus dem Hinterhalt war dein Vater nicht gefeit und wirst auch du nicht gefeit sein.«
    »Wenn ein Mann nicht bereit ist, für seine Überzeugungen Risiken einzugehen«, sagte Carter Prewitt grollend, »dann taugen entweder seine Überzeugungen oder er selbst nichts.«
    »Du musst wissen, was du tust.«
    Carter Prewitt und James Allison verabschiedeten sich von Jesse. Zehn Minuten später betraten sie den Mietstall, der ihnen beschrieben worden war. Der Stallmann schwang einen Besen und fegte den Mittelgang. »Hallo, Ron«, grüßte Carter Prewitt. »Ich denke, deinen Stall hat Malone übernommen.«
    »Das ist richtig. Ich war verschuldet und verlor den Stall. Ich arbeite als Stallknecht für Brad Malone. Von irgendetwas muss ich ja schließlich leben.«
    »Ich habe eine Frage an dich, Ron.«
    »Was für eine Frage?«
    »An dem Abend, als mein Vater überfallen, niedergeschossen und beraubt wurde – du erinnerst dich sicher, es war der 18. Juni - hat an diesem Abend einer von Malones Leuten sein Pferd benutzt?«
    Ron Miller zog unbehaglich die Schultern an und befeuchtete sich mit der Zungenspitze die Lippen. »Ich – ich kann mich nicht erinnern«, presste der Stallmann nach einer ganzen Weile hervor. »Immer wieder kommt einer von den Kerlen und holt sich ein Pferd.« Ron Miller hob beide Hände, ließ sie wieder sinken – eine Geste des Bedauerns – und murmelte: »Ich kann mich nicht erinnern, Carter. Ich – ich …«
    Miller brach ab.
    Carter Prewitt fixierte forschend das knochige Gesicht des Stallmannes. Ron Millers Blick irrte zur Seite. »Du lügst, Ron«, schnappte Prewitt. »Einer hat sein Pferd geholt und es nach einiger Zeit zurückgebracht. Wer war es, Ron?«
    Ron Miller duckte sich. In seinem Gesicht arbeitete es krampfhaft. Er sah aus wie ein Mann, der sich im nächsten Moment herumwerfen und die Flucht ergreifen würde. Seine Lippen zuckten, als wollte er etwas sagen, aber plötzlich wandte er sich ab und fing an, wieder den Besen zu schwingen. »Ich erinnere mich nicht, Carter. Du musst es mir glauben. Ich merke mir doch nicht, wer sich wann ein Pferd holt.«
    »Ist dir klar, dass du vielleicht einen Mörder schützt, Ron?«, blaffte Carter Prewitt. »Du machst dich mitschuldig.«
    »Verdammt, Carter, lass mich in Ruhe. Ich möchte deinetwegen nicht in Teufels Küche kommen. Ich kann dir nicht helfen. Und jetzt solltet ihr gehen. Es ist sicher nicht gut

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