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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Himmel und ballte sich in der Höhe zu Schwaden, die vom trägen Wind abgetrieben wurden. Die Männer wichen vor der sich ausbreitenden Hitze zurück.
    Das Hufgetrappel war verklungen. Das Fuhrwerk brannte lichterloh. Nur langsam legte sich in den Männern der Sturm der Gefühle, den der Überfall in ihnen ausgelöst hatte. Sid Dexter fand als erster seine Sprache wieder. Der Stau aus Angst und Entsetzen, der sich in seiner Brust gebildet hatte, brach sich in einem japsenden Laut Bahn, dann sagte er mit belegter, leicht vibrierender Stimme: »Jemand scheint etwas dagegen zu haben, dass wir in Prewitts Sattel steigen. Heiliger Bonifazius! Ich denke, diese Warnung lässt nicht den geringsten Zweifel offen. Und wenn wir sie uns nicht zu Herzen nehmen, wird man uns wahrscheinlich sehr bald das Fell über die Ohren ziehen.«
    Milt Conrad nickte. »Ja, das war deutlich. Kein Geld der Welt ist es wert, dafür sein Leben in die Waagschale zu werfen. Prewitt muss zusehen, wie er ohne mich fertig wird. Ich kehre nach San Antonio zurück.«
    »Ich gehe mit dir«, murmelte einer.
    Zwei andere nickten.
    Sie marschierten los.
    Eine Hoffnung war zunichte gemacht worden …
     
    *
     
    Carter Prewitt und James Allison hatten ein Grab ausgehoben. Es war um die Mitte des Vormittags. Den Leichnam Hank Merediths hatten sie in eine Plane eingeschlagen. Jetzt standen sie alle um die Grube. Carter Prewitt und James Allison hoben das längliche Bündel mit der sterblichen Hülle des Storebesitzers auf und legten es ins Grab.
    Joana schluchzte herzzerreißend. Kath Prewitt hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt. Eine beschützende Geste. Corinna Prewitt weinte leise. Die Tränen rannen über ihre Wangen. Buck stand mit starren Gesichtszügen da, einen müden Ausdruck in den grauen Augen. In der rechten Hand hielt er ein abgegriffenes, nahezu zerfledertes Buch.
    Carter Prewitt nickte dem alten Cowboy zu. Dieser schlug das Buch auf und begann zu lesen: »Wir übergeben den Leib unseres Bruders Hank der Erde. Christus, der von den Toten auferstanden ist, wird ihn zum Leben erwecken.«
    Buck machte eine kurze Pause. Dann fuhr er fort: »Im Wasser und im Heiligen Geist wurdest du getauft. Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat. Dein Leib war Gottes Tempel. Der Herr gebe dir ewige Ruhe.«
    »Und das ewige Licht leuchte dir, Hank Meredith«, betete Kath Prewitt laut. »Der Herr lasse dich ruhen in Frieden.«
    Die Anwesenden waren ergriffen. In den Augen spiegelten sich ganze Gefühlswelten wider. Da waren Leid, Trauer, stummer Schmerz, und grenzenloser Kummer.
    »Amen«, murmelte Corinna Prewitt mit brüchiger Stimme und trat neben Joana. »Das Leben geht weiter, Joana«, versuchte sie die junge Frau zu trösten. »Wir müssen unser Augenmerk auf die Zukunft richten. Unsere Väter, die beide der brutalen Gewalt zum Opfer gefallen sind, werden über uns wachen.«
    Mit sanfter Gewalt zog sie Joana vom Grab weg. Kath Prewitt folgten den beiden jungen Frauen. Carter Prewitt und James Allison griffen nach den Schaufeln und begannen, das Grab zuzuschütten.
    »Ich bin gespannt, wenn Sid Dexter und die anderen auf der Ranch eintreffen«, sagte Prewitt. Die Arbeit war schweißtreibend. Kraftvoll rammte er die Schaufel in den Haufen Erdreich.
    »Ich glaube nicht, dass alles so reibungslos über die Bühne geht, wie du dir das vorstellst, Carter.«
    »Schwarzmaler!«
    »Ich bin nur realistisch.«
    Carter Prewitt mahlte mit den Zähnen. »Wir müssen uns durchsetzen. Widerstände werden wir überwinden. Ich habe das Recht auf meiner Seite.«
    »Leute wie uns lässt das Recht gerne im Stich«, knurrte James Allison. »Vor allen Dingen solltest du dein Vertrauen nicht auf den County Sheriff setzen. Er hat seine Fahne in den Wind gehängt, der weht, seit Brad Malone in San Antonio der Große und Mächtige ist.«
    Bald zeugte nur noch ein feuchter Haufen Erde davon, dass hier Hank Meredith seine letzte Ruhe gefunden hatte. Die drei Männer standen noch kurze Zeit stumm vor den beiden Gräbern, dann entfernten sie sich.
    Als sie um das Ranchhaus herumkamen, saß Joana auf der Bank neben der Haustür. Eine ganze Gefühlswelt in den Augen erhob sie sich. Carter Prewitt las Schwermut, Schmerz und Trauer und eine Reihe von Empfindungen mehr und ihm wurde es noch schwerer ums Herz. »Ich muss mit dir sprechen, Carter«, gab Joana mit leiser, schwankender Stimme zu verstehen.
    »Setzen wir uns«, sagte Carter Prewitt und reichte James die

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