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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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zurück, und es sah so aus, als würde der Mann das Gleichgewicht nicht halten können. Er verdrehte die Augen, dass nur noch das Weiße zu sehen war.
    »Ich – ich konnte doch nichts tun«, jammerte Ron Miller.
    »Schon gut, Ron«, quälte es sich über Prewitts Lippen. »Du hast dir nichts vorzuwerfen.«
    Carter Prewitt drückte sich hoch. Taumelnd stand er da. Er nahm die Beine etwas auseinander, um einen festen Stand zu haben. Der Schwindel, der ihn erfasst hatte, ging vorüber. Die Nebel der Benommenheit lichteten sich. Mechanisch setzte der geschlagene Mann einen Fuß vor den anderen.
    Er verließ den Stall und kniete bei dem Tränketrog im Hof nieder, legte beide Hände auf den Rand des Troges und beugte sich ächzend nach vorn. Sein Kopf verschwand unter Wasser. Die Schmerzen ließen nach. Blut und Schmutz wurden abgewaschen. Prustend zog Carter Prewitt den Kopf aus dem Wasser und dann kämpfte er sich auf die Beine. Jeder Knochen und jeder Muskel in seinem Körper schmerzte. Und plötzlich spürte er etwas, das stärker war als alle Schmerzen, die ihn quälten: Hass, grenzenlosen Hass.
    Der kurze Weg in den Stall zu seinem Pferd war mit nahezu unerträglichen Schmerzen verbunden. Ron Miller hatte die Flasche wieder an den Sattel gehängt. Carter Prewitt stempelte seinen linken Fuß in den Steigbügel, griff mit beiden Händen nach dem Sattelhorn und zog sich stöhnend in den Sattel. Jeder Atemzug war eine Qual.
    »Wirst du beim Sheriff Anzeige erstatten?«, fragte Ron Miller. Er war neben das Pferd getreten und hatte nach dem Kopfgeschirr gegriffen. Voll banger Erwartung fixierte er Carter Prewitt.
    »Ich gehe davon aus, dass ich keinen Zeugen für das habe, was mir widerfahren ist.« Carter Prewitt zwang seine verkrampften Kinnbacken auseinander und lachte bitter auf. »Du hast doch nichts gesehen, Ron.«
    »Ich will dir etwas sagen, Carter«, flüsterte Ron Miller. Er drehte den Kopf und schaute zum Tor, um zu prüfen, ob sie auch tatsächlich alleine waren. »An dem Abend, als dein Vater überfallen, niedergeschossen und beraubt wurde, hat Stan Emmerson sein Pferd geholt. Nach zwei Stunden etwa brachte er das Tier zurück. Am Fell des Tieres klebte der Staub des Dornbuschlandes.«
    »Danke, Ron«, krächzte Carter Prewitt.
    »Wenn Emmerson erfährt, dass ich geredet habe, bringt er mich um«, murmelte Miller sorgenvoll.
    »Er wird deinen Namen nicht erfahren, Ron. Mein Wort drauf.«
    Das Pferd setzte sich auf Carter Prewitts Zungenschlag hin in Bewegung. In die Stadt hatte sich die Abenddämmerung gesenkt. Als Carter Prewitt das Sheriff's Office passierte, sah er auf dem Vorbau den County Sheriff stehen. Henderson beobachtete ihn. Plötzlich machte er kehrt und verschwand in seinem Büro. Carter Prewitts aufgeschlagene Lippen verkniffen sich. Ihm war klar, dass Dan Henderson keinen Finger für die Triangle-P krumm machen würde.
     
    *
     
    Aus dem Küchenfenster des Ranchhauses fiel gelber Lichtschein. Beim Holm stieg Carter Prewitt vom Pferd. Seine Beine waren taub und er konnte sich kaum auf ihnen halten. Der Ritt hatte ihm den Rest gegeben. Seine letzten Kräfte waren aufgebraucht. Er fühlte sich leer und ausgebrannt.
    In der Küche saßen seine Mutter, seine Schwester und der alte Buck am Tisch. Die Laterne warf düstere Schatten in die Gesichter und ließ die Augen glitzern.
    »Um Gotteswillen!«, entfuhr es Kath Prewitt entsetzt. »Wie siehst du denn aus?«
    Corinna riss es regelrecht von ihrem Stuhl in die Höhe. Fassungslos starrte sie in das zerschlagene Gesicht ihres Bruders.
    »Ich kam Malones Schlägern in die Quere«, murmelte Carter Prewitt mit lahmer, mitgenommener Stimme. »Sie haben mich nicht mit Glaceehandschuhen angefasst.«
    Carter Prewitt ließ sich auf einen Stuhl fallen und verzog schmerzhaft das entstellte Gesicht. Auf einigen der kleinen Platzwunden riss der Schorf auf, der sich gebildet hatte, und aus den Rissen sickerte Blut.
    »Diese feigen Mistkerle!«, fauchte Buck und knallte die flache Hand auf den Tisch. »Nicht nur, dass sie dich deiner Existenz berauben. Sie wollen dich auch als Mann fertig machen. Die Hölle verschlinge die ganze Bande.«
    »Schür den Herd an und mach Wasser heiß, Corinna«, gebot Kath Prewitt. Sie erhob sich und ging zu dem Schrank, in dessen Aufsatz sich zwei Türen befanden, in die grünes Glas eingesetzt war.
    Corinna machte Feuer. Aus einem Eimer goss sie Wasser in eine verbeulte Eisenschüssel, die sie auf die Herdplatte stellte.
    Kath

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