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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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die Düsternis, die im Stall herrschte, ließ ihre Gesichter maskenhaft erscheinen. Ron Miller entfernte sich rückwärtsgehend von Carter Prewitt.
    »Es gefällt mir nicht, dass du hier herumschnüffelst«, gab Warner zu verstehen. »Es ist an der Zeit, dir klarzumachen, dass wir deine Unterstellungen und Verdächtigungen nicht länger schlucken.«
    »Wächst das auf Ihrem Mist, Warner, oder schickt Sie Brad Malone?«
    »Ich darf bei Malone selbständig denken, Prewitt. Du hast das Fass zum Überlaufen gebracht. Wir werden dir nun eine Lektion erteilen. Wenn wir mit dir fertig sind, wirst du ein gebrochener Mann sein. Nun -« Warner zuckte gleichmütig mit den Achseln, »- du hast es dir selbst zuzuschreiben. Gebt es ihm!«
    Die drei Kerle, die den scharfen Befehl erhielten, explodierten regelrecht. Ehe sich Carter Prewitt versah, hatten sie ihn niedergerissen. Harte Hände hielten ihn. Er wurde wieder hochgezerrt, der rechte Arm wurde ihm brutal auf den Rücken gedreht. Stechender Schmerz zuckte bis unter seine Schädeldecke. Ein Stöhnen bahnte sich den Weg in seine Kehle.
    Einer trat vor ihn hin. Er rieb die rechte Faust in der hohlen linken Hand. Die wilde Vorfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er wollte zerstören, zerschlagen, vielleicht wollte er sogar mit seinen Fäusten töten. Sie waren die Starken und Überlegenen – und das verlieh diesem Burschen blinde Sicherheit. Ein Blick in sein Gesicht verriet Carter Prewitt die ganze Skrupellosigkeit, die in ihm steckte. Der brutale Zug, der sich um seinen Mund festgesetzt hatte, war unübersehbar.
    »Jetzt schlage ich dich in Stücke«, drohte der Kerl. »Du wirst auf dem Bauch aus der Stadt kriechen.«
    Er drosch Carter Prewitt die Faust in den Leib. Prewitt krümmte sich nach vorn. Ein gehetzter Laut entfuhr ihm. Der Schmerz in seinem Schultergelenk eskalierte. Übelkeit stieg in ihm hoch. Der nächste Schlag traf ihn mitten ins Gesicht. Es gab einen Laut, der an das Zerplatzen einer Melone erinnerte. Flammen schienen vor Prewitts Blick in die Höhe zu schießen. Blut quoll aus seiner Nase, lief über seinen Mund und tropfte von seinem Kinn. Die Tränen schossen ihm in die Augen und verschleierten seinen Blick.
    Und wieder zog der Schläger auf …
    Irgendwann spürte Carter Prewitt die Treffer nicht mehr. Seine Beine gaben nach und er verlor die Gewalt über seinen Körper. Der Bursche, der ihn festhielt, ließ seinen Arm los. Carter Prewitt krümmte sich am Boden. Seine Finger verkrallten sich in dem festgestampften Lehm und seine Nägel brachten. Sein Gesicht war blutverschmiert. Seine Augen waren geschwollen und verfärbten sich dunkel. Wie ein Erstickender schnappte er nach Luft. Das Feuer der Auflehnung, das ihm zunächst die Kraft gegeben hatte, die mörderischen Schläge zu ertragen, war zusammengesunken. Da waren nur noch die wühlenden Schmerzen, die dunklen Schleier vor seinen Augen und die Übelkeit, die seinen Magen zusammenkrampfte.
    John Warner versetzte Carter Prewitt einen Tritt gegen die Rippen. »Ich hoffe, du bist bedient, Prewitt.« Die Worte tropften regelrecht von seinen Lippen. Er sprach ohne jede Gemütsregung. Sein mitleidloser Blick war auf den am Boden liegenden Mann gerichtet. »Und seid am 1. Juli von der Ranch verschwunden. Wir werden zum Salado Creek reiten, um nachzusehen. Wenn ihr noch da seid, ergeht es euch dreckig. Wir werden euch mit der Peitsche aus dem Land jagen.«
    Carter Prewitt wollte etwas erwidern, aber die Worte drangen nur als unverständliche, gurgelnde Laute aus seinem blutenden Mund.
    »Heh, Miller!«
    Ron Miller trat aus der leeren Box, in die er sich zurückgezogen hatte. Das Irrlichtern in seinen Augen verriet, dass er an seiner Angst fast verzweifelt. »Was – was ist?«, stammelte er.
    »Du hast nichts gesehen«, sagte John Warner. »Ist das klar?«
    Wie unter einem inneren Zwang nickt der Stallmann. »Ich – ich verstehe.«
    »Prächtig.« Warner machte auf dem Absatz kehrt und strebte zum Tor. Seine Begleiter schlossen sich ihm an. Wenig später waren sie verschwunden.
    Ron Millers Blick hatte sich an Carter Prewitt festgesaugt. In seinen Zügen spielte sich ein Kampf ab. Dann entschied er sich. Er hakte die Wasserflasche von Carter Prewitts Sattel und schraubte sie auf. Bei Carter Prewitt ging er auf die Knie nieder. »Bist du in der Lage, dich auf den Rücken zu drehen?«
    »Lass mich«, keuchte Carter Prewitt. Er stemmte sich hoch und lag auf den Knien. Sein Oberkörper pendelte vor und

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