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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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gebracht. Ich werde meinen Schwur nicht halten können. Aber es ist vielleicht besser so, bevor ich das Blut eines Unschuldigen vergieße.«
    »Gibt es einen Namen?«, fragte Callagher.
    Carter Prewitt winkte ab. »Emmerson hat, kurz bevor er erschossen wurde, sein Geständnis widerrufen. Ich weiß nicht, ob der Mann, dessen Namen er mir verraten hat, der Mörder meines Vaters ist. Ohne den Killer komme ich aber auch nicht an Brad Malone heran. Ich muss mich damit abfinden und auf die himmlische Gerechtigkeit vertrauen.«
    »Wie heißt der Bursche?« Callagher ließ nicht locker.
    »Sein Name ist Vince Barton.«
    »Ich werde dem Kerl die Würmer aus der Nase ziehen«, versprach Gus Callagher und ließ seinen Entschluss, so schnell wie möglich aus dem County zu verschwinden, sausen. »Und wenn er deinen Dad auf dem Gewissen hat, werde ich ihn dir auf einem silbernen Tablett servieren.«
    »Ich will, dass du hinter Buck und den Frauen herreitest«, sagte Carter Prewitt.
    »Es reicht, wenn sie in zehn Wochen erfahren, was aus dir geworden ist, Carter«, antwortete Gus Callagher. »Ich glaube, ich bin es Corinna schuldig, dem Mörder ihres Vaters die Maske vom Gesicht zu reißen.«
    James Allison vernahm es und Zorn brachte sein Blut zur Wallung. Aber er beherrschte sich und schwieg.
    Gus Callagher rückte das Holster mit dem Revolver an seinem rechten Oberschenkel zurecht. Dann schwang er herum, erreichte mit wenigen Schritten sein Pferd und kletterte in den Sattel. »Ich werde dir den Mörder servieren, Carter«, versicherte er noch einmal, und er sprach mit der Überzeugung eines Mannes, der sich seiner Sache ausgesprochen sicher war.
    »Wir trailen steil nach Nordosten«, sagte Carter Prewitt. »An der Grenze des Panhandle zum Indianer-Territorium nehmen wir dann den direkten Weg nach Norden.«
    »Die Spur, die ihr zieht, wird kaum zu übersehen sein«, gab Callagher zu verstehen. »Ihr könnte wohl ein Blinder mit dem Krückstock folgen.«
    Mit dem letzten Wort ruckte er im Sattel. »Hüh!«
    Der Bandit verschwand in der Nacht. Die Hufschläge versanken in der Stille.
     
    *
     
    Als der Tag anbrach, ging es los. Zunächst verließ das Fuhrwerk das Tal. Im folgten die beiden Reiter mit der Remuda. Die Treiber drückten die Herde in die Marschrichtung. James Allison hatte dem Leitstier ein Lasso über den Kopf gestreift und es um seinen Hals zusammengezogen. So führte er das mächtige Tier mit den ausladenden Hörnern vor der Herde nach Norden. Auf den ersten zwei Meilen des Trails kamen sie nur langsam voran. Aber dann marschierte die Herde. James Allison legte ein ziemliches Tempo vor. Es war schwierig, die Geschwindigkeit so einzurichten, dass die verstreut laufende Herde nicht gänzlich auseinander fiel. Die Flankenreiter hatten dafür zu sorgen, dass keine Rinder aus der Marschordnung ausbrachen.
    Die Treiberpeitschen knallten. Die Herde wälzte sich nach Norden. Das Pochen der Hufe, das Brüllen und Muhen der Rinder und das trockene Schaben von Hörnern vermischte sich und rollte vor ihr her. Die Sonne trocknete den Tau und über siebentausend Hufe wühlten den Boden auf. Das dumpfe Tosen wurde von den heiseren Rufen der Treiber übertönt. Der Wind kam aus Süden. Die Herde hatte ihn im Rücken. Der Staub zog vor der Herde her nach Norden.
    Sie kamen schnell vorwärts. Gegen Mittag tauschten die Reiter die abgetriebenen Pferde gegen frische aus der Remuda ein. Sie hielten sich nicht auf. Die Herde musste an den Trail gewöhnt werden. Am frühen Nachmittag erreichten sie die Quelle des Salado Creeks. Die Rinder zeigten schon erste Spuren von Ermüdung. Staub und Schweiß verklebten ihr Fell. Zwei Stunden später erreichten sie einen kleinen Fluss, der von Westen nach Osten strömte. Carter Prewitt wusste, dass sie das Kendall County erreicht hatten.
    Der Fluss war schmal und seicht und der Grund geröllübersät. Ohne anzuhalten zog James Allison mit dem Leittier ins Flussbett. Die ersten Rinder folgten. Schmutz wurde aufgewühlt und vom Wasser fortgerissen.
    Als der Abend nahte, sah James Allison in der Ferne den Wagen. Eine dünne Schmutzschicht verklebte die Poren im Gesicht des Mannes, dessen Aufgabe es war, die Herde zu führen. Seine Augen waren entzündet und rotgerändert. Staub knirschte zwischen seinen Zähnen, Staub war unter seine Kleidung gedrungen und rieb auf seiner Haut.
    Der Himmel hatte sich seit einer Stunde mehr und mehr bewölkt. Jetzt brach die purpurne und graue Wolkendecke auf,

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