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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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schwefelfarbener Schein erhellte die Wildnis und färbte den bedeckten Himmel. Es roch nach Regen.
    Sie ließen die Herde auslaufen. Die Tiere drängten zum Fluss, der die Senke nach Norden begrenzte, um ihren Durst zu löschen. Es bestand keine Gefahr, dass die Rinder in diesem Zustand durchgingen. Der Tag hatte das Letzte von ihnen gefordert. Sie waren erschöpft vom harten Trieb.
    Link Connolly hatte ein großes Feuer entfacht und den Kochkessel über die Flammen gehängt. Die Treiber ritten an ihm vorbei und saßen am Flussufer ab. Die Pferde tauchten ihre Nüstern in das Wasser und soffen. Die Männer wuschen sich Schweiß und Schmutz aus den Gesichtern. Auch sie waren am Ende.
    »Wir sind gut vorangekommen«, murmelte Carter Prewitt. »Das Wichtigste aber ist, dass es uns gelungen ist, uns vor Dan Henderson in Sicherheit zu bringen.«
    »Dem Sheriff sind die Hände gebunden«, wandte James Allison ein. »Malones Sattelwölfen jedoch gebietet die Countygrenze nicht, anzuhalten. Und diese Himmelhunde sind mit ihren Pferden doppelt oder dreimal so schnell wie wir.«
    »Ich fürchte sie nicht«, murmelte Prewitt. Steifbeinig schritt er zum Feuer. Es roch nach kochenden Bohnen und bratendem Speck. Beim Feuer ließ sich Carter Prewitt nieder. Jeder Knochen und jeder Muskel in seinem Körper schmerzte. Auch die anderen Männer kamen heran und setzten sich.
    »Der Trieb wird nicht jeden Tag so reibungslos vonstatten gehen«, prophezeite Allan Stevens mit heiserer Reibeisenstimme. »Freut euch also nicht zu früh.«
    »Wir werden es sehen, was auf uns zukommt«, sagte Carter Prewitt gleichmütig. »Sobald sich uns etwas Unerwartetes in den Weg stellt, reagieren wir. Vorher sollten wir keine Gedanken an irgendwelche Unbilden, die der Weg für uns vielleicht bereithält, vergeuden. Es würde uns nur unnötig belasten. – Wer übernimmt die erste Wache?«
    Als sich niemand meldete, sagte James Allison. »Ich, Carter. Es wäre aber gewiss besser, wenn zwei Mann Wache halten würden.«
    »Okay«, ließ Doug Linhardt seine Stimme erklingen. »Ich reite mit dir die Wache, James.«
    Nach dem Abendessen sattelten die beiden Männer frische Pferde und begannen, in entgegengesetzter Richtung die Herde zu umrunden.
    Dunkel und drohend ballten sich jetzt vor dem westlichen Horizont die Wolken, falteten sich zu formlosen, tiefdunklen Bergen zusammen und schienen von einem ungeheueren Sturm herangetrieben zu werden. Der Wind strich klagend über die Prärie. Der wolkenüberzogene Himmel, die verschwommene Dunkelheit ringsum, die Reglosigkeit der Hügel und Felsen, die Stille - das alles wirkte unheimlich und bedrückend.
    James Allison und Doug Linhardt trafen aufeinander. »Sieht nach einem gewaltigen Unwetter aus«, murmelte Linhardt sorgenvoll.
    »Ja. Hoffentlich wird es kein Gewitter. Die Donnerschläge könnte die Rinder in Panik versetzen.«
    »Wir müssen es auf uns zukommen lassen«, knurrte Linhardt ergeben und ritt weiter.
    »Ich würde sagen, der Himmel meint es wieder einmal nicht gerade gut mit uns«, knurrte James Allison und trieb sein Pferd an.
    Die beiden Reiter entfernten sich voneinander. Als James Allison einen Blick über die Schulter warf, war Linhardt schon von der Dunkelheit verschluckt worden. Weit im Westen leuchtete es auf. Ein fernes Grollen folgte. James Allison zerkaute eine Verwünschung.
    Das Unwetter näherte sich schnell. Ein scharfer Wind peitschte die tiefhängenden Wolken heran. Blitze zuckten über den westlichen Horizont, grollender Donner rollte heran. Und dann begann es zu regnen. Es gab keinen allmählichen Übergang von der Reglosigkeit in das Toben des Unwetters. Und es dauerte nicht länger als eine Sekunde, und alles hatte sich in eine tobende, prasselnde Hölle verwandelt. Der Sturm kam wie ein wildes Ungeheuer über die Hügel gefegt und trieb dichte, mit den Augen kaum zu durchdringende Regenschleier vor sich her.
    Es schüttete, als hätte der Himmel sämtliche Schleusen geöffnet. Innerhalb kürzester Zeit war James Allison bis auf die Haut durchnässt.
    Unruhig erhoben sich die Rinder, als unter einem ohrenbetäubenden Donnerschlag die Erde zu bersten drohte. Der Weltuntergang schien sich anzukündigen. Ein greller Blitz zerriss den aufgewühlten Himmel. Sekundenlang war alles in ein gespenstisches Licht getaucht. Ein bretterharter Wind trieb peitschende Regenschauer schräg über das Land und nahm James Allison fast den Atem. Die schweren Tropfen prasselten in sein Gesicht und

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