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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Müdigkeit kaum noch aus den Augen schauen können. Das tägliche Marschpensum wird bei fünfundzwanzig bis dreißig Meilen liegen.«
    Das war so. Die Rinder trennten sich nur widerwillig von der Heimatweide. Durch das Trail Round up waren sie unruhig geworden und der geringste Anlass konnte sie in Stampede versetzen.
    Als die Sonne hinter dem Horizont versunken war, trafen sich die Männer beim Fuhrwerk. Es ersetzte den Küchenwagen. Sie hatten alles aufgeladen, was sie auf dem Weg nach Kansas City brauchten.
    »Link Connolly!«, rief Carter Prewitt.
    »Hier.« Der Mann war hager und hohlwangig. Tief lagen seine Augen in dunklen Höhlen. Seine Gesichtshaut war von gelblicher Farbe. Er sah krank aus.
    »Du fährst den Wagen. Du wirst vor der Herde herfahren und den täglichen Rastplatz ausfindig machen. Sei dir im Klaren darüber, dass die Rinder Wasser benötigen. Sie fallen sehr schnell vom Fleisch, wenn sie nicht genügend zu saufen kriegen.«
    »Zu Befehl, Sir«, rief Connolly. Er wandte sich ab. Plötzlich befiel ihn ein Hustenanfall. Er krümmte sich und presste sein Halstuch vor den Mund. Schließlich überwand er den Anfall und stiefelte davon.
    Carter Prewitts Stimme erklang erneut: »James!«
    »Ja.«
    »Du übernimmst die Spitze und führst das Leittier. Allan Stevens!«
    »Zur Stelle!«
    »Du übernimmst den rechten Flügel, du, Porter, den linken.«
    »Mindestens zwei Reiter sollten jede Flanke sichern«, wandte Allan Stevens ein.
    »Damit kann ich leider nicht dienen«, versetzte Carter Prewitt. »Hickock, wir beide fungieren als Dragrider und bilden den Schluss.«
    »Fünf Mann sollen die ganze Herde treiben?«, ertönte es ungläubig.
    »Ja. Dillinger und Linhardt kümmern sich um die Remuda.«
    »Das ist verrückt!«, rief Tom Dillinger und griff sich an die Stirn. »Es ist Irrsinn, und wir werden es nicht schaffen.«
    »Wir schaffen es!«, sagte Carter Prewitt im Brustton der Überzeugung. »Und irgendwo wird auch Callagher wieder zu uns stoßen.«
    »Der Sheriff und seine Leute werden uns verfolgen«, gab Allan Stevens zu bedenken.
    »Wir werden morgen am Nachmittag die Grenze des Bexar Countys überschreiten. Dort endet Hendersons Zuständigkeitsbereich.«
    »Malone braucht Henderson nicht, um uns wie ein paar tollwütige Hunde zu jagen«, stieß Jeff Porter hervor.
    »Wenn nötig, fegen wir sie mit Pulverdampf und Blei von unserer Fährte«, prophezeite Carter Prewitt düster. »Sollen sie ruhig den Wind säen. Sie werden Sturm ernten.«
    Er war fest entschlossen, seinem Willen Geltung zu verschaffen. Es war die Entschlossenheit eines Mannes, der nicht bereit war, von dem einmal beschrittenen Weg abzuweichen.
     
    *
     
    Zwei Herdenwächter zogen auf ihren Pferden langsam um die Herde. Die meisten der Tiere lagen am Boden. In der Dunkelheit schienen die Tierkörper ineinander zu verschmelzen. Es roch nach aufgewühlter Erde und Gras.
    Carter Prewitt, James Allison und zwei weitere Männer hockten um ein niedrig brennendes Feuer herum. Auf einem Hügel im Westen waren Tom Dillinger und Jeff Porter postiert. Während einer ruhte passte der andere auf, ob sich von San Antonio her Reiter näherten.
    Plötzlich kamen dumpfe Hufschläge auf. Die Männer beim Feuer hoben die Gesichter und lauschten. Ihnen war sofort klar, dass es ein einzelnes Pferd war, das sich in der Dunkelheit näherte. Schließlich schälte sich die Reitersilhouette aus der Finsternis. »Nicht erschrecken, Leute«, erklang es. »Ich bin es - Gus Callagher.«
    Der Bandit hielt einige Schritte vom Feuer entfernt an und glitt aus dem Sattel. Er seufzte. »Schätzungsweise wird mir in diesem Landstrich der Boden ziemlich heiß unter den Füßen. Ich werde daher nicht mit der Herde reiten, sondern so schnell wie möglich das County verlassen.«
    »Reite Buck und den Frauen hinterher und versuche sie einzuholen«, schlug James Allison vor. »Ich habe ihnen versprochen, sie auf dem Laufenden zu halten, das Schicksal Carters betreffend.«
    Callagher trat in den Feuerschein. »Seit wann erteilst du hier die Befehle, James?«, kam es ironisch von dem Banditen. Sein Schatten fiel auf Allison.
    »Es war kein Befehl«, lenkte Carter Prewitt schnell ein. »Ich finde den Vorschlag nicht schlecht, Gus.«
    »Hast du den Mörder deines Vaters zur Rechenschaft gezogen?«, fragte der Bandit.
    »Das wird wohl nie geschehen«, murmelte Carter Prewitt. »Der Mann, der den Namen des Mörder möglicherweise nennen hätte können, wurde zum Schweigen

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