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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Stimmen zu vernehmen. »Ich glaube, es ist Wachablösung«, erklärte Carter Prewitt und richtete sich auf, machte zwei Schritte und trat vor James Allison hin. »Nach dem Gespräch mit dir geht es mir jetzt viel besser. Danke, James. Ich glaube, es war der Himmel, der dich mir in den Weg geführt hat.«
    »Das sagst du, obwohl du weißt, welche Schuld ich mit mir herumschleppe?«
    »Keiner von uns ist unschuldig. Du hast einen Fehler gemacht – sicher. Das Gesetz bezeichnet es als Mord, was du getan hast. Aber gib nicht dir die absolute Schuld, James, gib sie der Zeit, die uns zu dem gemacht hat, was wir sind. Man hat es uns schmackhaft gemacht, den Feind zu töten und dabei noch Triumph zu empfinden. Eines Tages wirst du dich mit deiner Schuld arrangieren und mit ihr leben können. Vielleicht gelingt es dir sogar, dein Verbrechen wieder gutzumachen. Ergreif die Chance, wenn es so weit ist. Und dann wirst du auch eines Tages beruhigt vor deinen himmlischen Richter treten können.«
    »Ich werde mit Corinna darüber sprechen«, entrang es sich James Allison. »Sie muss wissen, was ich getan habe.«
    »Lass die Geister der Vergangenheit ruhen, James«, riet Carter Prewitt. »Wichtig ist nur die Zukunft.«
    »An der du eben noch selbst gezweifelt hast.«
    »Du hast mir mit wenigen Worten geholfen, wieder an sie zu glauben«, knurrte Carter Prewitt, dann schritt er an James Allison vorbei zum Lagerplatz. Soeben machten sich zwei Männer fertig, um die Wache anzutreten. »Du kannst dich wieder niederlegen, Stevens«, sagte Carter Prewitt. »Ich kann nicht schlafen und werde deine Wache übernehmen.«
    »Das ist ein Wort«, freute sich Allan Stevens und riss sich sofort wieder den Stiefel vom Fuß. »Mir schmerzt sowieso jeder Knochen und ich habe das Gefühl, unter die Räder einer Postkutsche geraten zu sein.«
    Carter Prewitt ging zum Fuhrwerk. »Alles klar?«, fragte er den Mann, der Vince Barton bewachte.
    »Ich hüte den Burschen wie meinen Augapfel, Carter«, erhielt Prewitt zur Antwort.
    Carter Prewitt holte sein Pferd, schwang sich in den Sattel und ritt los. Der andere Reiter, der mit ihm Wache halten sollte, schloss sich ihm an. Bei der Herde trennten sie sich. Carter Prewitt ritt nach Osten. Er folgte der Stimme des Herdenwächters, der mit seinem Gesang für Ruhe in der Herde sorgte. Prewitt stieß auf den Mann und dieser hörte zu singen auf. »Du kannst dich aufs Ohr legen«, erklärte Prewitt. »Irgendwelche Vorkommnisse?«
    »Alles ruhig. Aber das wird sich bald ändern. Es geht auf Mitternacht zu.«
    Carter Prewitt wusste Bescheid. Gegen Mitternacht begann jede Herde unruhig zu werden. Der Teufel wusste, warum das so war. Etwa zwei Stunden lang mussten die Herdenwächter ausgesprochen vorsichtig zu Werke gehen.
    Der Reiter mahnte: »Ihr müsst verhindern, dass kleinere Gruppen abwandern in dieser Phase der Unruhe. Andernfalls beginnt die ganze Herde zu driften. Was das bedeuten kann, brauche ich dir ja nicht zu sagen.«
    »Nein, brauchst du nicht«, antwortete Carter Prewitt.
    Der Wächter zog sein Pferd herum und ritt zum Camp.
    Carter Prewitt begann, seine Runden zu drehen. Als sich die Geräusche in der Herde verstärkten, begann er ein melancholisches Lied zu singen. Auf der anderen Seite der Herde stimmte der zweite Herdenwächter in seinen Choral ein …
     
    *
     
    Zwei Tage später, es war später Nachmittag, erreichte die Herde den Llano River. Der Fluss hatte sein Bett durch felsiges Terrain gegraben. Auf dem kargen Boden wuchsen büschelartiges, braunes Gras und verkrüppelte Kiefern. Die beiden Quellflüsse des Llano River trafen sich bei Junction.
    Sie überquerten den Fluss und hielten die Herde auf der Ebene zwischen diesem und den Bergen an. Es hatte zwar nicht mehr geregnet in den vergangenen Tagen und der Boden war ziemlich abgetrocknet, aber die dicken Wolken hatten keinen Sonnenstrahl durchgelassen und es war sehr schwül. Man hätte die Luft schneiden können. Stechmücken quälten Menschen und Tiere.  
    Besorgt schaute Carter Prewitt nach Westen. Dort kündete sich bereits wieder Sturm an. Voll böser Ahnungen blickte er der Nacht entgegen und er fragte sich voll Verbitterung, warum gerade sie sich mit den Unberechenbarkeiten und Herausforderungen der Natur herumschlagen mussten. Klebte das Pech an seinen Händen?
    Während die Reiter aßen, wurde es nahezu übergangslos dunkel. Heftiger Wind war aufgekommen. Heulende Windstöße beugten die Wipfel der Kiefern und ließen das

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