Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
Vom Netzwerk:
festgebunden an einem gespannten Lasso. Wenn es notwendig werden sollte, mussten die Treiber innerhalb von Sekunden in die Sättel gelangen können. Sie hatten es sich am Boden bequem gemacht.
    »Da kommt jemand«, stieß James Allison plötzlich hervor und richtete den Oberkörper auf, hob den Kopf und lauschte angestrengt. »Es war Hufschlag«, murmelte Allison. »Ich habe ihn ganz deutlich gehört. Und er kam nicht aus der Richtung der Herde.«
    Die Männer erhoben sich und griffen nach ihren Gewehren. Die Hufschläge hatten Gefahr signalisiert. Wie lauernde Raubkatzen witterten sie in die Nacht hinein, sie ließen ihren Instinkten freien Lauf. Kurze Zeit verstrich, dann konnten auch sie das dumpfe Pochen vernehmen.
    »Das sind zwei Pferde«, flüsterte Carter Prewitt.
    Ein Reiterschemen löste sich aus der Dunkelheit, ein zweiter folgte. Die Hufschläge waren jetzt deutlich auszumachen, das Klirren der Gebissketten und das Knarren des Sattelleders mischten sich hinein.
    »Wer seid ihr?«, rief Carter Prewitt, der die Gesichter der Reiter in der Dunkelheit nicht erkennen konnte.
    »Ich bin's – Gus Callagher.«
    Einer der Männer warf Holz ins Feuer. Die Flammen flackerten hoch. Gus Callagher war abgesessen. Er erreichte mit zwei Schritten den anderen Reiter und riss ihn mit einem kraftvollen Ruck aus dem Sattel. Mit einem erstrickten Aufschrei landete der Bursche seitlich am Boden. Jetzt konnten die Umstehenden sehen, dass seine Hände vor dem Leib zusammengebunden waren. Ein leises Wimmern entrang sich ihm.
    »Ich bringe dir Vince Barton«, erklärte Gus Callagher und fixierte Carter Prewitt. »Er hat mir eine interessante Geschichte erzählt.« Callagher versetzte dem Mann am Boden einen leichten Stoß mit der Stiefelspitze. »Nimm die Zähne auseinander, Barton, und erzähl Prewitt, wie das war mit dem Überfall auf seinen Vater.«
    »Deinen Vater hat Stan Emmerson erschossen«, keuchte Barton. »Malone hat ihm für den Mord zweihundert Dollar gezahlt.«
    »Emmerson hat mir deinen Namen genannt, Barton«, gab Carter Prewitt zu verstehen. Er sprach ohne Unterton.
    »Er hat gelogen«, murmelte Vince Barton. »Emmerson selbst hat es getan. Ich war dabei, als ihm Warner das Blutgeld ausbezahlte. Warner hat ihn überdies gelobt, weil er so gute Arbeit geleistet hat.«
    »Ist das die Wahrheit?«, fragte Carter Prewitt.
    »Ich werde jeden Eid leisten«, stieß Vince Barton hervor.
    »Ihr habt es alle gehört«, knurrte Carter Prewitt. »Wir nehmen Barton mit und ich bringe ihn, wenn wir in die Nähe von Junction kommen, zum dortigen Sheriff. – Wirst du dein Geständnis vor ihm wiederholen, Barton?«
    »Du hast mein Wort, Prewitt.«
    Carter Prewitt erhob noch einmal seine Stimme. »Damit wäre der Mord an meinem Vater geklärt. Dan Henderson muss tätig werden. Der Sheriff von Junction wird dafür Sorge tragen. Sollte sich Henderson als korrupt erweisen, wird sich der U.S. Marshal um ihn kümmern müssen. – Fesselt Barton an eins der Wagenräder. Um sicher zu gehen, dass er nicht entkommt, bewachen wir ihn. – Wir haben Malones Männer geschlagen, Gus. Sie sind auf dem Weg nach San Antonio, und zwar ohne Waffen und Pferde. Du kannst von nun an wieder mit uns ziehen.«
    »Gut. Du wirst aber verstehen, wenn ich es ablehne, mit dir nach Junction zu reiten. Sicher hängt dort am schwarzen Brett des Sheriff's Office auch ein Steckbrief von mir.«
    Jeff Porter und Swift Hickock kümmerten sich um die beiden Pferde, mit denen Callagher und sein Gefangener gekommen waren. Barton wurde an eines der großen Wagenräder gefesselt. Doug Linhardt hielt die erste Wache bei ihm.
    Als sie wieder in ihre Decken gerollt am Boden lagen und das Feuer nur noch ein roter Glutpunkt am Boden war, sagte James Allison leise: »Bist du nun zufrieden, Carter, weil der Mord an deinem Vater geklärt ist?«
    »Es ist eine Art Genugtuung«, erwiderte Carter Prewitt. »Gebe Gott, dass sein Tod auch entsprechend gesühnt wird. Zufrieden werde ich erst dann sein können, wenn ich weiß, dass seinen Mörder die ganze Härte des Gesetzes getroffen hat.«
    »Du wirst es nie erfahren, Carter. Zwischen Texas und Oregon liegt fast ein ganzer Kontinent.«
    Das Gespräch schlief ein. Bald verkündeten tiefe, gleichmäßige Atemzüge rings um Carter Prewitt, dass die Männer eingeschlafen waren. Er dachte an seine Mutter, an seine Schwester und an Joana, für die sein Herz schlug. Ob der alte Buck stark genug war, die drei Frauen sicher nach Denver zu

Weitere Kostenlose Bücher