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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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bringen?
    Sorge nistete sich in Carter Prewitt ein. Er lag auf dem Rücken und starrte zu den ziehenden Wolken hinauf. Das Heulen eines Wolfes war zu hören. Zweifel quälten ihn – Zweifel, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er die drei Frauen und den alten Cowboy alleine nach Colorado schickte.
    Tödliche Gefahren lauerten auf jedem Yard des Weges. Sie waren nicht einzuschätzen. Buck und die drei Frauen würden ihnen nichts entgegenzusetzen haben. Und er konnte nichts tun. Diese Hilflosigkeit setzte ihm zu und quälte ihn.
    Carter Prewitt drehte sich auf die Seite. Die Kälte kroch aus dem Boden durch seine feuchte Kleidung und in seine Knochen.
    Er gab sich keinen Illusionen hin. Harte Prüfungen standen ihnen noch bevor. Die Chancen, zu scheitern, waren größer als jene, das Vorhaben mit Erfolg zu krönen. Das erste große Hindernis, das sich ihnen in den Weg stellen würde, war der Colorado River. Sie mussten des Weiteren über den Brazos, den Red River und den Canadian River. Und die Gefahr, die von den Indianern ausging, die es ganz und gar nicht liebten, wenn Weiße durch ihr Territorium zogen, war auch nicht zu unterschätzen.
    All diese Gedanken überschwemmten sein Bewusstsein wie eine alles verschlingende Flut und bedrückten ihn. Er schleuderte die Decke von sich, stand auf und ging zum Fluss. Äste knackten trocken unter seinen Sohlen, als er sich durch das Ufergebüsch einen Weg bahnte. Zweige streiften sein Gesicht. Es fröstelte ihn. Die Nacht war kalt und die Luft beinhaltete eine hohe Feuchtigkeit, die unter die Kleidung kroch.
    Das Wasser rauschte leise, gurgelte und gluckste. Die Finsternis mutete undurchdringlich an. Der Mond wurde von den Wolken verdeckt. Auch die Sterne waren dahinter verschwunden.
    Carter Prewitt kauerte nieder. Er hob kleine Kieselsteine auf und warf sie ins Wasser. Trübsinnige Gedanken kamen und gingen.
    Im Gestrüpp raschelte es. Sporen klirrten leise, Stiefelleder knarrte, Hosenstoff schabte. »Was ist los, Carter? Der Tag morgen wird wieder hart und du musst schlafen.«
    Es war James Allison. Er blieb am Rand des Strauchwerks stehen und nur der helle Fleck seines Gesichts war auszumachen.
    »Vielleicht haben wir uns zu viel vorgenommen«, murmelte Carter Prewitt.
    »Du wirst doch jetzt nicht resignieren.«
    »Ich mache mir Sorgen. Die Ungewissheit, meine Mutter, Corinna, Joana und Buck betreffend, frisst mich auf. Ich habe keine Ahnung, was auf uns zukommt. Was ist, wenn wir die Herde verlieren? Dann sind wir mittellos und ein weiterer Traum zerplatzt – der Traum, in Oregon einen Platz zu finden und eine Ranch zu gründen.«
    »Am Salado Creek hast du noch anders gesprochen, Carter«, gab James Allison zu verstehen. »Da warst du noch vom Gelingen unserer Mission überzeugt. Du warst voll Zuversicht und hast an die Sache geglaubt. Was ist es, das dich plötzlich so verunsichert?«
    »Ich glaube, mir wächst das alles über den Kopf. Ich bin nicht so stark wie mein Vater, der mit nichts begann und die Triangle-P zur Blüte führte.«
    »Ich denke, du bist stärker, Carter. Du wirst deine Ängste, Zweifel und Sorgen überwinden und den Hindernissen, die sich ergeben, die Stirn bieten. Du gehörst nämlich zu einer ganz besonderen Sorte. Männer wie du sind für dieses Land so wichtig wie das Salz. Ich habe das sehr schnell erkannt, nachdem wir uns in jener Nacht mitten im Juni an dem kleinen Fluss getroffen haben.«
    »Bis jetzt bin ich nur ein Verlierer, James.«
    »Solche Gedanken sind nicht gut, Carter. Sie können einen Mann dazu verführen, die Flinte ins Korn zu werfen und aufzugeben. Ich habe mich mal mit unserem Bataillonsarzt unterhalten. Das war, nachdem wir ein Scharmützel gegen die Yanks verloren hatten und viele Männer zu resignieren drohten. Er erzählte mir von der Psyche des Menschen. Gerade im Krieg wird sie schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Menschen leiden unter Angstzuständen, sind niedergeschlagen und tragen sich sogar mit Selbstmordgedanken.«
    James Allison brach ab und ließ seine Worte wirken.
    »Du sprichst wie von einer Krankheit«, murmelte Carter Prewitt.
    »Der Doc meinte, es sei eine Krankheit – und sie verändert den Menschen.«
    »Ich bin nicht krank!«, stieß Carter Prewitt hervor. Er schleuderte wieder einen Kiesel ins Wasser. »Nun, ich werde ganz gewiss nicht aufgeben, James. Es wäre wie Verrat an meinem Vater.«
    »So gefällst du mir schon besser, mein Freund«, knurrte James Allison.
    Im Camp waren

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