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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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vereinzelte Schüsse krachten.
    »Stellt das Feuer ein!«, stieg es heiser aus Warners Kehle.
    Danach schwiegen die Waffen. Die letzten Echos zerrannen in der Weite des Landes. Carter Prewitt drückte sich hoch. Er ließ John Warner nicht aus den Augen und bedrohte ihn mit dem Revolver. Prewitts Gewehr lag im nassen Gras. Sein Pferd stand mit zitternden Flanken und hängenden Zügeln da und schnaubte erregt.
    »Hoch mit Ihnen, Warner!«
    John Warner richtete sich auf und hob die Hände. Ihm war in den vergangenen Sekunden klar geworden, dass er es bei Carter Prewitt nicht mit Sturheit oder Borniertheit, sondern mit der Entschlossenheit eines Mannes zu tun hatte, der einen erstaunlichen Ehrgeiz aufbrachte, um seinen Willen durchzusetzen.
    Überall erhoben sich nun die Männer aus dem Gras. Sie bedrohten sich gegenseitig. In den vom Pulverdampf geschwärzten Gesichtern zuckten die Muskeln, die Augen zeigten ein unruhiges Flackern, die Lippen waren zusammengepresst.
    »Was jetzt, Prewitt?«, entrang es sich Warner, den die würgende Angst nicht losließ angesichts der starren Härte in Prewitts Gesichtszügen.
    »Ihr werdet jetzt verschwinden, Warner!«, rief Carter Prewitt klirrend. »Eure Pferde werden wir euch wegnehmen. Ebenso eure Gewehre und Revolver. Kehrt nach San Antonio zurück. Ihnen, Warner, rate ich, niemals mehr meinen Weg zu kreuzen. Sollten wir uns noch einmal begegnen, werden das letzte Wort die Waffen sprechen.«
    John Warner atmete durch. Die Gefahr, die von Carter Prewitt ausging, machte ihm die Entscheidung leicht. »Okay, Prewitt. Du hast gewonnen. Malone wird es wohl schlucken müssen. Doch solltest du dich keinen Illusionen hingeben. Der Weg nach Norden ist entbehrungsreich und steinig. Auch wenn wir aufgeben – geschafft hast du es noch lange nicht.«
    »Es ist schon eine Menge wert, euch Aasgeier nicht mehr im Nacken zu haben. Bestellen Sie Malone schöne Grüße von mir, Warner. Sagen Sie ihm, dass irgendwann auch er seinen Meister finden wird. Möglicherweise kommt die Wahrheit über den Mord an meinem Vater noch ans Licht. Auf lange Sicht siegt vielleicht die Gerechtigkeit.«
    »Ich werde es ihm bestellen, Prewitt.«
    »Gut. Jeder Ihrer Männer, der eine Waffe in den Händen hält oder am Mann hat, soll sie wegwerfen.«
    »Tut, was er sagt!«, kommandierte John Warner.
    Leise fluchend trennten sich die Malone-Reiter von den Gewehren und Revolvern.
    »Und jetzt verschwindet!«, befahl Carter Prewitt.
    Die Kerle rotteten sich zusammen und marschierten los. Nach einer wilden Verfolgungsjagd waren sie gescheitert. Ihr Mut war verraucht. Der Kampfgeist hatte sie verlassen.
    Carter Prewitt entspannte den Revolver, schob die Waffe in den Bund seiner Hose und holte sein Gewehr, dann kletterte er aufs Pferd.
    »Was nun?«, rief Allan Stevens.
    »Aufsitzen, Leute«, antwortete Prewitt. »Wir ziehen am Fluss nach Westen.«
    Wenig später zügelte James Allison sein Pferd neben Carter Prewitt. »Was denkst du? Kommen Sie noch einmal?«
    »Sie sind waffenlos und verfügen über keine Pferde mehr«, versetzte Prewitt und schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass sie es noch einmal versuchen. Wir haben ihnen den Schneid abgekauft, und sie haben jetzt mit sich selbst genug zu tun.«
    »Wollen wir hoffen, dass sie tatsächlich aufgeben«, murmelte James Allison und ritt los, um sich den Leitstier zu schnappen und sich mit dem Tier an die Spitze der Herde zu setzen.
     
    *
     
    Die Herde bewegte sich nach Westen. Es war ein Umweg, aber durch die Felswildnis jenseits des Guadalupe Rivers zu marschieren wäre unmöglich gewesen. Dort gab es kein Gras und kaum Wasser. Sie hätten große Verluste an Rindern in Kauf nehmen müssen.
    Als der Abend nahte, hatten sie an diesem Tag fünfundzwanzig Meilen zurückgelegt. Die Longhorns drängten um Wasser. Ufergebüsch und dünne Bäume wurden wie von einer Lawine niedergewalzt.
    Auch die Remuda, der die Pferde der Malone-Männer eingegliedert worden waren, wurde zur Tränke getrieben. Währenddessen entfachte Link Connolly ein Kochfeuer und stellte das Dreibein auf.
    Es war kein feudales Mahl, das Connolly servierte, aber es füllte die Mägen und mobilisierte die Kräfte der erschöpften Männer, hinter denen ein langer Tag härtester Sattelarbeit und ein schonungsloser Kampf lagen.
    Zwei Reiter drehten ihre Runden um die lagernde Herde. Beim Fuhrwerk war das Feuer heruntergebrannt. Die Pferde der Männer standen gesattelt und gezäumt in einer Reihe,

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