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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Geäst der Büsche peitschen, wirbelten um die Hügel und fauchten und stöhnten in den Einschnitten dazwischen. Es war, als meldeten sich die alten, längst verklungenen Stimmen dieses rauen, gnadenlosen Landes.
     Der Sturm zerrte an der Kleidung der Reiter, stellte die Krempen ihrer Hüte auf und ließ ihre Halstücher flattern.  
    Nach dem Essen erhob sich Carter Prewitt. Seine Stimme übertönte das Heulen des Windes, als er rief: »Link, sattle für Carter ein Pferd. Ich will ihn nach Junction zum Sheriff bringen.«
    Die Worte wurden ihm regelrecht von den Lippen gerissen.
    »Wird erledigt, Boss«, kam es von dem Banditen und er eilte zum Corral, in dem die Remuda graste.
    »Soll ich dich begleiten?«, schrie James Allison.
    »Nein, du übernimmst während meiner Abwesenheit hier das Kommando.«
    »Wie du meinst.«
    Carter Prewitt folgte Link Connolly zu den Pferden, fing sich ein Tier, sattelte und zäumte es und führte es zum Fuhrwerk. Im Scabbard steckte die Henry Rifle. Außerdem besaß Carter Prewitt noch immer den Revolver, den er John Warner weggenommen hatte.
    Vince Barton hockte am Boden. Im Licht des Feuers glitzerten seine Augen. Unruhe beherrschte seinen Blick.
    Link Connolly führte ein gesatteltes Pferd heran.
    »Hilf mir, ihn loszubinden«, bat Carter Prewitt. An Barton gewandt gab er zu verstehen: »Ich werde dich heute Abend dem Gesetz übergeben, Barton. Vor dem Sheriff alles zu leugnen wird zwecklos sein. Alle hier haben dein Geständnis vernommen. Mach für dich das Beste draus und erzähl dem Sheriff, was sich am Abend des 18. Juni einige Meilen vor San Antonio zugetragen hat.«
    Sie öffneten die Fesseln, Barton wurden die Hände vor dem Leib zusammengebunden, dann half ihm Connolly aufs Pferd. Carter Prewitt saß auf. »Du reitest vor mir, Barton.«
    Die Pferde trugen sie am Llano River entlang in westliche Richtung. Das Ufergebüsch schützte sie etwas vor dem stürmischen Wind. Carter Prewitt wusste nicht genau, wie weit es bis in die Stadt war. Er schätzte zwei bis zweieinhalb Meilen.
    Sie waren etwa eine halbe Stunde geritten, als Barton rief: »Ich muss mal, Prewitt. Dagegen wirst du doch nichts einzuwenden haben.«
    »Tu dir keinen Zwang an, Barton«, erwiderte Carter Prewitt laut und zügelte das Pferd.
    Auch Barton hatte angehalten. Jetzt ließ er sich aus dem Sattel gleiten und trat an den Rand der Büsche heran. Carter Prewitt konnte ihn nur noch als Schemen ausmachen. »Das genügt, Barton.«
    Die drei Worte holten den Malone-Mann ein und er blieb abrupt stehen.
    Es dauerte nicht lange, dann kam er zurück. »Glaubst du wirklich, dass sie Brad Malone für den Mord zur Rechenschaft ziehen?«, rief er und legte die gefesselten Hände auf das Sattelhorn.
    »Die Gesetze gelten auch für Leute wie Malone«, erwiderte Carter Prewitt. »Und nach dem Wortlaut des Gesetzes steht auf Mord aus niedrigen Beweggründen die Todesstrafe. Malone wird hängen.«
    Barton legte den Kopf schief. »Ich bin der Meinung, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Geld regiert gerade in dieser chaotischen Zeit die Welt. Malone verfügt über Geld, Macht und Einfluss. Ich glaube nicht, dass sie ihm auch nur ein einziges Haar krümmen.«
    Durch die Dunkelheit starrte Barton Carter Prewitt an. Seine Augen waren schmal. In den engen Lidschlitzen war ein verschlagenes Glimmen zu bemerken, das Carter Prewitt zur Vorsicht mahnte. Es war, als nähme Barton Maß.
    Carter Prewitt spürte den Anprall der Gefahr, die von dem Anderen ausging, und gebot barsch: »Aufsitzen, Barton. Wir reiten weiter. Zerbrich du dir nicht den Kopf über die Arbeitsweise von Recht und Ordnung. Mach beim Sheriff deine Aussage und lass ansonsten den Dingen ihren Lauf.«
    Alles in Carter Prewitt mahnte zur Vorsicht.
    Barton stellte seinen linken Fuß in den Steigbügel, zog sich mit beiden Armen am Sattelhorn in die Höhe, und in dem Moment, als er das rechte Bein über die Deckenrolle hinter dem Sattel schwang, stieß er den Kampfschrei der konföderierten Soldaten aus, mit dem sie sich während des Krieges voll Todesverachtung in den Kampf stürzten. Das Pferd machte einen erschreckten Satz nach vorn und rammte mit seiner Brust das Tier, auf dem Carter Prewitt saß. Es wurde regelrecht von den Beinen gefegt. Carter Prewitt überschlug sich am Boden, stieß sich schmerzhaft die Schulter und ächzte.  
    Er war von dem Angriff völlig überrumpelt worden.
    Und er benötigte den berühmten Augenblick zwischen Begreifen und Reagieren, der

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