Die Legende von Carter Prewitt
Vince Barton ausreichte, um vom Pferd zu springen und sich auf den wie betäubt daliegenden Mann zu stürzen.
Carter Prewitt handelte im letzten Moment. Er schüttelte seine Lähmung ab, rollte herum und kämpfte sich auf die Beine. Aber er war nicht schnell genug. Barton setzte ihm nach, sein Knie zuckte in die Höhe und traf Carter Prewitt empfindlich in den Leib. Brennender Schmerz drohte Prewitt die Brust zu sprengen, Übelkeit befiel ihn, mit der Übelkeit kam das Schwindelgefühl. Das Gesicht Bartons verschwamm vor seinem Blick. Und dann bekam Carter Prewitt einen Schlag mitten ins Gesicht. Blut sickerte aus seiner Nase. Er sah alles nur noch durch einen Tränenschleier.
Barton griff mit den gefesselten Händen nach dem Revolver im Hosenbund Carter Prewitts. Doch Prewitt schlug instinktiv die Hände seines Gegners zur Seite und wich zwei Schritte zurück. Er blinzelte und konnte wieder einigermaßen klar sehen.
Wie ein Panther sprang Barton Carter Prewitt an. Der Anprall ließ diesen zurücktaumeln. Barton rammte Prewitt beide Fäuste in den Leib und stieß mit dem Kopf in sein Gesicht. Dass seine Hände gefesselt waren, schien für ihn nicht das geringste Handicap darzustellen. Aus seinem Mund kam das Knurren eines zornigen Wolfes. Vince Barton hatte die Umwelt vergessen. Nur ein Gedanke beherrschte ihn: er wollte Carter Prewitt töten, ihn erwürgen, zerschlagen - vernichten. Danach wollte er auf dem schnellsten Weg nach San Antonio zurückkehren. Brad Malone musste seinen Erfolg entsprechend würdigen und ihn an die Stelle von Stan Emmerson setzen. Und eines Tages würde er vielleicht sogar John Warner ablösen.
Diese Gedanken beseelten Vince Barton und dirigierten sein Handeln.
Carter Prewitt war eine halbe Sekunde lang regelrecht überrumpelt. Der Angriff war so plötzlich erfolgt - war wie eine Explosion gewesen. Doch nun wurde er aktiv und verschaffte sich mit einem Kniestoß Luft. Er ging auf halbe Distanz. Er spürte die Wirkungen von Bartons Schlägen, aber er war hart genug, sie zu ertragen. Er griff sogar an.
Barton sprang zur Seite, wirbelte herum und lief in einen mörderischen Aufwärtshaken. Er ging mit einem Knurren nach vorn, und hängte sich mit beiden Händen an Prewitt. Dessen Hemd zerriss. Im nächsten Moment gab Barton es auf, Prewitt aus dem Gleichgewicht bringen zu wollen und zu Boden zu werfen. Unvermittelt duckte er sich zusammen, stieß sich hoch – und Carter Prewitt konnte gerade noch den Kopf zurücknehmen, bevor Bartons Stirn mit der Wucht eines Pferdetrittes gegen sein Kinn knallte.
Carter Prewitt taumelte rückwärts, stolperte und stürzte. Auf dem Boden rollte er sich sofort zur Seite. Da landete Barton im Hechtsprung schon neben ihm. Carter Prewitt kam hoch. Ebenso Barton. Ihn traf Carter Prewitts Aufwärtshaken, der ihm fast den Kopf von den Schultern riss und ihn rücklings ins Gras warf.
Barton rollte sich herum und kam auf alle viere hoch. Sein Kopf wackelte vor Benommenheit. Speichel und Blut tropften von seinen Lippen. Aber die Besessenheit ließ ihn seine Not überwinden. Er richtete den Oberkörper auf, warf sich mit einem wilden Laut auf den Lippen nach vorn, umklammerte mit beiden Händen Carter Prewitts linkes Bein und zerrte wie verrückt daran. Prewitt ruderte haltsuchend mit den Armen. Aber es gab nichts, woran er sich hätte klammern können. Und so verlor er das Gleichgewicht und stürzte.
Barton kam auf ihn zu liegen, richtete den Oberkörper auf und kniete über ihm. Seine Hände legten sich um Carter Prewitts Hals und drückten ihn zusammen. Prewitt wand sich, warf sich hin und her, schlug von der Seite gegen Bartons Rippen und seinen Kopf, doch der mörderische Fanatismus schien Vince Barton übermenschliche Kräfte zu verleihen. Er ließ nicht locker. Carter Prewitt wollte schreien, doch kein Laut drang aus seiner zugepressten Kehle. Wie wild schlug er mit den Fäusten zu. Er traf die Seite, den Rücken, die Arme und den Kopf Bartons, aber der Druck an seinem Hals ließ nicht einen Augenblick nach. Rote Kreise begannen sich vor seinem Blick zu drehen. Er sah die weit aufgerissenen Augen Bartons über sich und den Willen darin, ihn zu töten. Noch einmal schlug er zu, doch er merkte, dass in seinem Schlag keine Kraft mehr steckte.
Er bringt dich um!, durchfuhr es ihn siedendheiß und die Panik begann sich einzustellen. Seine Lungen fingen an zu stechen. Der Kopf drohte ihm zu zerplatzen, und er war schon auf der Schwelle zur Bewusstlosigkeit,
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