Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
Lord Rahl weitergereicht«, erklärte sie dem Abt, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. »Ich denke, jetzt wissen wir alle, was sie bedeutete.«
Die Stirn gerunzelt, wandte sich der Abt Richard zu. »Man hat Euch persönlich eine bedrohliche Prophezeiung, in der von einem Brand im Palast die Rede ist, übergeben, und Ihr habt niemandem davon erzählt? Ihr habt sie einfach für Euch behalten?«
»Ich hatte ihm eben erst davon berichtet, daraufhin ist er sofort hierhergeeilt«, sagte Lauretta, womit sie Richard unwissentlich davor bewahrte, es selbst erklären zu müssen. »Es war gar keine Zeit, um jemanden zu warnen oder das Feuer noch rechtzeitig zu verhindern.«
Der Abt seufzte bedrückt. »Wie auch immer, Lord Rahl, Ihr wärt gut beraten, die Prophetie etwas ernster zu nehmen; erst recht, wenn eine Prophezeiung Auswirkungen auf das Leben und die Sicherheit anderer haben könnte. Schließlich ist es Eure Pflicht, die Untertanen des D’Haranischen Reiches zu schützen. Ihr seid die Magie gegen die Magie, auf die wir alle um unserer Sicherheit willen angewiesen sind. Prophetie ist Magie, und damit ein Geschenk des Schöpfers, das Ihr ernst zu nehmen habt.«
Nathan warf dem Mann einen wütenden Blick zu. »Ich denke, Lord Rahl nimmt die Prophetie durchaus ernst.«
»Gut«, erwiderte Ludwig. »Sehr gut. Das muss er auch.« Nicht wenige im Hintergrund der Menge bekundeten mit einem Nicken, dass sie derselben Ansicht waren.
Cara ließ den Strafer in ihre Hand schnellen und richtete die rote Waffe auf das Gesicht des Abts. »Von Euch muss sich Lord Rahl weder über seine Verantwortung aufklären lassen, noch, wie er sie auszuüben hat. Lord Rahl ist unser aller Beschützer.«
Aus ihrem tödlichen Ton sprach die unmissverständliche Warnung, dass der Mann im Begriff war, seine Befugnisse zu überschreiten.
Schließlich löste er seinen Blick von Cara und wandte sich wieder Richard zu. »Euer Schwert, Lord Rahl, bietet Euch keinen Schutz vor der Prophetie; noch kann es auch nur einen von uns vor der Zukunft bewahren. Die Prophetie selbst ist unser Schutz.«
»Es reicht.«
Unter Richards stechendem Blick verließ ihn sein Schneid, und er sah zu Boden. Zögernd trat Ludwig einen Schritt zurück und neigte sein Haupt in einer ehrerbietigen Verbeugung. »Wie Ihr befehlt, Lord Rahl.«
In sicherer Distanz machte er kehrt und entfernte sich; worauf sich mehrere der anderen Abgesandten ihm anschlossen.
»Erlaubt, dass ich ihn töte«, knurrte Cara, während sie dem Mann einen finsteren Blick hinterherschickte.
»Lasst mich es tun«, bat Berdine, »die Übung würde mir guttun.«
Richard sah dem sich entfernenden Abt hinterher. »Wenn es nur so einfach wäre.«
»Oh, ich denke, es wäre ziemlich einfach«, meinte Berdine.
Kopfschüttelnd schaute er zu, wie sich das Grüppchen durch den Flur entfernte. »Menschen umbringen, das ist nicht der Weg, mit dem man Frieden schafft.«
Ihrem Gesichtsausdruck nach schien Cara derselben Ansicht zu sein wie Berdine, trotzdem hakte sie nicht weiter nach und griff stattdessen ein anderes Thema auf. »Benjamin möchte Euch sprechen. Ich habe ihm gesagt, ich würde Euch suchen und in den Garten des Lebens bringen.«
40
Als Richard zwischen den geschlossenen Reihen der Palastwache hindurchging und, dicht gefolgt von Zedd, Nathan und Cara, durch die Flügeltür in den Garten des Lebens trat, sah er, dass man bereits ein Baugerüst aufgestellt hatte, auf dessen obersten Planken sich mehrere Arbeiter zu schaffen machten. Während einige von ihnen das verbogene Metall auseinanderschnitten, gingen andere daran, ein neues Rahmenwerk zu errichten, damit sie die Glasscheiben ersetzen und das Dach wieder schließen konnten.
Mittlerweile war die Sonne aufgegangen und erfüllte den riesigen Raum mit wohltuender Helligkeit. Soldaten der Ersten Rotte gingen Patrouille und hielten ein Auge auf die Arbeiter oben, in der Nähe der Lichtquelle, behielten aber auch die Öffnung in das Dunkel unterhalb im Blick.
Es verunsicherte Richard, so viele Menschen im Garten des Lebens zu sehen; er hatte es sich angewöhnt, ihn als sein privates Refugium zu betrachten. Jahrtausendelang hatten seine Vorfahren bezüglich dieses Gartens vermutlich ganz ähnlich empfunden, einen Ort, den die gelegentliche Entfesselung der mächtigsten existierenden Magie zu einem überaus gefährlichen Aufenthaltsort machte, der die meiste Zeit aber auch Ruhe und stille Abgeschiedenheit bot.
Benjamin, gerade
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