Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
wechselte Blicke untereinander. Herzogin Marple stellte ihre Tasse auf dem niedrigen Tischchen ab, beugte sich leicht vor und blickte hoch zu Königin Orneta. »Ihr wollt also tatsächlich behaupten, dass Lord Rahl und die Mutter Konfessor Handlanger des Hüters sind?«
Orneta war nicht entgangen, dass die Gute eindeutig eher entrüstet als ungläubig klang – zumal die Begeisterung über derart infames Gerede ihre Augen glänzen ließ. Manche Leute fanden eben nichts ergötzlicher, als die Mächtigen mit einem unappetitlichen Skandal zu Fall zu bringen.
Orneta hingegen war weder an Gerede interessiert noch daran, die Mächtigen mit Dreck zu bewerfen. Ihr Antrieb war ein weitaus wichtigeres Anliegen. Dieses verabscheuungswürdige Verhalten interessierte sie wegen seiner Auswirkungen für sie persönlich und ihr Volk.
Während der vergangenen Tage hatte Orneta intensive Gespräche mit diesen Leuten geführt, die nun, hinter vorgehaltener Hand, einander ihre ernste Besorgnis bekundeten. Sie gehörten jener Gruppe von Abgesandten an, die am meisten wegen der Prophetie beunruhigt waren, denn sie glaubten fest an sie und versprachen sich von ihr eine Hilfe auf ihrem künftigen Lebensweg. Dass Lord Rahl und die Mutter Konfessor ihnen dies vorenthielten, verstimmte sie zutiefst. Sie hatten das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.
Und dafür konnte es, wie sie in den vertraulichen Gesprächen mit Orneta und Ludwig erfahren hatten, nur eine Erklärung geben.
Orneta deutete mit einer Handbewegung auf Ludwig. »Wie Abt Dreier dargelegt hat, hat man in den Prophezeiungen zahlreiche Passagen gefunden, in denen Lord Rahl als ›Bringer des Todes‹ bezeichnet wird. Nun bereitet es mir weder sonderliche Freude, Euch dies mitzuteilen, noch müsst Ihr meinen Worten Glauben schenken. Gleichwohl liegt das Quellenmaterial vor, auch wenn ich bezweifele, dass es klug wäre, Lord Rahl zu bitten, Euch Einblick zu gewähren. Solltet Ihr jedoch darauf bestehen, Euch mit eigenen Augen ein Urteil zu bilden, so wäre Bischof Arc, wenn auch mit gewissen Vorbehalten, bereit, es Euch zu zeigen.«
Die Vorstellung, dass der Hüter des Totenreichs Einfluss auf ihre Anführer nehmen, sie gar für seine Zwecke missbrauchen könnte, war zweifellos besorgniserregend. Auch wenn die meisten es nicht glauben mochten, ließen sich die Beweise schwerlich bestreiten.
»Wer außer dem Schöpfer selbst, der alles erschaffen hat, wäre imstande, in die Zukunft zu schauen?«, fragte Ludwig in die Runde. »Und da Er alles weiß, wodurch würde Er wohl uns, die wir seine Geschöpfe sind, vor den Gefahren warnen, die Er in der Zukunft sieht?«
Alle beugten sich mit großen Augen ein wenig weiter vor. »Mithilfe der Prophetie«, beantwortete er seine Frage selbst. »Der Schöpfer bedient sich der Omen, um uns vor den Gefahren zu warnen, die Er allein zu sehen imstande ist. Ihr werdet mir gewiss zustimmen, dass der Namenlose großes Interesse daran hätte, ebendieses Mittel, das unserer Erlösung dient, zu unterdrücken. Würde er sich nicht der Vertrauenswürdigsten unter uns bemächtigen wollen, um uns diese Prophezeiungen vorzuenthalten und auf diese Weise sicherzustellen, dass wir nur umso leichter ein Opfer des Todes werden?«
Die Schlussfolgerung lag auf der Hand. Wenn Lord Rahl und die Mutter Konfessor diesen Anführern die Prophezeiungen vorenthielten, dann nur, um dem Hüter in die Hände zu spielen.
Dieses Fazit war ernüchternd, zudem eines, das sie nicht auf die leichte Schulter nehmen konnten und das selbst in den Augen der Herzogin weit über bloßes Gerede hinausging. Orneta fand, dass sie vielleicht einer kleinen Demonstration angemessener Entschlossenheit bedurften, um sich zu einer Entscheidung durchzuringen, wie dagegen vorzugehen sei.
Sie fasste Ludwigs Arm mit lockerem Griff. »Würdet Ihr Bischof Arc bitte ausrichten, dass wir in Fragen der Prophetie ein wenig Führung seinerseits gebrauchen könnten? Richtet ihm aus, dass nicht wenige von uns hier, wie er auch, die Prophetie als entscheidend für unsere Zukunft betrachten, und dass ich mich, für meinen Teil, entschieden habe, ihm als Gegenleistung für seine Hilfe meine persönliche Loyalität sowie die meines Volkes anzudienen.«
Wieder setzte augenblicklich das Getuschel ein; auch das eine oder andere beipflichtende Nicken war zu sehen.
Ludwig verneigte sich. »Selbstverständlich, Königin Orneta. Ich bin sicher, Bischof Arc fühlt sich durch Eure Worte geehrt. In seinem
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